Code-Kapital Sind Algorithmen besser als Menschen?

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Logik statt Gefühl

In Bereichen, in denen eine nüchterne Analyse effektiver ist als das Bauchgefühl, können Algorithmen entsprechend hilfreich für Unternehmen und deren Kunden sein. Im strategischen Einkauf beispielsweise können Algorithmen die Qualität der Kaufentscheidungen verbessern, wie  Marcus Schüller, Einkaufs-Experte und Head of Operations Consulting bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, sagt. „Algorithmen sind eine logische und konsequente Weiterentwicklung der Automatisierung im Einkauf.“

So kann der Computer feststellen, wann der günstigste Zeitpunkt ist, Kupfer zu bestellen, damit weder das Lager aus allen Nähten platzt noch die Produktion ins Stocken gerät. Auch das Vergleichen der Preise, Lieferanten oder Produzenten beherrscht der Algorithmus sehr viel schneller als ein Mensch.

Schüller bestätigt: „Die analytischen Möglichkeiten einer Maschine sind um ein Vielfaches höher als die eines Menschen, der im Vergleich dazu nur in wenigen Szenarien gleichzeitig denken kann.“ Die Daten auswerten und sich entscheiden muss der aber immer noch selbst. Anders als der Computer entscheidet sich der Einkäufer dann vielleicht für den teureren Produzenten, weil der nützliche Geschäftskontakte verspricht.

Künstliche Intelligenz in Aktion

Für einen Computer käme eine derartige Entscheidung nicht in Frage. Schließlich handelt der streng nach seiner Logik. Was in vielen Fällen deutlich besser sein kann.  "Noch immer wird in Deutschland aus Bequemlichkeit oder weil man seinen Bauch fragt, Geld falsch angelegt. In teure Fonds, heiße Anlagetipps, in Lieblingsunternehmen oder aufs vermeintlich sichere Sparbuch", so Quirion-Chefin Anna Voronina.

Ganz uneigennützig ist diese Aussage allerdings nicht. Quirion ist ein sogenannter Robo Advisor, also ein algorithmusbasierter Vermögensberater mit computergestützter Portfolioverwaltung. Sprich: Einer der das Geld der Kunden anlegt, beziehungsweise Anlageempfehlungen ausspricht, ohne eigenen Interessen oder dem Herdentrieb zu folgen, in fallende Messer zu greifen oder sonstige typische Anlegerfehler zu machen. Oder wie Sven Korschinowski, Digital Banking-Experte und Partner bei KPMG, sagt: „Ein Algorithmus verkauft der 91-jährigen Oma keinen Bausparvertrag.“  Der Algorithmus hat zwar kein Mitgefühl, aber auch keine kriminelle Energie.

Die Entwicklungsstufen Künstlicher Intelligenz

„Auf den ersten Blick macht der Gedanke an einen Robo Advisor vielleicht Angst, auf der anderen Seite ermöglichen Algorithmen und Robo-Advisor-Plattformen der breiten Masse die Geldanlage: Während klassisches Wealth-Management mit dem persönlichen Berater nur für wenige erschwinglich ist, kann man bei Robo-Advisor-Plattformen schon 10, 50, 1000 oder 10.000 Euro anlegen“, so Korschinowski. „Die Hürden für eine Anlage sinken dadurch erheblich. Ob ein Investment von zehn Euro sinnvoll ist, sei mal dahingestellt, aber den Gedanken finde ich eigentlich nicht schlecht.“

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