Frauen und Karriere Warum weibliche Führungskräfte den Firmenwert steigern

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Bettina von Oesterreich Quelle: J.P. Masclet für WirtschaftsWoche

Brigitte Hirl-Höfer erinnert sich noch gut an jenen Tag, an dem sich ihre Karriere entscheiden sollte. Ihre beiden Kinder waren noch klein, der jüngste Sohn gerade ein paar Monate alt. „Als mein zweites Kind zur Welt gekommen war, hatte ich eigentlich vor, in Teilzeit zurückzukommen. Aber dann kam irgendwann der Anruf von meinem Chef, der mir einen Posten in der Geschäftsführung angeboten hat“, erzählt die Top-Managerin. „Und warum sollte das mit zwei Kindern nicht möglich sein?“

Viele hätten die Frage anders beantwortet, manche den Job aus Angst abgelehnt. Aber Brigitte Hirl-Höfer ist heute tatsächlich Direktorin Human Resources bei Microsoft Deutschland. Das Leben zwischen Kindern und Karriere ist anstrengend. Aber es ist nicht unmöglich. „Mein Mann und ich haben eine eiserne Regel: Einer von uns sollte zum Abendessen mit den Kindern zu Hause sein.“

Vier Frauen finden sich insgesamt in der 13-köpfigen Geschäftsführung – und sie alle haben kleine Kinder. Um ganz genau zu sein, sind es sogar fünf Frauen. Eine der Geschäftsführerinnen steckt derzeit noch in der Elternzeit. Ein kleines Wunder im Männerland Deutschland, geschaffen vom deutschen Ableger eines US-Konzerns. Ein Wunder allerdings, das auf knallharten ökonomischen Fakten gründet.

Frauen unter die Fittiche nehmen

Microsoft sucht Fachkräfte. Händeringend. Weil es ihm an Spezialisten fehlt, büßte das Unternehmen 2007 im boomenden Markt für Firmensoftware fünf Prozent an Wachstum ein. „Die Förderung von gut ausgebildeten Frauen ist kein altruistisches Ziel“, sagt Achim Berg, Vorsitzender der Geschäftsführung. „Indem wir für Frauen attraktiv sind, erhöhen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit.“

Gleichberechtigung wird bei Microsoft nun systematisch durchgeplant. Jedes Mitglied der Geschäftsführung nimmt einen weiblichen Mentee unter seine Fittiche. Microsoft-Managerinnen reisen regelmäßig zu internationalen Netzwerk-Treffen. Im letzten Trainee-Programm lag die Frauenquote bei 70 Prozent. Für die Mitarbeiter sucht das Unternehmen nach Kindergartenplätzen. Vor allem aber sind alle Kollegen mit Notebooks ausgestattet und können auch von zu Hause aus arbeiten. „Wir messen nicht die Arbeitszeit, sondern nur den Output“, sagt Brigitte Hirl-Höfer. Microsoft wurde mehrmals zum beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands gewählt.

In Männer-Runden allerdings erntet der Frauen-Plan noch Verwunderung. „Jedes Mal, wenn ich das anderen Managern erzähle, wird eine halbe Stunde lang über nichts anderes mehr gesprochen“, hat Achim Berg einmal gesagt.

Es wird noch lange dauern, bis die Macho-AG sich auflöst.

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