Hochsommerliche Temperaturen Jeder Zweite ist bei Hitze unproduktiv

Hitze im Büro ist ein Produktivitätskiller. Quelle: dpa

Sommerwetter und Hitze heben nicht gerade den Arbeitseifer. Diese gefühlte Wahrheit untermauert eine Umfrage unter mehr als tausend Arbeitnehmern. Unternehmen sollten den Wunsch nach etwas mehr Lockerheit ernst nehmen.

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Wer kann schon konzentriert denken und arbeiten, wenn draußen die Sonne brennt und sich die Hitze langsam auch in die Büroräume schleicht? Gedanken an den Badesee oder das Freibad, eine Hitze-Siesta oder einfach nur den eigenen Garten lassen sich an strahlenden Hochsommertagen einfach schwieriger verdrängen. Das bestätigt auch eine Studie, für die die Personal- und Organisationsberatung Korn Ferry mehr als tausend Arbeitnehmer befragt hat.

Fast die Hälfte (46 Prozent) gab an, ihre eigene Produktivität sinke im Sommer. Mit den Kollegen gingen die Befragten noch härter ins Gericht. Vier von fünf Arbeitnehmern glauben, dass die Kollegen bei Hitze weniger produktiv seien (78 Prozent).

Es sind nicht unbedingt nur die eigenen Gedanken, die von der Arbeit abhalten. Im heißen Büro arbeitet es sich nun einmal nicht so frisch wie bei Normaltemperaturen. Und wo eine Klimaanlage für diese Normaltemperaturen sorgt, dauert es nicht lang, bis Mitarbeiter über Kälte im Büro klagen. Die Wahrnehmung leidet eben gleich mit. Abgesehen davon macht vielen Menschen auch der Wechsel aus der Hitze in klimatisierte Räume – in der Mittagspause fällt der besonders heftig aus – zu schaffen. Sie leiden unter Kreislaufbeschwerden oder fühlen sich irgendwann schlapp und krank.

So wundert es nicht, dass jeder vierte Befragte schon einmal wegen schönen Wetters einfach nicht zur Arbeit gegangen ist. Wie das im Einzelfall beim Arbeitgeber begründet wurde, geht aus den Daten nicht hervor. 41 Prozent empfinden das Arbeiten im Sommer als hart – sie haben das Gefühl, ihre Projekte langsamer oder gar nicht erledigt zu bekommen. Andererseits: 44 Prozent genießen auch die Wochen, in denen ein Teil der Kollegen – und oftmals auch die Vorgesetzten – für längere Zeit verreist sind. Das gibt manchen einen Produktivitätsschub.

Den Unternehmen ist der Zusammenhang zwischen sinkender Motivation und Sommerhitze zumindest nicht entgangen: 29 Prozent der Befragten gaben an, ihr Unternehmen habe das Problem erkannt. Sie bieten zum Beispiel lockerere Arbeitszeiten an oder geben den Freitagnachmittag frei. 39 Prozent nutzen die warme Jahreszeit für gemeinsame Veranstaltungen außerhalb der Arbeitsräume.

Ein großer Teil der Unternehmen lockert allerdings auch bei größter Hitze nicht die Arbeitszeiten – alles muss laufen wie immer, so die Devise. 69 Prozent der Befragten gaben dies an. Carsten Schaefer, Experte für Professional Search bei Korn Ferry, hat dafür teilweise Verständnis. „Die Dringlichkeit von Arbeit kennt keine Jahreszeiten“, sagt er. Die Antworten der Befragten gäben jedoch Anlass, über ein Entgegenkommen bei großer Hitze nachzudenken. „Wer in seinen Träumen ohnehin gerade im Blau des nächstgelegenen Sees versinkt, der wird seinen Job nicht mit der gleichen Motivation und Intensität ausfüllen wie sonst“, sagt Schaefer.

Dabei erwarten Mitarbeiter oftmals gar nicht, dass die Firma ihnen hitzefrei gibt oder ähnliches. Gesten wie die vorübergehende Lockerung der Arbeitszeiten – nach dem Motto: nachmittags mit der Familie ins Freibad, abends Weiterarbeit an der Präsentation – oder auch nur eine Runde Eis für die Belegschaft können die Motivation schon deutlich steigern. „Entscheidend für Unternehmen und ihre Führungskräfte ist es, empathisch zu reagieren und den Wunsch nach Sommer und Sonne nicht als lästig abzuwimmeln – ansonsten provozieren eine sinkende Produktivität nahezu“, empfiehlt Personalexperte Schaefer.

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