Claudia Klüppelberg Das Risiko im Blick

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Aus Niederlagen wird Profit geschlagen

Claudia Klüppelberg ist mittendrin in dieser aufregenden, sich rasend schnell verändernden Forschungsszene. Nach ihrer Zeit als Assistentin und Privatdozentin in Zürich erhält sie im Jahr 1995 einen Ruf auf eine Professur in Mainz, zwei Jahre später wechselt sie auf den Lehrstuhl nach München. Nur dem Privatleben tut die steile Karriere nicht gut. Ihr Mann und sie trennen sich, „im Guten“, wie sie sagt, aber eben doch auch, weil es für ihn schwierig ist zu akzeptieren, dass sie inzwischen erfolgreicher ist als er. Neben viel beachteten Veröffentlichungen, Büchern und Vorträgen zeigt Claudia Klüppelberg ein großes Talent für Organisatorisches. Sie weiß das, so wie sie auch ihre Schwächen nicht verschweigt: „Ich bin keine Meisterin der Theorie, eher eine Problemlöserin“, sagt sie, und sich selbst ordnet sie mit sympathischem Understatement in die „oberste, aber nicht in die Top-Liga“ ein. Dabei managt sie einen Riesenlehrstuhl, an dem vier Assistenten, vier Doktoranden und zehn Diplomanden sowie zahlreiche Gäste arbeiten. Dass sie nur zwei Jahre nach ihren Anfängen in München ein neues Institut mitgegründet hat, das die Hypo Vereinsbank mit 5,5 Millionen Euro fördert, bringt ihr den Respekt der Kollegen und Politiker ein – und zahlreiche Auszeichnungen. Selbst aus Niederlagen schlägt sie Profit. Nachdem ein Antrag für eine Graduiertenschule im Rahmen der Exzellenzinitiative erfolglos war, überlegte Claudia Klüppelberg, wo sie Drittmittel finden könnte. Und kam auf die Idee, sich am Projekt „Energie 2030“ der Münchner Ingenieurschule zu beteiligen und mithilfe mathematischer Methoden Energiepreise vorherzusagen. „Das Thema ist jetzt natürlich ein Renner“, sagt sie.

Gut bezahlte Jobs dank Mathematik

Auch mal eine Schlappe einzustecken und trotzdem weiterzumachen, die eigenen Stärken auszunutzen – das sieht sie als typisch männliche Eigenschaften, die Frauen eher abgehen. Aber Nachteile hat sie selbst nicht gespürt. Nur einmal, ist sie sich sicher, hat man sie bei einer Berufung nicht auf die Liste gesetzt, weil man lieber den Mann haben wollte. Jungen Frauen empfiehlt sie gerne, Mathematik zu studieren, weil es ein spannendes Fach ist und viele Berufe ermöglicht. „Gut bezahlte Jobs“, sagt Klüppelberg, im Gegensatz zu den sozialen Fächern, bei denen man finanziell immer auf der Verliererseite sei. Wer es so weit gebracht hat wie sie, der muss doch noch weiter wollen? Gibt es etwas, was sie mehr reizt, vielleicht eine Stelle in den USA oder eine besser bezahlte Position bei einer Bank? Claudia Klüppelberg zögert keine Sekunde – sie brauche nicht mehr Geld für sich und sie schätze die Unabhängigkeit und Freiheit eines Lehrstuhls. Sie fühlt sich in München wohl, wo sie einen neuen Partner gefunden hat und ihren Hobbys Radfahren und Wandern nachgehen kann. Und sie weiß, wie viel Glück sie hatte, wenn sie daran denkt, von wo aus sie gestartet ist: „Mein Leben ist rund.“

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