IMD und Cisco prognostizieren, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre durchschnittlich vier der zehn umsatzstärksten Firmen jeder Branche aufgrund des digitalen Wandels aus den Top Ten verdrängt werden.
Das Problem ist bloß: Leider gibt es keine Blaupause, keine Best Practices, keine Präsentation und sicherlich keine „Vier Dinge, die Sie tun sollten, um...“-Liste, die Unternehmen hinzuziehen und direkt auf ihr Geschäftsmodell übertragen können.
Zum Autor
Dwight Cribb ist Gründer und Geschäftsführer von Cribb, einem Executive Search-Unternehmen, das sich auf die Besetzung von Vorstands-, Geschäftsführungs- und Board-Positionen mit ausgeprägter Digitalkompetenz fokussiert. Seit 1998 berät der Brite mit Hamburger Wurzeln Unternehmen der Digitalen Wirtschaft und solche, die sich den Herausforderungen des digitalen Wandels stellen. Er kennt die Menschen, die Prozesse und die Herausforderungen der digitalen Welt.
Das liegt zum einen daran, dass Digitalisierung ein kontinuierlicher Vorgang ist. Keine Einzeldisziplin, kein Leuchtturmprojekt, sondern ein ganzheitlicher, extrem komplexer Prozess. Jedes Unternehmen steht dabei vor ganz eigenen Herausforderungen.
Zum anderen befinden wir uns alle in einer noch nie dagewesenen Situation: Der vierten industriellen Revolution, die mit einer umwälzenden Kraft daherkommt und nicht nur die Wirtschaft, sondern die gesamte Gesellschaft verändert.
Wie Ihr Unternehmen digital fit wird
Machen Sie die Digitalstrategie zur Chefsache. Entwickeln Sie ein Gespür dafür, wie sich veränderte Kundenerwartungen auf Ihr Geschäft auswirken. Transportieren Sie dieses Bewusstsein ins Unternehmen.
Wie sieht Ihr Unternehmen in fünf Jahren in einer digitalisierten Welt aus? Machen Sie sich klar, wie Sie künftig mit Kunden interagieren, welche Innovationen Sie bis dahin eingeführt und wie sich Ihre internen Prozesse geändert haben müssen.
Sobald Sie Ihre Strategie entwickelt haben, starten Sie mit der Umsetzung – mit kleinen, schnellen Schritten und überschaubaren Projekten. Schaffen Sie Inseln mit optimiertem organisatorischem, technologischem und kulturellem Rahmen – inklusive neuer Anreizsysteme, die die Ziele Ihrer Digitalstrategie unterstützen.
Messen Sie die Effekte Ihrer Projekte, und kommunizieren Sie Erfolge nach innen und außen.
Nach fast zwei Dekaden als Personalberater im Digital-Umfeld und dank der Einblicke in unterschiedlichste Unternehmen gibt es für mich aber zumindest eine sichere Erkenntnis: Fehlt es an digitaler Kompetenz und klarem Bekenntnis zur Digitalisierung auf der obersten Führungsebene, ist die digitale Transformation von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Ein Unternehmen ganzheitlich zu wandeln bedeutet, einen schmerzhaften Prozess einzuleiten. Vor allem erfordert es jede Menge Mut.
Es gilt, Barrieren aufzubrechen; Mitarbeiter zu Veränderungen zu ermutigen; diejenigen gehen zu lassen, die den Weg nicht beschreiten können oder wollen; Fehler zuzulassen, lernfähig zu sein, neue Ansätze auszuprobieren und wieder zu verwerfen; und zu riskieren, Anteilseigner zu enttäuschen, weil die Ergebnisse eventuell hinter den kurzfristig erwarteten Gewinnen zurückbleiben.
So haben sich Unternehmen auf die Digitalisierung vorbereitet
Mehr als in Drittel aller Unternehmen bereitete sich durch digitales Management der Personalverwaltung vor. In der Studie waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: Edenred-Ipsos-Barometer 2015, "Wohlbefinden & Motivation der Arbeitnehmer"
An zweiter Stelle steht die Virtualisierung der Arbeitsplätze (28 Prozent), etwa durch virtuelle Desktops oder eine Ausstattung für Telefonkonferenzen.
Den dritten Platz teilen sich zwei Maßnahmen: die Einrichtung eines sozialen Firmennetzwerks sowie das Angebot von E-Learning (jeweils 25 Prozent).
18 Prozent der Unternehmen trafen Vereinbarungen zur Telearbeit
16 Prozent der befragten Unternehmen haben an ihrer Webseite gearbeitet.
13 Prozent der Unternehmen haben sonstige Maßnahmen ergriffen
Fünf Prozent der Unternehmen haben eine "BYOD" (bring your own device) Politik eigeführt.
Ein Drittel der befragten unternehmen gab an, keine der aufgeführten Maßnahmen zur Vorbereitung auf die Digitalisierung umgesetzt zu haben
So mutig ist niemand allein, der die Verantwortung für das aktuelle Geschäft, die Mitarbeiter und im Zweifel die eigene Familie hat – oder kurz vor der Rente steht.
Digitale Transformation im Team
Insofern ist klar: Nur als Team kann die digitale Transformation gelingen. Und nur mit einem klaren Bekenntnis zur Digitalisierung – formuliert und vorangetrieben von der obersten Führungsriege – lässt sich Veränderung im Unternehmen überhaupt anstoßen. Dafür müssen CEO, Digital-Verantwortlicher, Aufsichtsrat und Beirat eine echte Allianz bilden, die Mission muss unmissverständlich sein: Die Digitalisierung des Unternehmens ist sowohl eine unabdingbare Notwendigkeit als auch eine einmalige Chance, die nur gemeinsam erfolgreich realisiert werden kann.
Vier Tipps für eine digitale Zukunft
Sicher, auch dieser Rat ist leichter gesagt als getan. Daher vier Tipps, die es auf der Führungsebene braucht, um Unternehmen in Richtung digitale Zukunft zu entwickeln:
1. CEOs müssen sich die Digitalisierung zu Eigen machen. Ist es doch ihre zentrale Aufgabe, die Weichen für zukünftigen Unternehmenserfolg zu stellen. Und dafür gilt es, eine klare Digitalvision zu formulieren – was Umfragen zufolge bislang nur rund jeder vierte CEO erledigt hat.
Auf welche Bereiche wirkt sich die Digitalisierung im Arbeitsalltag aus?
47 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sich die Digitalisierung positiv auf das eigenständige Arbeiten auswirkt. 37 Prozent spüren keine Auswirkung, zehn Prozent beklagen negative Einflüsse.
Quelle: Edenred-Ipsos-Barometer 2015, "Wohlbefinden & Motivation der Arbeitnehmer"
45 Prozent sagen, dass die Digitalisierung die Zusammenarbeit verbessert, 13 Prozent sehen eine Verschlechterung.
43 Prozent spüren einen positiven Einfluss der Digitalisierung auf ihre Lebensqualität im Job, 36 Prozent merken gar keine Veränderung und 15 Prozent spüren negative Einflüsse auf die Teamarbeit.
Die Zusammenarbeit mit Kunden verbessert sich laut 42 Prozent der Befragten. Neun Prozent sehen hier eine Verschlechterung.
Eine Verbesserung durch die Digitalisierung erleben 41 Prozent, elf Prozent beklagen negative Einflüsse.
43 Prozent sagen, dass die Digitalisierung an den Kompetenzen nichts verändert hat. 40 Prozent sehen einen positiven Einfluss und acht Prozent einen negativen.
40 Prozent fühlen sich durch die Digitalisierung bei der Arbeit motivierter, bei elf Prozent sehe es durch die Digitalisierung schlechter aus mit ihrer Motivation. Für 43 Prozent hat sich durch die Digitalisierung nichts an ihrer Motivation verändert.
Dank der Digitalisierung können 34 Prozent der Befragten berufliches und privates leichter vereinen. Bei 16 Prozent ist es dagegen schwieriger geworden, beides unter einen Hut zu bekommen. 42 Prozent spüren keine Veränderung.
Bessere Chefs dank Digitalisierung? Keine Veränderung bemerkten 42 Prozent. Einen positiven Einfluss glauben 28 Prozent bei ihren Vorgesetzten bemerkt zu haben, eine Verschlechterung beklagten 28 Prozent.
2. Um den CEO bei der Entwicklung und Ausgestaltung der Digitalstrategie zu unterstützen und zu beraten, bedarf es eines Digital-Verantwortlichen oder Chief Digital Officer. Er verantwortet und gestaltet die operative Umsetzung des Transformationsprozesses über sämtliche Unternehmensbereiche hinweg. Wenn alles digital ist, wird seine Rolle sicher in anderen aufgehen – aber so weit sind wir in Deutschland noch nicht.
3. Berufen Sie Digital-Experten in Ihren Aufsichtsrat. Zum einen bedarf es für weitreichende Entscheidungen wie Investitionen in neue Segmente oder das Abstoßen von altem Geschäft der Unterstützung Ihres Kontrollgremiums. Zum anderen können in einem paritätisch besetzten Aufsichtsrat die Arbeitnehmervertreter notwendige Veränderungen an die Mitarbeiter vermitteln.
4. Einen Perspektivwechsel ermöglicht ein externes Digital Advisory Board. Es prüft die Digitalstrategie, erarbeitet Ergänzungen oder Alternativen, schiebt Initiativen und Optimierungsmöglichkeiten an und setzt Impulse für das Unternehmen und dessen Mitarbeiter. Stellen Sie aber sicher, dass Ihr Digitalbeirat nicht nur ein PR-Gag ist, sondern einen wirklichen Beitrag leisten kann.
All diese Personen sollten das Ausmaß der Veränderungen bereits verinnerlicht haben. Sie treffen Entscheidungen auf Basis ihres digitalen Knowhows und ihres Verständnisses für die Marktentwicklungen und gehen mit ihrem Blick für neue Möglichkeiten als innovative Impulsgeber voraus. Das Wichtigste aber ist: Sie verstehen sich als Team, das Hand in Hand und konsequent daran arbeitet, das Unternehmen in Richtung digitale Zukunft zu entwickeln.