Haben Sie deswegen Land für Schafzucht in Australien gekauft?
Das ist ein Grund. Es ist auch ein kleines interessantes Investment außerhalb unserer normalen Aktivitäten. Wir arbeiten dort mit einem Züchter, der unsere Wünsche an die Wolle umsetzen soll. Bislang pflegten wir schon enge Kontakte mit Wolleproduzenten und verleihen seit 50 Jahren einen Preis für die beste Wolle, um unsere Partner zu motivieren.
Sprechen wir über die aktuelle Anzug-Mode. Der Zweireiher kommt zurück. Ist das das Ende des Einreihers?
Es gibt Männer, die tragen nichts anderes als Zweireiher. Der Schnitt in seiner modernen Form wird auch ein noch stärkerer Trend werden. Aber Zweireiher sind nicht einfach zu tragen.
Wieso?
Sie fühlen sich darin zu stark eingeengt. Er lässt sich nicht so schnell öffnen wie ein Einreiher. Das stört, wenn Sie häufig aufstehen und sich hinsetzen. Ich selber würde vielleicht einen Zweireiher zu einem besonderen Anlass tragen. Aber jeden Tag? Auf keinen Fall. Eine Boutique wie diese hier in Düsseldorf nur mit Zweireihern? Ich glaube, dann würde ich sie vermutlich schließen... Nein, Zweireiher sind sicher kein Massenprodukt. Aber es ist gut, dass Zweireiher kommen, damit ein wenig Abwechslung da ist. Vor zwei, drei Jahren war es doch nur die Frage, wie viele Knöpfe der Einreiher hat.
Welche Trends sind noch wichtig?
Gebrochene Muster. Das greift eine Mode aus den Fünfzigerjahren auf. Aus der Entfernung wirkt der Stoff von Sakko und Hose und gegebenenfalls der Weste wie eine Farbe, erst wenn man sich nähert, erkennt das Auge, dass es unterschiedliche Muster sind. So lässt sich ein außergewöhnlicher, aber nicht überzogener Eindruck erzielen.
Die aktuelle Kollektion Ihres Creative Directors Stefano Pilati sind teils sehr außergewöhnlich mit kurzen Beinen oder sehr auffälligen Streifenmustern. Sind seine Entwürfe etwas für das Büro?
Es kommt drauf an, wie Sie es mischen. Haute Couture von Kopf bis Fuß mag vielleicht ein wenig viel sein fürs Büro. Aber ein klassisches Outfit lässt sich gut mit speziellen Details auffrischen. Nehmen Sie meine braunen Slipper, die ich heute trage – die wirken zu einem klassischen Anzug nicht zu extravagant. Und sie sind bequem.
Sie stammen aber auch aus Italien, wo sich Männer modischer kleiden.
Wir haben heute zum Lunch einen deutschen Partner getroffen – er sah italienischer aus als ich!
Er hat sich für Sie rausgeputzt.
Nein, nur gut abgestimmt, die richtigen Accessoires. Da passte alles.
Wer ist denn am mutigsten in der Geschäftswelt?
Je mehr Finanzindustrie, je mehr Jurist, desto modischer der Anzug. Die Schnitte sind körperbetonter. Sie sind das Äquivalent zu der heutigen Gesellschaft, in der Fitness und Sportlichkeit für einen hochrangigen Manager geradezu Pflicht sind. Mode sagt auch etwas über ihre Person aus. Das Gegenüber nimmt das wahr. Mode ist Kommunikation.
Ist es wichtig, die Persönlichkeit zu ändern, um modischere Schnitte und Muster zu tragen?
Mein Tipp ist: Probieren Sie erst etwas an, das Ihnen erst ein wenig fancy, übertrieben, vorkommt. Gehen Sie so weit, bis Sie sich unwohl fühlen.
Warum das?
Es ist sinnlos, dass Sie sich in Ihrem Anzug unwohl fühlen. Ihr Äußeres muss zu Ihnen passen. Aber wenn Sie ein wenig bei der Auswahl über Ihre Grenze gehen, können Sie danach einen Schritt zurückgehen, aber nicht ganz. Wenn Sie warten, bis Ihre Persönlichkeit sich ändert, bis sie zum modischeren Anzug passt, können Sie unter Umständen Jahre im Shop stehen.