Gedächtnistraining So bringen Sie Ihr Gehirn auf Zack

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Das Gehirn braucht immer neue Herausforderungen

Was empfehlen Sie denn, um das Gehirn fit zu halten?

Wenn ich unterwegs bin und Vorträge halte, mache ich vor jedem Vortrag ein bisschen Gehirnjogging. Dazu gehört all das, was mich aus der Normalität herausreißt. Zum Beispiel mit der linken Hand Zähne putzen, wenn ich das sonst mit der rechten Hand mache. Oder ohne Navigationsgerät fahren, kleine Knobelaufgaben lösen...

Das berühmte Kreuzworträtsel oder das Zahlenrätsel Sudoku…

Das aktuelle Buch von Markus Hofmann:

Wenn ich bis dato immer Sudoku gemacht habe, dann ist es keine Gehirnaktivierung, weil mein Gehirn weiß, um was es geht. Wenn ich es noch nie gemacht habe, ist Sudoku gut. Oder ein Kreuzworträtsel. Ich muss mir immer wieder neue Aufgaben suchen. Ich gehe dann zum Beispiel ins Internet auf Knobelseiten und suche mir eine passende neue Gehirnjoggingaufgabe. Oder ich nehme mir einen Zeitungsartikel und unterstreiche alle „e“s – so schnell wie es geht. Fokussierung auf ein Thema. Oder ich drehe die Zeitung auf den Kopf und lese spiegelverkehrt. Oder ich mache kombinatorische Aufgaben mit meinen Händen und Füßen.

Die da wären?

Berühren Sie mit beiden Daumen beide Zeigefinger. Und jetzt wandern Sie mit dem Daumen über den mittleren, zum Ring- bis zum kleinen Finger runter. Dann wieder zurück bis zum Zeigefinger. Danach beginnen Sie bei der rechten Hand mit dem Zeigefinger und bei der linken Hand mit dem kleinen Finger und machen das gegenläufig. Wahrscheinlich werden Sie es am Anfang nicht schaffen. Sie werden immer mal wieder parallel beginnen, also mit beiden Daumen bei den Zeigefingern landen. Das können Sie so lange machen, bis Sie es können. Wenn Sie es können, brauchen Sie eine neue Aufgabe.

Das heißt, alles, was ich beherrsche, ist zwar ein netter Zeitvertreib, fordert aber mein Gehirn nicht mehr?

Genau. Deshalb ziehe ich meinen Hut vor Journalisten oder Politikern. Die müssen sich jeden Tag mit neuen Themen auseinandersetzen. Die haben jetzt zwar kein tiefes, aber ein extrem breites Wissen. Und das hilft mir, ein Wissensnetz auszuspannen. Wenn ich dann wieder etwas zu dem Thema höre, bleibt das in diesem Netz hängen. Das ist wie ein Schneeball, der immer größer wird. Das find ich schon sehr spannend. Sie können sich mit einem Hans-Dietrich Genscher oder einem Helmut Schmidt noch bis ins hohe Alter über hochtrabende Themen unterhalten, weil die jeden Tag ihr Gehirn gefordert haben und sich jeden Tag mit neuen Themen auseinander setzen mussten. An diesen Menschen kann man sehen, dass man sein Gehirn bis ins hohe Alter auf Hochtouren laufen lassen kann – wenn man keine Demenz, also keine Krankheit hat.

Gewichtheben hilft dem Gedächtnis
Gewichte stemmenEine Studie von Forschern am Georgia Institute of Technology hat gezeigt: körperliche Fitness bewegt auch den Geist. Die Untersuchung zeigte, dass ein kurzes Workout von gerade einmal 20 Minuten die Leistung des sogenannten episodischen Gedächtnisses verbessern kann. Dabei handelt es sich um einen Teil des Langzeitgedächtnisses, der speziell für das Erinnern von Ereignisketten im Laufe des Lebens zuständig ist. Untersucht wurden junge, gesunde Erwachsene. Die Forscher zeigten, dass ihr Erinnerungsvermögen um zehn Prozent gesteigert werden konnte, wenn sie Kraftsport machten. Quelle: REUTERS
Grüner Tee Das Gebräu ist nicht nur ein Muss für Entspannungsfanatiker und Meditationsfans, sondern auch Doping für die Hirnleistung - und eine Waffe gegen Alzheimer. Forscher der Universität Basel fanden heraus, dass sich durch grünen Tee die Zusammenarbeit verschiedener Hirnareale steigern lässt. Diese bessere Konnektivität sorgt zumindest kurzfristig für eine bessere Denkleistung. Aber auch langfristig hilft grüner Tee: Laut Wissenschaftlern der Universität von Michigan enthält er den Wirkstoff namens Epigallocatechin-3-gallate. Er kann Eiweißablagerungen verhindern, die bei der Entstehung von Alzheimer eine Rolle spielen. Quelle: dpa
YogaWer regelmäßig Yoga macht oder meditiert, kann seine Denkkraft auch im Alter länger hochhalten. Zu diesem Ergebnis kamen Psychologen der Havard Medical School, die Yoga-Übende, Meditierende und Nicht-Praktizierende in einer Studie miteinander verglichen. Dabei wurde die Gehirnaktivität der Probanden mit einem Magnetresonanztomographen gemessen, außerdem wurden Denkgeschwindigkeit und Auffassungsgabe geprüft. Den Gehirnleistungsvorsprung der Yoga-Übenden erklären die Psychologen mit drei Gründen: Erstens haben die Yoga-Praktizierenden stärker verknüpfte neuronale Netze, zweitens sind ihre Schaltkreise widerstandfähiger gegenüber Verletzungen und drittens gehen sie achtsamer mit ihren Aufgaben um. Quelle: dpa
SchlafenGute Nachrichten: Es geht auch bequemer. US-Wissenschaftler der Rochester Universität haben kürzlich anhand von Tierversuchen erneut belegt, dass einfaches Schlafen die Hirnaktivität fördert. Grund dafür ist nicht nur die Erlebnisverarbeitung, sondern auch eine Art „Recyclingfunktion“ des Gehirns. Dieses entsorgt im Schlaf den schädlichen, zellulären Müll des Tages. Kann das Gehirn seine Abfallentsorgung nicht durchführen, beispielsweise aufgrund von Schlafmangel, drohen Erkrankungen wie Alzheimer. Die Empfehlung der Forscher: Sieben bis neun Stunden Schlaf jede Nacht. Quelle: obs
Soziale KontakteQuatschen, Plaudern, Reden. Soziale Kontakte wirken wahre Wunder. Im Gehirn übernimmt die soziale Interaktion eine ähnliche Funktion wie Gehirnjogging – nur, dass nicht bestimmte Hirnregionen gezielt stimuliert werden, sondern verschiedene Bereiche. Amerikanische Neurologen von der Rush Universität haben über einen längeren Zeitraum Hunderte von Senioren begleitet und den Zusammenhang von Einsamkeit und Alzheimergefahr beobachtet. Das Ergebnis: Je einsamer sich die Probanden fühlten, desto größer wurde das Alzheimer-Risiko. Freunde, Familie oder ein Plausch mit den Nachbarn fördern das Wohlbefinden und festigen die Denkleistung. Quelle: dpa
SportEigentlich ist es kein Geheimnis: Ein gesunder Geist ruht in einem gesunden Körper. Trotzdem vernachlässigen viele Menschen ihre physische Fitness – und beeinträchtigen damit ihre Gehirnkapazität. Zahllose Studien belegen, dass Sport die Durchblutung des Gehirns und das Wachstum von Kapillaren und Nerven fördert. Wichtig: Wer keinen Six-Pack oder Traummaße hat, ist noch lange nicht benachteiligt. Wie Forscher der Universität Nebraska ermittelten, kommt es vor allem auf die aerobe Fitness an - also die Fähigkeit des Körpers, Sauerstoff aufzunehmen und zur Energieumwandlung zu gebrauchen. Beruhigend: Diese Fähigkeit lässt sich trainieren - durch Sport. Quelle: dpa
ErnährungDie richtige Ernährung ist wichtig für Körper und Geist. Das Gehirn macht zwar nur rund 2 Prozent des gesamten Körpergewichts aus, verbraucht allerdings – je nach Arbeitsbelastung – um die 20 Prozent der Energiereserven. Klar, dass dadurch auch die richtige Ernährung für die Denkaktivität eine große Rolle spielt. In einer Studie mit über 3600 Teilnehmern haben finnische Wissenschaftler die Bedeutung von Omega-3 Fettsäuren nachgewiesen - einer Fettsäure, die vor allem in Fisch vorkommt. Die Forscher vermuten: Ein regelmäßiger Verzehr von Fisch senkt bei älteren Menschen die Gefahr von unbemerkten Hirnschäden, Gedächtnisverlust oder Schlaganfällen um ein Viertel. Aber auch andere Lebensmittel können helfen: Verschiedene Vitamine und geringe Mengen Alkohol wirken belebend und vitalisierend auf Gehirnleistung und Laune. Quelle: dpa

Gibt es dagegen auch Jobs, die richtig schlecht fürs Gedächtnis sind?

Fließbandarbeit ist natürlich das Schlimmste. Wenn Sie alle fünf Sekunden die gleiche Bewegung machen müssen, ist das das Schlimmste, was es gibt.

Also sollten Menschen mit monotonen Jobs ihr Gehirn in der Freizeit besonders stark trainieren?

Absolut.

Gibt es denn grundsätzliche Techniken, die jeder anwenden kann, um das Gedächtnis zu trainieren und das Gehirn fit zu halten?

Denken Sie mal bitte nicht an eine gelbe Zitrone.

Und schon denke ich an eine gelbe Zitrone.

Und Sie haben wahrscheinlich ein Bild vor Augen. Sobald Sie es schaffen, ein Bild vor ihrem geistigen Auge zu erzeugen, dieses innere Kino ablaufen zu lassen, können Sie mit diesen Techniken hervorragend arbeiten und haben dadurch die Chance, Ihr Gedächtnis zu verzigfachen.

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