Coaching Ein Coach für alle Fälle

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"Misstrauisch sollte jeder werden, dem vollmundige und nebulöse Versprechen gemacht werden"

Doch die Marktkräfte wirken bereits.

Weil die Zunft bislang versäumt hat, sich selbst auf Minimalstandards zu einigen, etablieren nun die Unternehmen Qualitätsstrukturen. Viele Konzerne führen derzeit regelrechte Bewerbungsprozesse durch, um sich sogenannte Coaching-Pools aufzubauen – also eine feste Zahl handverlesener Coachs und Trainer, von denen die Personalentwickler hernach sicher wissen, dass sie auch halten, was sie versprechen.

Dabei achten sie penibel auf den Nachweis einer anerkannten Ausbildung sowie auf das Beherrschen verschiedener Methoden und „auf eine erkennbare Spezialisierung“, sagt etwa Isabel Witte, Head of Career Counseling bei der Boston Consulting Group. Auch sie hat für die Beratung gerade einen 25-köpfigen Pool aufgebaut.

Die Spezialisierung könnte beiden Seiten helfen: Ernst zu nehmende Coachs können sich damit besser von Scharlatanen abheben; die Zunft wiederum könnte sich so „mehr Struktur und Transparenz geben“, sagt Theo Peters, Professor für Organisation und Projektmanagement an der FH Bonn-Rhein-Sieg und Co-Autor einer aktuellen Studie über Führungskräfte-Coaching. »

Jene Transparenz sei bitter nötig, schließlich haben 40 Prozent der Unternehmen vor, ihre Coaching-Angebote künftig deutlich auszubauen, so ein Ergebnis besagter Studie.

Kritiker bemängeln zugleich, die zunehmende Profession erzeuge nur eine Scheinsicherheit. So geben hinter vorgehaltener Hand einige Ausbilder zu, dass bei ihnen neuerdings manch altgedienter Kollege anklopft, "um seinen Schein abzuholen". Denn nur so habe er eine Chance, in einen der neuen lukrativen Pools aufgenommen zu werden.

Letztlich hängt es also doch wieder am Einzelnen, zu prüfen, wem er sich anvertraut, wie der Coach seine Leistung definiert, wie er Erfolg und Vertraulichkeit sicherstellt, welche Kompetenzen und Referenzen er nachweisen kann und wie er am Ende abrechnet.

Misstrauisch sollte jeder werden, dem vollmundige und nebulöse Versprechen gemacht werden. Das vielleicht wichtigste Kriterium aber ist die Chemie zwischen Coach und Coachee: Nur wer seinem Coach voll und ganz vertraut, kann von der Beratung profitieren.

Wie das im Einzelfall aussehen kann und wie Sie für sich Coaching optimal einsetzen, soll Ihnen dieser zweiteilige Coaching-Report zeigen.

Im ersten Teil kommen vor allem die Experten zu Wort. So haben wir den Psychologen und Manager-Coach Christopher Rauen im Interview gefragt, wo die Grenzen von Coaching liegen, der Headhunter und Partner der Personalberatung Ray & Berndtson, Franz-Josef Nuß wiederum schreibt in einem Gastbeitrag über das Risiko, sich zu outen, dass man gecoacht wird. Zudem können Sie in einem kompakten Test in der Printausgabe herausfinden, ob ein Coaching derzeit für Sie infrage kommt.

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