Feelgood-Manager Wohlfühl-Manager dürfen kein Alibi sein

Wer einen Feelgood-Manager einstellt, hat sich dafür entschieden, etwas für das Wohl der Mitarbeiter im Haus zu tun. Aber wie entsteht Wohlbefinden überhaupt? Und kann ein Feelgood-Manager es steigern?

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Wenn es um Investitionen in die Mitarbeiter geht, heißt es immer wieder: Wohlbefinden ist ein „nice to have“, kein „must have“. Arbeitsrechtlich gesehen ist das richtig. Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers erstreckt sich zwar auch auf die Pflicht zum Schutz von Leben und Gesundheit, doch meint dies eher die zur Verfügung gestellten Arbeitsmittel und die Arbeitsumgebung. Das Hauptinteresse liegt auf der Sicherstellung der Betriebsabläufe im Interesse des Unternehmens, nicht des Einzelnen.

Solange Manger dafür bezahlt werden, dass die Zahlen stimmen und nicht, dass Menschen sich wohlfühlen, gesund sind und gern bleiben, wird es eine Herausforderung sein, die Ergebnisse der Forschung in den Unternehmenskontext zu bringen.

Die jetzigen Zeiten steigender Stressbelastung kosten nach Angaben rund sechs Milliarden Euro jährlich. Dazu kommen Kosten für sogenannten Präsentismus - wenn Mitarbeiter trotz Krankheit am Arbeitsplatz sind - von 2399 Euro pro Mitarbeiter im Jahr. Nach einer Studie von Booz & Company ergibt sich ein gesamtwirtschaftlicher Schaden von neun Prozent des Bruttoinlandsproduktes: 225 Milliarden Euro. Hinzu kommt der Kampf um Fachleute und die Demografiefalle, sodass Unternehmen sich gezwungen sehen, auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter anders zu bewerten.

Denn solange sich keiner für das Wohlbefinden der Menschen in Unternehmen verantwortlich fühlt, wird es dies auch nur bedingt geben.

So hoch empfinden die Deutschen die Stressbelastung bei der Arbeit

Viele junge Unternehmen stellen deshalb Feelgood-Manager ein. Wohlfühlmanager also. Deren Job ist es, die Mitarbeiter glücklich zu machen - eben für ihr Wohlbefinden zu sorgen. Um eine Antwort auf die Frage zu finden, wie das funktionieren soll, muss man wissen, wie Wohlbefinden entsteht.

In der so genannten authentischen Glückstheorie wird Glück durch drei messbare Elemente beschrieben, deren Ergebnis Lebenszufriedenheit ist:

  • Das sind als erstes positive Emotionen (wie Liebe, Freude, Wärme), die zu einem angenehmen Leben führen.
  • Das zweite ist Engagement. Dieses führt über Einsatz und Anstrengung in den sogenannten Flowzustand, in dem wir in unserem Tun voll aufgehen. Zum Flow führt beispielsweise der Einsatz unserer Stärken. 24 davon sind definiert, darunter Mut, Freundlichkeit oder Humor. Je besser wir unsere Stärken kennen und einsetzen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, in einen Flow zu kommen. Der Preis ist allerdings Einsatz und Anstrengung.

  • Der dritte Bestandteil ist Sinn. Menschen streben nach Bedeutung und Sinn im Leben.

Der authentische Glücksansatz ist eindimensional: Wir sind auf uns selbst bezogen. Im Zentrum stehen die guten Gefühle. Wir entscheiden uns danach, wie glücklich uns etwas machen wird, und danach, wie viel Lebenszufriedenheit etwas bringt. Träfe dieser Ansatz zu, würde allerdings niemand etwas tun, was ihn nicht glücklich macht.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%