Eigentlich sollte er die Zimmerei seines Vaters übernehmen, aber dieser Plan zerschlug sich nach einer Krise in der Bauwirtschaft. Also begann Markus Brunnermeier seine berufliche Laufbahn beim Finanzamt im heimatlichen Landshut. Auf dem zweiten Bildungsweg holte der heute 52-Jährige schließlich sein Abitur nach und legte den Grundstein für eine beeindruckende Karriere. Brunnermeier studierte Volkswirtschaft in Regensburg, ging an die London School of Economics und lehrt seit 2006 als Ökonomie-Professor an der Princeton University in den USA.
Die Schwerpunkte seiner Forschungen führen auch zu seinem neuesten Buch „Die resiliente Gesellschaft“, für das er gestern auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Preis für das beste Wirtschaftsbuch des Jahres geehrt wurde. Der Makroökonom ist fasziniert von Dingen, die im Wirtschaftsleben nicht funktionieren: Er beschäftigt sich mit dem Auf und Ab der Geldmärkte, mit Preisblasen, Liquidität und Finanzkrisen. Damit verbunden ist nicht nur die Ursachenforschung über das Entstehen solcher Phänomene, sondern auch eine weitere, oft unterschätzte Fragestellung: Was nämlich muss man tun, um nach einer Krise weitermachen zu können? Und wie können die unweigerlich eintretenden neuen Krisen besser gemeistert werden?
Natürlich sollte künftig alles getan werden, um negative Entwicklungen zu vermeiden, sagte Brunnermeier. Aber man dürfe sich nichts vormachen: „Es werden immer neue Krisen kommen“. Es gehe also vor allem darum, mit dem Unvermeidbaren besser umzugehen, als Einzelner und als Gesellschaft resilienter zu werden und entsprechende Ansätze zu entwickeln.
Das ist ihm mit seinem präzise geschriebenen, aber dennoch gut lesbaren Buch nach dem Urteil der Jury meisterhaft gelungen. Er habe „das Thema Zukunftsbewältigung wegweisend behandelt und einen fundierten Debattenbeitrag zu einer der bestimmenden Fragen unserer Zeit geliefert“, heißt es in der Begründung der Jury, die sich aus hochrangigen Vertretern der Wirtschaft und Wissenschaft zusammensetzt.
Natürlich dreht sich das Buch stark um den Umgang mit der Coronakrise. Aber er hätte es auch ohne die Pandemie geschrieben, sagte Brunnermeier gestern Abend bei der vom Handelsblatt, Goldman Sachs und der Frankfurter Buchmesse veranstalteten Preisverleihung. Resilienz sei weder Risikovermeidung noch Verdrängung, sondern die Fähigkeit, sich flexibel auf Krisen einzustellen und negativen Entwicklungen so zu begegnen, dass man einen Ausweg finde und die richtigen Konsequenzen ziehe. Resilienz, so Brunnermeier, sei „der Polarstern, der bei der Gestaltung einer Post-Corona-Gesellschaft zur Orientierung dienen kann“.
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