Nicht nur Frauen, auch Männer würden sich zunehmend als "Mängelwesen" wahrnehmen, die dringend der Bearbeitung bedürfen. Die Leidensskala reiche von Unzufriedenheit bis Depression. „Das unglückliche Bewusstsein, nicht genauso auszusehen, wie es herrschende Körperideale wollen“, sagt Menninghaus, "scheint unter heutigen Bedingungen neue Leidensqualitäten von geradezu metaphysischer Dimension angenommen zu haben."
Dann doch lieber ein wenig Wundschmerz erdulden. "Nehmen Sie ein paar Tage Urlaub", empfiehlt Friedrich Pullmann, als es um die Folgen einer Operation an den Lidern geht. "Krank melden" ist nicht erlaubt. Die Kollegen sollen nach dem Urlaub ruhig den Eindruck haben, die Verjüngung sei ein Werk von Sonne und Luft.
Schönheits-OPs sind wie Ferien: Privatsache
Schnitte hinterlassen Narben. Damit sie heilen, braucht es Zeit. Gibt es bei Knochenbrüchen oder Krankheiten für Angestellte eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, so muss ein Arbeitnehmer bei medizinisch unnötigen Operationen auf die Krankschreibung verzichten. Sprich: Urlaub nehmen. Das entschied schon 1984 das Bundesarbeitsgericht. Ausnahmen bilden Schönheitsoperationen, die zugleich medizinisch notwendig sind. Das ist bei Männern in aller Regel der Fall, wenn das Oberlid so stark herabhängt, dass es die Sicht erschwert.
Zum rein operativen Eingriff kommen Kosten für einen etwaigen stationären Aufenthalt hinzu. Bedeutend höhere Kosten können für die Patienten entstehen, wenn im Anschluss an die Operation mit etwas Zeitverzug Komplikationen auftreten. Auch dafür zahlt bei freiwilligen ästhetischen Eingriffen nicht die Krankenkasse. Laut der Signal Iduna fällt im Falle einer Erkrankung infolge einer Komplikation nach einem solchen Eingriff die Entgeltfortzahlung flach. Das bedeutet: Es gibt für diese Zeit kein Gehalt vom Arbeitgeber.
Für Psychologin Borkenhagen ist es jedoch nur eine Frage der Zeit, bis über Schönheits-OPs bei Männern ähnlich offen gesprochen wird wie bei Frauen. Vor wenigen Wochen berichtete die Zeitschrift „Bunte“ über Männer, die Nase, Falten oder Augen operieren ließen. Die unmöglich zu verhehlende Haartransplantation eines prominenten Fußballtrainers wie Jürgen Klopp bereitet den Boden für gesellschaftliche Akzeptanz. Wird das Aufspritzen mit Botox erst einmal als ähnlich selbstverständlich angesehen wie das Bleichen der Zähne oder das Tönen der Haare, braucht sich niemand mehr seiner Optimierungsbemühungen zu schämen.
Und manchmal braucht es die Hilfe der Ärzte, um Altlasten loszuwerden. Der Bauch nimmt bei Männern als letztes - oder gar nicht ab. "Noch weniger Gewicht, und ihr Gesicht fällt noch mehr ein", warnt der Profi vor dem Versuch, "Rettungsringe" mit Diäten zu reduzieren. Bauchtraining statt Fettabsaugung? "Schreiben Sie mir eine E-Mail, wenn das klappt, dann mache ich das auch", sagt der Arzt in Schwarz.