Karriereleiter

Wie Sie bei guten Vorsätzen am Ball bleiben

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Ziele sollten realistisch sein

Akzeptanz und positive Gefühle sind beim Erreichen von Zielen unglaublich wichtig. Das tollste Ziel bringt nichts, wenn man sich innerlich dagegen sträubt. Dazu gehört es auch, die eigene Motivation zu hinterfragen. Selbst die, die einem vordergründig vielleicht nicht so klar ist: Welche Vorteile hat etwa jemand davon, weniger zu arbeiten? Und entspricht das tatsächlich den eigenen Wertvorstellungen?

Ziele sollten aber auch realistisch sein. Ihr Erreichen sollte zumindest im Bereich des Möglichen liegen. Dahinter steht die Befürchtung, dass man bei unrealistischen Zielen zu schnell aufgibt: Wobei Realismus ein dehnbarer Begriff ist, wie das Beispiel von Nujeen Mustafa zeigt: Einen Fluchtplan im Rollstuhl hätten die meisten Menschen wahrscheinlich für ziemlich unrealistisch gehalten – und doch ist er geglückt.

Gute und günstige Vorsätze für Chefs
Platz fünf: Alternative fürs Betriebsfest Eine sinnvolle Investition ins Betriebsklima sind Firmenfeste. Beim gemeinsamen Feiern in ungezwungener Runde entstehen bisweilen gute, neue Ideen. So manche Innovation entstand auf einer Betriebsfeier. Allerdings sind solche Feste teuer, auch wenn sich solche Veranstaltungen von der Steuer absetzen lassen. Eine günstige Alternative in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten ist die gute alte Buddelparty. 2009 veranstaltete das Magazin Stern sein jährliches Sommerfest in Berlin auf diese Weise. Normalerweise ist das Fest in den Räumen des Stern-Hauptstadtbüros ein luxuriöses Stelldichein, zu dem nebst Kanzlerin und Kabinett auch Top-Lobbyisten und Medienprominenz geladen sind. Teures Catering und bester Wein gehören dazu. Im Krisenjahr 2009 war das dem Verlag Gruner + Jahr zu teuer. Erst wollte man das Fest ganz streichen. Die Mitarbeiter protestierten. Also entschied man sich für eine studentische Variante des Firmenfests: Die Gäste brachten Getränke und Essen einfach selbst mit, gefeiert wurde mit einem bunt zusammengewürfelten Buffet in ausgelassener Stimmung, die über die Krisenmonate die Redaktion stärkte. Und nicht nur das: Noch heute spricht Berlin vom legendären Krisenfest des Magazins. Warum es also nicht mal mit so einer Variante probieren? Allerdings taugt die Firmen-Buddelfete nur in wirklich schweren Zeiten. Quelle: Fotolia
Platz vier: Transparenter kommunizieren und den Sinn vermittelnEiner der häufigsten Gründe für Unzufriedenheit bei Mitarbeitern ist Intransparenz im Betrieb. Mitarbeiter wollen verstehen, wofür sie arbeiten. Studien zeigen: Arbeitnehmern ist zunehmend wichtig, dass ihre Arbeit sinnvoll ist. Insbesondere Berufseinsteigern ist der Sinn mindestens genauso wichtig wie das Gehalt. Verstehen Mitarbeiter den Sinn ihrer Arbeit, kennen sie die Zusammenhänge und wissen sie auch, wie Entscheidungen im Management gefällt werden, dann nehmen sie durchaus auch in Kauf, wenn eine Gehaltsrunde in einem wirtschaftlich schlechteren Jahr ausbleibt. Auch Arbeitgeber, die in Krisenzeiten zwar mehr Leistung fordern, aber dieses Engagement in besseren Zeiten zu belohnen vergessen, müssen sich über Unzufriedenheit in der Belegschaft kaum wundern. Erst Recht nicht, wenn sie Entscheidungen einsam fällen und die Gründe dafür nicht kommunizieren. Wer hingegen transparent kommuniziert, wirbt gleichzeitig auch für mehr Verständnis für die Chefetage. Aus dem Gefühl von "Wir hier unten" und "Denen da oben" wird ein Unternehmen, das gemeinsam für den Erfolg kämpft. Quelle: Fotolia
Platz drei: Weiterbildung und Entwicklungschancen durch Job-Rotation ermöglichenFür viele Mitarbeiter spielt die Chance zur Weiterentwicklung bei der Frage der Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz eine maßgebliche Rolle. Sie wollen gefordert und gefördert werden und Neues lernen. Weiterbildungen sind deshalb wichtig. Allerdings sind sie auch teuer. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sparen Unternehmen in der Regel am Weiterbildungsbudget. Doch das hat negative Auswirkungen – Weiterbildung ist eine wichtige Investition des Unternehmens in die Wettbewerbsfähigkeit. Eine günstige Alternative zur teuren Weiterbildung kann Jobrotation sein. Was in den Trainee-Programmen vieler Unternehmen längst gängig ist, kann sich durchaus auch für etablierte Mitarbeiter eignen. Sie tauschen ihre Jobs für eine Weile und wechseln untereinander durch. So können Mitarbeiter etwas Neues lernen und sich auch in neuen Rollen erleben. Gleichzeitig schafft Jobrotation das Verständnis für die Arbeit der Kollegen. Teamgeist wird auf diese Weise gefördert, oft entstehen außerdem neue Ideen. Hospitationen in anderen Abteilungen ergänzen solche Maßnahmen. Wie genau sie aussehen, wird in der Regel in den Personalabteilungen entwickelt. Quelle: Fotolia
Platz zwei: Mehr Gerechtigkeit durch 360-Grad-FeedbackMitarbeitergespräche sind für Arbeitnehmer oft ein Gräuel. Sie werden vom Vorgesetzten bewertet, oft ist die Rückmeldung an Zielvereinbarungen und Gehaltsmodalitäten gekoppelt. Auf der anderen Seite fehlt es allzu oft an Raum, um dem Chef mal zu sagen, wo dieser Schwächen hat und an sich arbeiten könnte. Einseitigkeit schafft das Gefühl, dem anderen ausgeliefert zu sein. Das macht unzufrieden. Dabei wünschen sich viele Führungskräfte eine ehrliche Kritik. Möglich macht dies ein 360-Grad-Feedback, das durchaus im Jahresgespräch seinen Platz haben kann. Das schafft Gerechtigkeit für beide Seiten. Die Führungskraft schätzt in gewohnter Weise die Leistung des Mitarbeiters ein und bewertet diese – aber der Mitarbeiter macht das Gleiche mit der Arbeit des Chefs aus seiner Sicht. Wie ist der Führungsstil? Was lief gut, wo kann der Vorgesetzte noch an sich arbeiten? Das Ergebnis wird schriftlich fixiert – und für beide Seiten werden bei Bedarf Maßnahmen zur persönlichen Entwicklung ausgemacht. Ausgenommen werden sollte dabei keiner. Der Abteilungsleiter wird von seinen Mitarbeitern bewertet, und er bewertet diese. Der Ranghöhere wiederum bewertet seine Abteilungsleiter und lässt sich von ihnen bewerten. Auf diese Weise wird auch Schulungsbedarf im mittleren Management offensichtlich. Quelle: Fotolia
Platz eins: Loben, loben, loben!Zahlreiche Untersuchungen haben bestätigt: Die deutschen Arbeitnehmer vermissen Lob und Wertschätzung. Anerkennung kostet nichts als Aufmerksamkeit – und bewirkt so viel. Der beste und wichtigste Vorsatz für Führungskräfte im Jahr 2013 sollte daher lauten: Loben, loben, loben. Und zwar richtig. Weder verallgemeinernd noch vage. Zudem sollte der Vorgesetzte nicht einzelne vor anderen herausstellen, die ebenfalls viel Leistung gezeigt haben. Dann motiviert man vielleicht den einen, aber demotiviert alle anderen. Besser ist es, sofort und im Zweier-Gespräch konkret positive Rückmeldung zu geben. Wer auf diese Weise lobt, zeigt, dass er seine Mitarbeiter ernst nimmt und sie wertschätzt. Das stärkt ein Team, schafft Vertrauen und verbessert auch die Stimmung insgesamt. Quelle: Fotolia

Und die Menschheitsgeschichte ist voll von „Verrückten“, die Dinge vollbrachten, die ihre Zeitgenossen nicht einmal im Traum für möglich gehalten hätten. Und oft genug entstanden so Innovationen und Fortschritt. Jüngstes Beispiel ist etwa Tesla-Chef Elon Musk, der ebenfalls 2015 Deutschland besuchte. Sein Ziel war es unter anderem, Elektroautos für ein breites Publikum zu bauen. Nach zahlreichen Hindernissen – und viel Häme, die er einstecken musste – hat er heute das Thema eMobilität fest in den Köpfen verankert und schickt sich an, den Automobilmarkt zu revolutionieren.

Vielleicht bin ich deshalb beim letzten SMART-Punkt etwas skeptisch: Terminiert sollten Ziele sein, man sollte also klar festschreiben, bis wann das Ziel erreicht sein muss. Das mag sinnvoll sein, um sich auf dem Weg dahin nicht in Nebensächlichkeiten zu verlieren und den Fokus auf dem Ziel zu halten. Es mag auch helfen bei der Erfolgsmessung. Allerdings baut es oft auch unnötigen Druck auf, zum Beispiel wenn Probleme auftreten. Doch genau aus Scheitern und Misserfolgen entstehen ja oft die größten Erfolge. Ziele auf Termin – eine sehr zwiespältige Methode also.

Und genau da beschleicht mich plötzlich ein Gedanke: Wenn man sich die Geschichte von Nujeen Mustafa anschaut, dann sind unsere Ziele vielleicht manchmal sogar eine Spur zu realistisch. Vielleicht täten wir gut daran, unsere Ziele größer zu stecken? Die Welt verbessern anstatt abnehmen zu wollen beispielsweise. Und vielleicht können wir dann diverse Motivationstechniken einfach sein lassen, weil wir unseren inneren Schweinehund ganz von selbst besiegen: Mit Begeisterung und Inspiration!

Die Autorin betreibt das Blog "Berufebilder". Sie können auch über Twitter mit ihr in Kontakt treten.

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