Die in Essen ansässige Kette FitX, die jährlich 20 neue Studios eröffnen möchte, setzt dieses Jahr vor allem auf innovative Technik: Die LCD-Wände in allen Studios werden dazu genutzt, Stimmung und Atmosphäre während des Kurses anzupassen. So werden bei Yoga-Kursen etwa ruhige Landschaftsbilder abgespielt, bei Spinning-Kursen hingegen rasante Fahrten auf der Straße simuliert.
Einen weiteren Teil der Neuerung sieht der Kunde nicht: Statt individueller, vom Trainer ausgewählter Musik wird von der Zentrale künftig die Beschallung über Server aufgespielt. Bei Yogakursen kommt die Stimme für die sogenannte „Schlussentspannung“ künftig ebenfalls von einem professionellen Sprecher vom Band. Zum einen ist so in allen Studios der Standard einheitlich. Zum anderen soll die gewünschte beruhigende Wirkung durch die Stimme eines professionellen Sprechers erhöht werden.
Yoga in der Schwebe
Wie viel Entspannung die Kunden des neuesten Yoga-Kurses der Holmes Place am Berliner Potsdamer Platz erleben, bleibt abzuwarten. AntiGravity Yoga nennt sich das jüngste Produkt, das Mitte Februar anläuft: Dabei schweben die Teilnehmer in einer Art Trapez über dem Boden.
So schaukeln die Entspannung suchenden Menschen frei in der Luft mit einer Trainingsmöglichkeit, die „zuvor für unsere Mitglieder weder sicher noch praktisch waren“, sagt Nadine Döring, Group Fitness Manager bei Holmes Place. Die Versprechungen sind groß: Angeblich verlassen die Teilnehmer den Kurs „und sehen gleich ein paar Jahre jünger aus“.
Ob AntiGravity Yoga, Zumba oder Jumping Fitness – eine Vielzahl von Innovationen sind Entwicklungen, die von den Studios über Lizenz eingekauft werden. Die Kundschaft braucht Abwechslung, um sich bei den im Prinzip immer gleichen körperlichen Anforderungen nicht zu langweilen. „Die Menschen möchten immer wieder neue Namen und Konzepte. Aus Sicht der persönlichen Motivation ist das auch gut“, sagt Alexander Pfitzenmeier, Geschäftsführer der Akademie für Fitness, Wellness und Gesundheit (IFAA) in Schwetzingen.
Fakten zu Studios
In Deutschland zählt die Fitnesskette Mrs.Sporty, die ausschließlich für Frauen zugänglich ist, die meisten Studios. Im Mai 2015 waren es 425 Stück. Auf dem zweiten Platz lag Clever Fit mit 228 Studios vor Bodystreet mit 195 Filialen. Erst auf Platz Vier landet der Branchenführer nach Mitgliedern, McFit, mit 166 Studios. Wenn alle Anlagen zusammengerechnet wurden, hatte Deutschland im Jahr 2014 mit 8000 Fitness-Anlagen vor Italien (6695) und Großbritannien (6112) die meisten in Europa.
Die deutsche Fitnesskette McFit hatte 2013 mit 1,2 Millionen Mitgliedern die meisten in ganz Europa. Darauf folgte mit nur noch 680.000 Mitgliedern Health City aus den Niederlanden.
In der Schweiz war 2013 der durchschnittliche Mitgliedsbeitrag von umgerechnet 78,4 Euro am höchsten in Europa, es folgen Italien mit 57,9 Euro und die Türkei mit 54,3 Euro. Deutschland liegt im Mittelfeld mit 47,3 Euro Monatsbeitrag.
Viele Menschen melden sich nicht mehr in einem Studio an, sondern versuchen sich mit Hilfe von Internetangeboten daheim fit zu halten. Im Jahr 2014 waren 385.000 Menschen bei einer Online-App gemeldet. Aktiv waren davon aber weniger als 65.000.
Wer zu langsam ist, lässt sein Team schwitzen
Neben neuen Namen kommen bisweilen auch neue didaktische Methoden hinzu. Auf die Motivation durch Gruppendruck setzt zum Beispiel das Programm ShockWave, das Fitness First nun erstmalig ins Programm aufnimmt. Kern des Kurses ist ein Waterrower: Eine Rudermaschine, die dank eines Wassertanks das Gefühl von Rudern auf Wassern imitiert.
In den Kursen gehören jeweils vier Teilnehmer zu einer Gruppe. Während ein Mitglied eine vorgegebene Distanz auf dem Rudergerät absolviert, müssen die anderen zum Beispiel Übungen mit Hanteln oder Liegestütze absolvieren. Je länger der Ruderer braucht, desto länger müssen die anderen ackern. Wer seine Team-Kameraden schonen möchte, muss also selber Gas geben. Veronika Pfeffer sieht darin die Chance, Mitglieder mit einem neuen Reiz die Freude an der Bewegung zu erhalten.