




WirtschaftsWoche: Herr Tücking, Sie tragen heute einen mittelblauen Einreiher, zwei Knöpfe, weißes Hemd, gestreifte Krawatte, weißes Einstecktuch, Manschettenknöpfe und braune Oxford-Schnürschuhe – auf einer Skala von eins bis zehn: Wie mächtig sind Sie?
Tücking: Also ich belege mit Sicherheit keine zehn auf der Skala, dafür bin ich zu modisch angezogen. Als Chef eines Dax-Konzerns kleidet man sich anders.
Und wie?
Ein brauner Schuh zum Beispiel ist auf der Vorstandsetage nicht gern gesehen, dort trägt man traditionell schwarz. Der Schuh ist generell sehr wichtig. Er sollte immer rahmengenäht sein und einen klassischen Schnitt haben, etwa einen Monk, Cap Toe oder Half Brogue. Dazu einen schmal geschnittenen Einreiher, eine seidene Krawatte, Manschetten-Knöpfe – das ist der moderne Dresscode der Mächtigen.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Und was ist mit Managern à la Martin Winterkorn, der immer noch am liebsten weit geschnittene Zweireiher mit Nadelstreifen trägt?
Früher, etwa zu Zeiten der Deutschland AG, waren die Manager sicherlich noch ganz anders gekleidet. Aber das klischeehafte Bild des dickbäuchigen Unternehmenslenkers mit fetter Zigarre ist überholt. Heute gehört eine gewisse Fitness zum Dresscode der Macht. Dadurch sind die Anzüge heute körperbetonter und sportlicher geschnitten. So kann auch ein Zweireiher modern wirken. Aber egal ob Ein- oder Zweireiher: Der Anzug muss perfekt sitzen, die Umschlagmanschette muss exakt 1,5 Zentimeter unter dem Jackenärmel hervorschauen, der Krawattenknoten muss korrekt gebunden sein. Ich erkenne am Knoten sofort, ob der Träger geübt ist oder den Binder nur mit Wiederwillen trägt.
Zur Person
Ebbo Tücking gründete 1999 gemeinsam mit seinen Partnern Christian Tietz und Ulrich Hesse das erste Geschäft von Cove & Co in Essen. Mittlerweile unterhält das Trio elf Geschäfte in Deutschland und der Schweiz.
Welche modischen Fehltritte gilt es noch zu vermeiden?
Der bekannteste Fauxpas ist sicherlich Socken statt Strümpfe zum Anzug zu tragen. Ein nacktes Männerbein ist auf der Chefetage tabu. Ebenfalls zu vermeiden sind Hemden mit Brusttasche, vor allem um darin Zigaretten oder Stifte zu lagern.