Karriere Karrierefaktor Sex

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Auch die Geschichten von Politikern und anderen Prominenten sind voll von Liaisons mit Referentinnen und Assistentinnen: Horst Seehofer sorgte vor Jahresfrist für einen milden Skandal, als seine Bundestagsmitarbeiterin ein gemeinsames Kind gebar – und er sich für die Ehefrau entschied. Fußball-Legende Franz „Kaiser“ Beckenbauer wiederum hat mindestens schon zweimal den Beweis angetreten, dass Liebe durch den Job kommt: Zu Ehefrau Nummer zwei fand er, als er als Teamchef in der Frankfurter DFB-Zentrale ein und aus ging, wo seine spätere Frau als Sekretärin für ihn arbeitete. Mit Ehefrau Nummer drei, einer Sekretärin des FC Bayern München, begann alles dort, wo es meistens seinen Lauf nimmt – auf einer Weihnachtsfeier.

Die Liebe im Büro ist allerdings nicht frei von Fallstricken. Vor allem, wenn sie heimlich bleiben muss – etwa weil mindestens einer von beiden verheiratet ist.

Aber auch sonst gilt: Sobald sich Büroliebespaare offenbaren, sitzen sie in einer Art Glashaus. Alles, was sie tun, wird genau beobachtet, und die Kollegen erfahren so womöglich mehr Privates, als sie sollten. Das führt früher oder später zu Klatsch und Unruhe im Team: Warum bleibt Susanne länger als sonst auf der Toilette? Müssen die ständig Händchenhalten?!

Dahinter formieren sich schnell Zweifel an der Arbeitsleistung. Vorteile, die beide aus der Verbindung ziehen, haben zudem einen Hautgout von Vetternwirtschaft. Solange alles läuft – prima. Was aber, wenn es zum Bruch kommt? Fast immer wird dann aus der Büroliebe eine verhängnisvolle Affäre. Das belastet das Betriebsklima und führt meist dazu, dass eine(r) der beiden den Job verliert.

Aber auch die Einkäuferin eines Unternehmens kann in ernste Schwierigkeiten geraten, wenn ihr Partner der Chef eines großen Lieferanten ist – vor allem, wenn die geheime Liaison enttarnt wird und danach Fragen über die Preisgestaltung eines Produkts gestellt werden. Sollte es die Produkte anderswo billiger geben, ist das ein potenzieller Kündigungsgrund. „Allein dieser Verdacht kann zu einer Kündigung führen, falls es nicht gelingt, diesen vollständig zu entkräften“, warnt der Frankfurter Fachanwalt Peter Groll.

Zuviel ist zuviel

Noch problematischer sind vertikale Liebschaften, also zwischen Boss und Untergebenen oder Partnern unterschiedlicher Gehaltsgruppen. Die Amerikaner nennen das „no hanky-pank with the payroll“ – keine Affäre mit Mitarbeitern! Den Bossen droht bei solchen Konstellationen leicht ein Imageverlust, den Geliebten wird gerne nachgesagt, die Beziehung basiere allein auf einem karrieretaktischen Kalkül. So oder so: Beides ist pures Gift für die Liebe – und für die Karriere.

Beim Sex kann das Pendel immer in die eine und andere Richtung ausschlagen, den beruflichen Erfolg behindern oder ihn zu Höhenflügen bringen. Sex kann satt machen und unkonzentriert, weil man nur noch an den Partner denkt und zu wenig daran, welche Spannung von beruflichen Herausforderungen ausgeht.

Auch wer in die Sexualität flieht, um sich verträumt vor Alltags- und Berufsproblemen zu drücken, landet früher oder später beim Personalchef oder gar beim Therapeuten. „Oft liegt viel Schutt über der Sexualität“, sagt die Berliner Paarberaterin und Sozialwissenschaftlerin Silke Maschinger. Meist fehle es an Kommunikation über sexuelle Wünsche; dazu kämen zu hohe Erwartungen.

Auch darin liegt der Erfolg sexuell erfolgreicher Beziehungen: Die Paare betrachten ihr Sexleben wie ihren Job als einen steten Fluss von Kommunikation, der besonders dann nicht versiegen darf, wenn es schwierig wird. Dann gilt ganz besonders: Let’s talk about Sex.

André Reitz im Interview: "Eine Frage der Qualität"

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