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Acht Lehren für das Büro nach Corona

Mund-Nasen-Schutz ja oder nein? Diese Frage entzweit in Zeiten der Corona-Lockerungen ganze Belegschaften. Wenn Sie in Ihrem Team eine zukunftsfeste Masken-Vereinbarung schließen, könnte dies für alle Zeiten den Krankenstand senken und für gute Laune sorgen.

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Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

Was wird auf Dauer aus der Maske? Dass die nach einigen Stunden nervt, darüber müssen wir nicht diskutieren. Dass sie maßgeblich dazu beiträgt, über Aerosole und Tröpfchen verbreitete Infektionskrankheiten einzudämmen, auch das ist unstrittig.

Wie soll es mit ihr also am Arbeitsplatz weitergehen, wenn sich die Angst vor Corona irgendwann tatsächlich erledigt haben sollte, etwa dank noch besserer Impfstoffe?

Fest steht: Die Maske schützt auch vor anderen über die Luft übertragbare Krankheiten – etwa Grippe und die lästigen Erkältungsgeschichten. Wollen wir diese Krankheiten weiterhin alle gemeinsam unterdrücken? Was sagen die Leute in Ihrer Firma dazu?

Durch die Lockerungen der Corona-Maßnahmen dieser Tage erleben wir ja alle mehr oder weniger stark das Gefühl von „irgendwie war es das jetzt“. Was dazu führt, dass mittlerweile im ICE die ersten Leute wieder ganz ohne irgendeine Maske einsteigen – wohl, weil sie irrtümlich denken, dass die sich auch im Zug erledigt hat, oder weil sie mal antesten wollen, wie schnell es im Frühling 2022 noch Ärger dafür gibt. (Spoiler: Den gibt es hochoffiziell. Die Durchsagen bei der Deutschen Bahn haben wieder an Schärfe zugenommen. Vorgestern hieß es auf dem Weg nach Berlin aus den Lautsprechern: „Sonst werden Sie auch gerne mal aus dem Zug geschmissen.“)

Und die Selbstgenähten aus Baumwolle mit den Blümchen drauf kommen jetzt auch wieder drauf – wohl in Gedenken an alte Zeiten zu Beginn der Pandemie, als es noch hieß „FFP2 den Profis, die aerosoldurchlässigen Modemasken ins Volk“.

Gleichzeitig gibt in Umfragen eine Mehrheit an, noch weiter dort freiwillig eine medizinische Maske tragen zu wollen, wo die Verpflichtung dazu aufgehoben worden ist, etwa in Supermärkten. In der Tat sind dort nach meiner Wahrnehmung die meisten noch bedeckt am Shoppen.

Das Prinzip Eigenverantwortung ist zurück

Es etabliert sich also langsam ein Nebeneinander von denen, die es ohne Maske drauf ankommen lassen, und denen, die auf Nummer sicher gehen und sich den Filter weiter hinter die Ohren spannen.

Das geht im Privaten ganz gut, weil sich die zwei Lager dort meist nur kurz begegnen, und die Vorsichtigen sich im Zweifel auf das zurückziehen, was ihnen sicher erscheint. Es gilt im öffentlichen Raum weitgehend wieder das Prinzip Eigenverantwortung.

Was aber passiert gerade im Job? Mittlerweile kommen viele wieder ins Büro und greifen wieder mehr Kolleginnen und Kollegen zur OP-Maske (lassen die FFP2 also weg). Und einige fragen sich, warum sie etwa in der Kantine Abstand halten sollen, wenn es sich doch im öffentlichen Restaurant wieder viel enger knubbele. Die Inzidenzen sinken, der Respekt vorm Virus bröckelt. Und der Bundesgesundheitsminister hält in seiner Not mit Visionen von Killermutanten gegen, die alles Schlechte von Delta und Omikron in sich vereinen. Um uns schon im April auf den kommenden Winter einzustimmen.

Doch bei nicht wenigen scheint ein gewisser Trotz einzusetzen. Tenor: Ich habe gegen meinen Willen jahrelang die Maske aufgesetzt, jetzt lasse ich sie aus Prinzip weg. Weil ich es darf.

Fragen Sie doch mal im Team herum: Was glaubt ihr? Wird die Maske aus Gewohnheit bleiben? Ich habe den Eindruck, dass dort ganz unterschiedliche Ansichten kursieren. Von „Die verschwindet wieder für immer“ über „Einige werden sie im Winter tragen“ bis „Der Ekel vor Anderen hat sich fest etabliert. Die Maske wird bei vielen für immer bleiben“.

Ich bin der Meinung: Diese Umbruchszeit hin zu „Mal sehen, worauf das alles hinausläuft“ ist genau die richtige Zeit, um in Ihren Teams über die Zukunft der Maske in Ihrem Unternehmen zu sprechen. Damit nicht immer nur haarscharf am Infektionsschutzgesetz entlang argumentiert werden muss, sondern im Sinne einer guten Zusammenarbeit. Einer gesunden Zusammenarbeit. Was wollen Sie aus diesem Schwebezustand in Ihrer Firma machen?

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Vielleicht dient als Diskussionsgrundlage die folgende, schon einmal an anderer Stelle erläuterte Erkenntnis:

Früher sind wir vor allem zuhause geblieben, wenn wir arbeitsunfähig waren. Seien wir ehrlich: In den wenigsten Unternehmen wäre es vor Corona gut angekommen, wenn einer aus dem Team gesagt hätte: „Ich fühle mich zwar arbeitsfähig, aber ich bleibe zuhause, weil ich euch nicht anstecken möchte.“

Lesen Sie auch: Der Druck in Homeoffice-armen Unternehmen ist groß

Die Alternative „Ich arbeite von zuhause aus. Dann stecke ich euch nicht an und bin trotzdem produktiv“ kam selbst in den Branchen kaum vor, die heute längst gemerkt haben: Homeoffice geht von allen Ecken der Welt aus.

Mittlerweile hat sich unser Bewusstsein gewandelt. Zwischen die Kategorien „arbeitsfähig“ und „arbeitsunfähig“ hat sich die Kategorie „infektiös“ geschlichen. Der heute beste Grund für Homeoffice. Wenn jemand trotz Infekt noch arbeiten kann, aber eine Infektionswelle im Unternehmen verhindern will.

Heute wissen wir, dass wir eine wochenlang laufende Nase, den kratzigen Hals, den Druck auf den Nasennebenhöhlen und die rasselnden Bronchien kollektiv vermeiden können, wenn wir uns an die neuen Hygieneregeln halten (die ja nur wegen Corona existieren). Wie wäre es also, diese einfach im Falle von Erkältungen, Magen-Darm, etc. beizubehalten?

Niemand braucht sich für einen Infekt schämen

Was wünschen sich Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ihre Kollegen und Kolleginnen für ihren Arbeitsalltag – etwa auch für die Zeit nach Corona? Und was wünschen Sie sich selber? Diskutieren Sie doch einmal die folgenden Leitsätze. Wären die etwas für Ihr Unternehmen?

A. Wer sich erkältet fühlt, macht daraus kein Geheimnis, sondern trägt in Konferenzen und bei Absprachen mit engerem Kontakt eine FFP2-Maske. Als Ergebnis einer freiwilligen Vereinbarung.
B. Wer einen Infekt seiner Verdauungsorgane zu beklagen hat, hält sich besonders an die Regeln zur Handhygiene.
C. Vor allem in der Erkältungs- und Grippezeit wird weiter ordentlich gelüftet. Die mit dem Halskratzen und der laufenden Nase machen dafür Werbung, statt ihre Symptome zu verstecken.

D. Es ist ein legitimes Mittel zum Selbstschutz, sich selbst eine FFP2-Maske aufzusetzen, wenn alle schniefen und husten, und nicht als dezenter Hinweis gemeint, dass die Anwesenheit eines offensichtlich Infizierten als ekelerregend wahrgenommen wird.
E. Das Team darf offen ansprechen, wenn es sich wünscht, dass einzelne Leute nach Hause gehen, weil ihre Symptome doch stärker sind, als es für eine gemeinsame Arbeit im Office angenehm oder gar zumutbar wäre. Dadurch werden die Betroffenen nicht zu Aussätzigen, sondern zu Homeoffice-Kolleginnen und -Kollegen.
F. Die technischen und organisatorischen Strukturen für das Homeoffice werden beibehalten. Online-Konferenzen lassen sich jederzeit mit Vor-Ort-Konferenzen kombinieren oder vorübergehend auch für größere Gruppen wieder komplett aus dem Homeoffice führen.
G. Unsere Luftfilteranlagen laufen auch nach Corona weiter – insbesondere in der kalten Jahreszeit. Sie schaden niemandem. Auch nicht den Abgehärteten.
H. Hände nicht zu schütteln, ist kein Affront. Wir vereinbaren dafür einfach dauerhaft eine andere Geste. Bei Bedarf auch mit unseren Kunden.

Letztendlich resultieren all diese Leitlinien aus der Erkenntnis, dass sich niemand für seinen Infekt zu schämen braucht, sondern höchstens dafür, die anderen aus Bequemlichkeit oder Gleichgültigkeit leichtfertig angesteckt zu haben. Dies ist genau die immer wieder beschworene Haltung in asiatischen Gesellschaften, in denen die Menschen in U-Bahnen Masken tragen und damit zwar allen verraten, dass sie nach eigener Einschätzung Krankheitserreger in sich tragen, die aber auch signalisieren: Ich nehme auf dich Rücksicht.

Für was auch immer Sie sich am Ende in Ihrem Unternehmen für die Zeit nach Corona entscheiden: Vereinbaren Sie als das Minimum aller Anti-Infektions-Übereinkünfte, dass es niemals eine hypochondrische Schande ist, eine Maske aufzusetzen. Jeder kleine Keim, der im Gewebe hängen bleibt, ist ein kleiner Triumph über die alten Zeiten, in der wir alle gemeinsam fest davon ausgegangen sind, dass wir bald wieder alle zusammen verschnupft im Großraumbüro sitzen werden, weil sich das eben nicht verhindern lässt.

In seiner Kolumne gibt Marcus Werner Tipps für Ihren Berufsaufstieg. Ob Rhetorik, Präsentationen oder Körperhaltung: wie Sie den Büroalltag überstehen und im Job vorankommen. Hier finden Sie alle bereits erschienenen Texte.

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