Coaching Die zweifelhaften Methoden vieler Karriereberater

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MItarbeiter lassen sich von Coaching begeistern - die schwarzen Schafe nennt niemand Quelle: Thomas Fuchs

Tatsache ist: Vergleichbare Coaching-Angebote, die mit einer angeblich einzigartigen Supermethode ihre Nische gefunden haben, gibt es zu Tausenden. Deren zusammengeklaubte Kalenderweisheiten haben allerdings häufig den Effekt einer Sonntagspredigt: gar keinen. Schlimmstenfalls beladen die freiberuflichen Coaches ihr Klientel mit so viel Energie und Frische, dass auf den Höhenflug im Kurs der baldige Absturz im Alltag folgt.

Coaching ist ein ebenso umkämpfter wie lukrativer Markt. Etwa 35 000 Coaches buhlen um die Gunst der Klienten, schätzt der Deutsche Bundesverband Coaching. Mehrere Hundert Millionen Euro setzen sie jedes Jahr um. Zutrittsbarrieren gibt es keine, Coach kann sich jeder nennen – selbst Astrologen, Heilpraktiker oder Hundetrainer.

Zwar entlarven sich Angebote wie Bachblüten-, Hypno- oder Kinesiologie-Coaching schon beim ersten Blick als Humbug, der mit der Sehnsucht nach Lebenshilfe und Selbstverwirklichung abkassieren will. Doch es gibt auch elegantere Auftritte – jene in der Grauzone zwischen Professionalität und Scharlatanerie, die selbst Branchenkenner ratlos machen.

Urteile über die Qualität von Coaching sind schwierig

Allein die Nachfragen der WirtschaftsWoche zu „DreamGuidance“ ernten bei zahlreichen Kollegen und Fachverbänden Achselzucken. Ein renommierter Coach, der nicht namentlich genannt werden will, kritisiert zwar Morriens „aggressives Marketing“. Er höre aber auch „viel positives Feedback aus dem Markt“.

Ein anderer bezweifelt die beworbene „Wissenschaftlichkeit“ des Konzepts. Aber deswegen schon Scharlatanerie? Zu dem Urteil mag sich keiner durchringen.

In einem Punkt schießt Morrien zumindest über das Ziel hinaus: Die von ihr beauftragte „Langzeitstudie der Universität Hannover“, mit der sie auf ihrer Homepage wirbt, entpuppt sich als Klienten-Befragung durch eine Projektmitarbeiterin am dortigen Institut für Wirtschaftsinformatik. Zufällig arbeitet diese selbst auch als freiberuflicher Coach.

Coaching ist ein „Vertrauensgut“, definiert die Wirtschaftswissenschaft. Findige Anbieter wissen, dass man ein solches mit bestimmten „Signalen“ ausstaffieren muss, um Vertrauen zu gewinnen: etwa mit Zertifikaten, Referenzen oder Publikationen. Das Problem ist jedoch, dass sich auch zweifelhafte Psychomethoden und Schaumschlägerei derart tarnen.

Das weiß kaum einer so gut wie Christopher Rauen. Der 42-Jährige ist Vorsitzender des Deutschen Bundesverbands Coaching und hat „in den letzten zehn Jahren nichts erlebt, was es nicht gibt“. Die Beschwerden, die Rauen erreichen, kommen nicht von labilen Pechvögeln, sondern von gestandenen Führungskräften, die an den Falschen geraten sind. „Da ist keiner vor gefeit“, sagt Rauen.

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