Dass es hinter dem Schleier der öffentlichen Quotenpropaganda bereits einen großen Unmut gegen die diskriminierenden Folgen von Gleichstellungsmaßnahmen in Unternehmen und im öffentlichen Dienst gibt, zeigte auch die Intranet-Revolte bei Daimler. Aus einem Beitrag einer Mitarbeiterin in einem Blog entwickelte sich eine hitzige Debatte, in der viele Kollegen ihrem Zorn über konzerninterne Frauenquoten freien Lauf ließen. Dadurch angeregt hat der Verein „agens“ in diesen Tagen einen Aufruf verfasst, um Berichte von Betroffenen zu sammeln. Es ist der erste Versuch, die psycho-sozialen und gesellschaftlichen Folgen der Gleichstellungsungerechtigkeit zu erfassen.
Der Quotenstaat, auf den wir zusteuern, ist ein tiefer Einschnitt in die rechtliche und gesellschaftliche Wirklichkeit. Seine Propagandisten und Profiteure sind eine zahlenmäßig ziemlich kleine Schicht von ohnehin schon gut gestellten Frauen, denn nur für sie, nicht für die Kassiererin, die Lehrerin oder Krankenschwester kommen die quotierten Führungsposten in Frage. Sie wollen, wie es in der Frankfurter Erklärung heißt „unter Verletzung des Leistungsprinzips, außerhalb des Wettbewerbs und unter Inkaufnahme der Diskriminierung von konkurrierenden Männern in berufliche und gesellschaftliche Positionen gelangen“. Bezahlen wird dafür die gesamte Gesellschaft, nicht nur durch die Effizienzverluste, die jede Verletzung des Leistungsprinzips mit sich bringt.
Die Gesellschaft bezahlt durch die Aufweichung eines kostbaren Verfassungsprinzips: Die Quote schafft einen Präzedenzfall für die Aushebelung des Gleichheitsgrundsatzes. Zum freiheitlichen Rechtsstaat gehört unabdingbar, dass am Beginn jedes Verfahrens gleiche Rechte stehen und der Ausgang offen ist. Quotenregelungen und Gleichstellungsmaßnahmen bedeuten genau das Gegenteil der hehren Ziele Emanzipation und Diskriminierungsverbot, mit denen sie oft in einem Atemzug genannt werden.
Auf dem Arbeitsmarkt des Quotenstaats wird jeder Mensch nicht allein nach seinen Fähigkeiten bewertet, sondern auch nach seinem Geschlecht, also einem angeborenen Merkmal. Die Quote ist daher ein Schritt zurück zur vormodernen Privilegiengesellschaft, in der die Geburt über Lebenschancen mitentschied.