
Eigentlich müsste Gründen derzeit hoch im Kurs stehen: Konzerne streichen Stellen, Beschäftigte gehen in Kurzarbeit, die Arbeitslosigkeit ist deutlich gestiegen. Und jeder zweite Deutsche bewertet seine Berufschancen derzeit als „sehr schlecht“ oder „schlecht“. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Direktvertriebsunternehmens Amway und des Marktforschungsinstituts GfK unter 932 Bundesbürgern, die wiwo.de exklusiv vorliegt. Frauen sind dabei etwas pessimistischer als Männer, Menschen aus den neuen Bundesländern pessimistischer als die aus den alten Ländern und Menschen über 50 Jahre pessimistischer als jene unter 50.
Doch trotz der düsteren Aussichten scheinen die meisten vor allem darauf bedacht, ihren aktuellen Job durch die Krise zu retten. Selbständigkeit ist für die meisten derzeit zumindest keine Option: Acht von zehn Bundesbürgern können sich der Umfrage zufolge derzeit nicht vorstellen, sich selbständig zu machen. Im vergangenen Jahr waren es nur fünf von zehn.
Und das, obwohl viele Deutsche die Selbständigkeit generell durchaus positive Seiten abgewinnen können: Über die Hälfte verbindet damit zusätzliche Verdienstmöglichkeiten und berufliche Unabhängigkeit. Fast ebenso viele schätzen die Möglichkeit, sich selbst zu verwirklichen und ein flexibleres Berufs- und Privatleben zu führen. Zwar bevorzugen 45 Prozent eine Selbständigkeit dauerhaft im Nebenerwerb, aber ebenso viele würden sich am liebsten sofort (13 Prozent) oder zumindest langfristig (31 Prozent) im Haupterwerb selbständig machen.
Furcht vor den Risiken
Was also hält die Deutschen davon ab, jetzt zu gründen? 82 Prozent der Befragten fürchten das finanzielle Risiko. Darüber hinaus klagen 68 Prozent über fehlendes Startkapital. 28 Prozent vermissen außerdem ausreichende staatliche Förderung, so die Studie des Direktvermarkters, dessen Berater meist selber im Nebenberuf Kosmetika und Haushaltsprodukte verkaufen. Außerdem sehen nur elf Prozent in der Selbständigkeit eine Möglichkeit, die eigenen Karrierechancen zu verbessern.
All das deutet darauf hin, dass die Angst vor dem Scheitern groß ist. Und dass Phasen der Selbständigkeit in der eigenen Biographie bei Arbeitgebern und Personalern nicht unbedingt gut ankommen – egal, ob die Zeit als Unternehmer erfolgreich war oder nicht.
Für Deutschland ist das tragisch, drohen so doch gute Ideen verloren zu gehen. Denn davon gibt es in der Krise anscheinend mehr: Während eine „fehlende Geschäftsidee“ im vergangenen Jahr 55 Prozent der Befragten vom Gründen abhielt, klagen darüber jetzt nur noch 38 Prozent.