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Kreative Ideen Optimismus ist der Schlüssel zur Innovation

Unternehmen bezeichnen oft selbst kleinste Updates als große Innovation - und machen sich damit beim Kunden zunehmend unglaubwürdig. Wer innovativ sein will, muss sich für Probleme interessieren, anstatt sie zu vermeiden

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Innovation Quelle: Fotolia

Die Erfolgsgeschichten von disruptiven Start Ups klingen toll: Kleine Firmen, die aus dem Standganze Branchen aus den Angeln heben können. Und das nur Kraft ihrer Ideen. Aber wie reagiert ein etabliertes Unternehmen, wenn sich Heerscharen programmierwütiger Start Ups daran setzen, den eigenen Markt zu verändern? Was wenn ein Schwarm von Entwicklern Kanäle und Formate diversifiziert und schneller verändert als man sein bestehendes Geschäftsmodell anpassen kann? Was ist das eigene gewachsene Wissen angesichts allwissender BigData Algorithmen noch wert?

Innovativ sein heißt, Dinge neu zu gestalten - gegebenenfalls auch sich selbst. Denn wer neue Handlungsräume erschließen will, muss in der Lage sein, sich selbst zu reflektieren, um sich in seinem Handeln vom allgemeinen Wettbewerb abzusetzen. Unternehmen versuchen jedoch oft, durch Produktupdates einen echten Innovationsprozess möglichst lang zu vermeiden. So wie man sich als Person vom technischen oder gesellschaftlichen Fortschritt leicht abgehängt fühlt, so verlieren auch Unternehmen schnell das Gespür dafür, welche Entwicklungen man verfolgen sollte.

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Der Reflex, lieber möglichst lang auf das Vertraute zu bauen, ist so verständlich wie gefährlich. Gut etablierte Produkte können durchaus noch lange erfolgreich sein. Aber auch ein Ruf tradierter Qualität entsteht nicht dadurch, dass einfach alles so gelassen wird, wie es ist und schon immer war. Denn die Zielgruppen und Märkte verändern sich immer. Um weiterhin Antworten anbieten zu können, braucht jedes Unternehmen frische Ideen, egal ob es Entwicklungen mit gestalten oder bestehende Positionen konservativ stärken und ausbauen will.

Hierarchieübergreifende Zusammenarbeit fördert Innovation

Oft aber scheint die Fähigkeit zur Idee, zur Innovation irgendwo auf dem Weg zwischen Firmenwachstum und Managementstrukturen verloren gegangen zu sein. Wachstum führt in der Regel erst einmal dazu, den Blick nach Innen zu richten - um Veränderungen zu managen, um Abläufe zu strukturieren, um Effizienz zu gestalten, um Verantwortung zu delegieren. Dieser Prozess kann nicht rückgängig gemacht werden. Innovationsmanagement darf daher nicht darauf abzielen, einen früheren Zustand wieder zu institutionalisieren. Nein, Innovation fordert Unternehmen heraus, ihre neuen Strukturen und deren Potentiale nun vollends auszuschöpfen.

In fünf Schritten zum Innovationsführer

Früher waren die internen Bezugskreise kleiner und damit die Kommunikationswege kürzer. Man traf sich eher auch mal ohne konkreten Anlass über Abteilungs- oder Hierarchiegrenzen hinweg, um sich von seinen aktuellen Problemen zu erzählen. Man hörte die Bedenken des Juristen, ein Minimal Viable Product würde Regressklagen provozieren. Man kannte die Befürchtung der Sales Unit, innovative CRM Tools würden potenzielle Kunden irritieren. Ideen wurden auf ganz natürliche Art bereits in ihrem Entstehungsprozess von vielen Seiten hinterfragt und angereichert.

Und genau diese Fähigkeit, auf kurzem Dienstweg bei Bedarf kollaborativ zu denken und zu handeln, ist grundlegend für Innovation. Ideen entwickeln heißt, sich zu interessieren. Innovation basiert nicht auf der Suche nach Lösungen im eigenen Verantwortungsbereich sondern im Entwickeln eines übergreifenden Problembewusstseins, oder wie es ein Optimist nennen würde, eines Potenzialbewusstseins.

Optimistisches Denken ist der Schlüssel zu jedem Innovationsprozess. Optimismus stammt vom lateinischen ‘Optimum’ - das Beste - und heißt in seiner Tatform ‘optimieren’. Optimismus ist also der Drang, Dinge besser machen zu wollen. Die Hirnforschung – größte Lieferantin von Totschlagargumenten - zeigt, bei Optimisten sind einige zusätzliche Regionen im Gehirn aktiviert. Vor allem Bereiche, die autobiografisches Wissen speichern, also persönliche oder gelernte Erfahrungswerte. Außerdem sind im Gehirn des Optimisten jene Regionen besonders aktiv, die Situationen und Ideen emotional bewerten und als solche für die Analyse möglicher Hindernisse und Gefahren verantwortlich sind.

Kurz gesagt: Optimisten sind besser darin, komplexe Zusammenhänge zu vergleichen, sie durch Erfahrungen zu kontextualisieren und Erfolgsaussichten abzuschätzen. Der Optimist erkennt und konzentriert sein Handeln auf das Erfolgsversprechende, vor allem aber glaubt er an sein Tun.

Innovation entsteht nicht per se durch eine Struktur. Innovationsmanagement heißt, Empathie gegenüber Problemen und damit neuen Ideen zu wecken und Kollaboration zu ermöglichen. Es müssen in unseren Firmen wieder Freiräume her, um schnell und unkompliziert miteinander zu denken. So nutzen wir Probleme, um Ideen zu entwickeln und nicht als Grund um Veränderung zu vermeiden.

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