2007 kündigte sie die prestigeträchtige Stelle, um sich etwas Eigenes aufzubauen. „Ich wollte meine Kultur, meine Heimat vertreten.“ Heute beschäftigt Lingk in ihrem Cateringunternehmen fünf Mitarbeiter und einen Pool wechselnder Servicekräfte. Kocht bei Events und neuerdings auch im Fernsehen, in der „Karawane der Köche“ auf Sat.1. Die Zusammenarbeit mit der Königlichen Thailändischen Regierung ergab sich 2014. Die Vertretung in Berlin suchte einen selbstständigen Koch für ein neues Gastrodiplomatie-Programm. Voraussetzung: exzellente Repräsentation der Landesküche und die Fähigkeit, diese auch in Kantinendimensionen zuzubereiten. Was gar nicht so einfach ist. Fertig geschnittene Convenience-Möhrchen? Nicht für ihre Rezepte, sagt Lingk. „Gemüse, Kräuter, alles wird frisch geschnitten.“ Für bis zu 500 Portionen pro Gericht.
Siripen Lingk in deutsche Kantinen zu entsenden ist nur eine von vielen gastrodiplomatischen Maßnahmen der thailändischen Regierung. 2002 initiierte sie das wohl erste Programm dieser Art überhaupt: „Global Thai“. Mit der Absicht, die Zahl der Thai-Restaurants weltweit zu erhöhen. Thailänder, die ein Restaurant im Ausland eröffneten, erhielten finanzielle Unterstützung. Aus 5500 Restaurants sollten so in einem Jahr 8000 werden. „Mittlerweile gibt es mehr als 15.000 Thai-Restaurants in der ganzen Welt, die das Thai-Select-Zeichen tragen“, sagt der Gesandte-Botschaftsrat Virajit Suwanpradith. Thai-Select ist ein seit 2006 vom Wirtschaftsministerium vergebenes Gütesiegel für authentische thailändische Küche. Natürlich gibt es daneben etliche Restaurants, die ebenfalls thailändisch kochen. Nur eben ohne Marketingunterstützung und Schulung durch die Regierung.
Als Gesandter-Botschaftsrat für Wirtschaftsangelegenheiten ist Suwanpradith zuständig für alle gastrodiplomatischen Maßnahmen in Deutschland, die unter dem globalen Dach „Kitchen of the World“ firmieren. Ein ehrgeiziges Programm. Suwanpradith zählt auf: „Aufstieg Thailands unter die Top 5 der Lebensmittelexporteure weltweit. Eröffnung von neuen thailändischen Restaurants im Ausland. Ausbau der bestehenden Restaurants, um sie zur Anlaufstelle für Menschen zu machen, die sich für unser Land, seine Produkte und Kultur interessieren.“
500 Millionen Baht stellte die Regierung dafür 2004 bereit, etwa zehn Millionen Euro. Ursprünglich war Kitchen of the World auf drei Jahre angelegt. Dass das Programm noch immer läuft, scheint ein Indiz für seine Effizienz zu sein. 2014 betrugen Thailands Exporteinnahmen durch Lebensmittel mehr als 22 Milliarden Euro. Sriracha, die scharfe Chilisauce, boomt – vor allem in den USA. Und kaum ein Land exportiert so viele tropische Früchte. „China kauft ganze Durian-Plantagen leer“, sagt Suwanpradith. Zum Vergleich: Deutschland, eine Agrarsupermacht, führte 2015 Lebensmittel im Wert von 55,3 Milliarden Euro aus.
Krabbenküchlein statt Austern
Auch der Tourismus profitiert von den gastrodiplomatischen Bemühungen. Laut Schätzung der Weltorganisation UNWTO erwirtschaftete die thailändische Tourismusindustrie 2015 mehr als 40 Milliarden Euro – obwohl 2014 ein Jahr politischer Unruhen war. Viele Besucher kommen nicht zuletzt wegen des Essens nach Thailand. Wenn es nach Virajit Suwanpradith geht, sollen Grünes Curry und Jasminreis bald so selbstverständlich in deutsche Einkaufskörbe wandern wie Spaghetti und Mozzarella.
Helfen könnte dabei auch, dass die Karstadt-Luxuswarenhäuser KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München seit Juni vergangenen Jahres mehrheitlich der thailändischen Central Group gehören. Klar, dass in den Gourmetabteilungen nun auch auf thailändisches Essen gesetzt wird. Statt Austern gibt es dann zum After-Shopping-Champagner Krabbenküchlein – auch das ist Gastrodiplomatie.