Gesellschaft Männer: Job oder Baby?

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Die Rolle der Väter rückt immer mehr auch in den Fokus der Unternehmen, bestätigt Stefan Becker, Geschäftsführer der Beruf & Familie GmbH, die besonders familienfreundliche Betriebe auditiert. Wenn Markus Möller von seinem Arbeitstag erzählt, wird dennoch deutlich, wie weit die Deutschen noch von der flexiblen Unternehmenskultur anderer Länder entfernt sind. Der 31-Jährige arbeitet als IT-Spezialist für Siemens in den USA und erledigt seine Aufträge weit gehend aus seinem Homeoffice in Boston. Morgens trifft er Kollegen von der Westküste oder aus Deutschland per Videokonferenz, sonnt sich mittags mit der dreijährigen Tochter und dem vier Monate alten Sohn im Park oder kocht das Mittagessen. Zur Not muss er halt nachts nochmal an den PC. In den USA ist das normal. Möller sieht sich und seine Frau, eine Konzertviolinistin, als Team, das sowohl im Beruf als auch im Privatleben Erfüllung finden will. Das sehen immer mehr Paare genauso. Wenn sie es sich leisten können, entscheiden sich die meisten für Tagesmütter oder Krippenplätze. Doch in Deutschland sind die, anders als in anderen Ländern wie Frankreich oder Dänemark, längst nicht überall in ausreichender Zahl und Qualität zu finden. In der Folge stehen selbst die emanzipierten Paare vor dem Dilemma: entweder berufliche Karriereeinschnitte für einen – oder doch auf Kinder verzichten. Oder sie müssen noch tiefer in die Tasche greifen, um auf dem privaten Markt für Kinderbetreuung zum Zug zu kommen. Das schränkt zugleich den Kreis derer, die sich das leisten können, enorm ein. Oftmals hilft dann nur noch eine Alternative: Die Familie insgesamt muss einspringen. Allianz-Manager Olaf Tidelski und seine Frau zum Beispiel sind, nachdem beide jeweils ein halbes Jahr Elternzeit genommen haben, jetzt wieder voll berufstätig. Und das Kind ist gut versorgt: Ihren 14 Monate alten Sohn Lennard bringen sie abwechselnd in die Kinderkrippe und zu den Großeltern, die dann ihren Enkel versorgen. „Wir haben unser Privatleben professionalisiert“, sagt der junge Vater. Sind Sie fit genug für die Karriere?

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