Lebensabend in der Sonne Wie Namibia für deutsche Rentner zum Paradies wird

Seite 2/2

Keine Idylle ist perfekt

Doch keine Idylle ist perfekt. In Sonnleiten knirscht es bisweilen zwischen den zwei großen Bewohnergruppen, den „Deutschländern“ und den Deutschen. „Deutschländer“ heißen in Namibia die, die aus der Bundesrepublik eingewandert sind. Deutsche oder „Südwester“ hingegen sind deutschsprachige Namibier, deren Wurzeln zumeist auf Einwanderer aus der Kolonialzeit Anfang des 20. Jahrhunderts zurückgehen.

In diesen Ländern leben Sie am längsten
Platz 10 (Männer): LuxemburgWeltweit haben heute viel mehr Kinder die Aussicht auf ein langes Leben als früher. Neugeborene Jungen in Luxemburg, die in 2012 geboren wurden, werden nach den Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchschnittlich 79,7 Jahre alt. Demnach wird das Kind knapp acht Jahre älter als ein Mensch, der 1990 zur Welt kam. Dies sei maßgeblich durch Erfolge im Kampf gegen gegen Kindersterblichkeit und gegen eine Reihe von Krankheiten erreicht worden, teilte die WHO in Genf bei einer Vorlage ihrer Weltgesundheitsstatistik 2014. Die Statistik bezieht auf Vorhersagen für den Geburtsjahrgang 2012. Quelle: dpa
Platz 8 (Männer): Schweden und JapanWer in Schweden lebt, kann einige Monate älter werden. Demnach haben in 2012 geborene Jungen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 80 Jahren. Aber auch in Japan werden die Jungen durchschnittlich 80 Jahre alt werden. Zu 1990 hat sich hier nicht geändert. Denn die in der Zeit geborenen Jungen hatten ohnehin eine hohe Lebenserwartung, 75 Jahre (Schweden) und 76 Jahre (Japan). Die häufigsten Ursachen für einen frühzeitigen Tod sind übrigens koronare (ischämische) Herzerkrankungen, Infektionen der unteren Atemwege (wie Lungenentzündung) und Schlaganfall. Quelle: dpa
Platz 4 (Männer): Neuseeland und ItalienVielleicht liegt es an der frischen Bergluft oder dem naturgebunden Leben in Neuseeland (Foto). Denn 2012 geborene Jungen können damit rechnen, durchschnittlich 80,2 Jahre lang zu leben. Das gleiche Durchschnittsalter erreichen ebenfalls die Jungen in Italien. Quelle: dpa
Platz 4 (Männer): Singapur und IsraelAuch in Singapur und Israel werden Männer durchschnittlich 80,2 Jahre alt. Demnach leben die in 2012 geborenen Jungen sieben Jahre länger als die Männer, die in 1990 geboren wurden. In Israel beträgt der Unterschied zwischen 1990 und 2012 fünf Jahre. Quelle: dpa
Platz 3 (Männer): AustralienEines der Länder mit der höchsten Lebenserwartung für die 2012 geborenen Jungen ist Australien. Die können mit einem langen Leben, nämlich mit durchschnittlich 80,5 Jahren, rechnen. Laut der Statistik erreichen die 22 Jahre früher geborenen Männer durchschnittlich nicht einmal die 80: Sie werden demnach im Schnitt nur 74 Jahre alt. Quelle: dpa
Platz 2 (Männer): SchweizDie Lebenserwartung in der Schweiz ist eine der höchsten der Welt. So leben die Jungen, die in 2012 geboren wurden, knapp sieben Jahre länger als die, die 1990 geboren wurden. Sie werden im Schnitt 80,7 Jahre alt, die Männer aus den 90ern nur 74 Jahre. Quelle: dpa
Platz 1 (Männer): IslandDie Lebenserwartung von Männern ist in insgesamt neun Ländern um die 80 Jahre. An der Spitze befindet sich Island mit 81,2 Jahren. Die in 2012 geborenen Jungen leben demnach durchschnittlich sechs Jahre länger als die Männer, die 22 Jahre früher geboren wurden. Die Bewohner Islands leben im Durchschnitt vier Jahre länger als noch 1990, nämlich 82 statt 78 Jahre. Wenn sich die Entwicklung der Lebenserwartung zukünftig so fortsetzt wie in der Vergangenheit, ist es wahrscheinlich, dass die Lebenserwartung für beide Geschlechter weiter beträchtlich ansteigen wird. Quelle: REUTERS

„Wir Südwester sehen uns als Afrikaner“, sagt Heidemarie Rapmund. Ihr Großvater kam 1909 nach Namibia. „Wir haben die deutsche Kultur, aber auch die afrikanische.“ Die eingewanderten Senioren seien manchmal zu deutsch in ihrer Anspruchshaltung und Argumentation. „Wir sind hier aber in Afrika. Da gibt es manchmal Reibungspunkte“, sagt die 65-jährige pensionierte Journalistin. Schwertfeger drückt es weniger diplomatisch aus. „Als anständiger Deutscher muss man immer Rummaulen.“

Manche sagen auch, dass es den Euro-Rentnern oft allzuleicht falle, Preissteigerungen etwa bei den Nebenkosten zu akzeptieren. Für die Namibier sei das bisweilen schwierig. Etwa 20 der 70 Rentner sind aus Europa eingewandert. Der Manager von Sonnleiten, Fanie Hawanga, sieht jedoch keinen Konflikt. „Wenn es Kaffee und Kuchen gibt, dann sitzen die Deutschen und die Namibier alle zusammen.“ Auch abends zum „Sundowner“-Drink mischten sich die Gruppen auf den Terrassen.

So klappt's mit der Frührente
Die Zeitschrift Finanztest hat untersucht, wie Arbeitnehmer mit den geringsten Einbußen in den Vorruhestand gehen können. Die Experten raten vor allem zur rechtzeitigen Planung: "Überlegen Sie mit Mitte 50, wann sie in Rente gehen möchten, ob Sie sich einen vorgezogenen Ruhestand leisten können und welche Variante des Vorruhestands infrage kommt", heißt es in dem Bericht. Außerdem sollten sich Arbeitnehmer rechtzeitig in der Personalabteilung oder bei den Vorgesetzten erkundigen, ob beispielsweise eine Altersteilzeit möglich ist. Besonders wichtig ist, dass Arbeitnehmer anhand betrieblicher und privater Vorsorge ihr späteres Alterseinkommen berechnen und überprüfen, ob sie eventuelle Abschläge bei der gesetzlichen Rente verkraften können. Quelle: Fotolia
Grundsätzlich gibt es den Vorruhestand so gut wie nie ohne Einbußen. Pro Monat, den ein Arbeitnehmer früher in Rente geht, werden ihm 0,3 Prozent der Bezüge abgezogen. Wer also anderthalb Jahre eher in Pension geht, als er sollte, muss auf 5,4 Prozent seines Ruhegeldes verzichten. "Vor allem Rentner mit durchschnittlichem und unterdurchschnittlichem Einkommen werden die Einschnitte bei der Altersrente schwer verkraften, wenn sie keine zusätzliche Einkünfte haben", heißt es bei Finanztest. Quelle: Fotolia
Der beste Weg in den Ruhestand ist laut Finanztest die Altersteilzeit. Diese Regelung kann in Anspruch nehmen, wer das 55. Lebensjahr vollendet hat und innerhalb der letzten fünf Jahre vor Beginn der Altersteilzeit mindestens 1.080 Kalendertage in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat. Wie die jeweilige Arbeitszeitregelung gestaltet wird, muss jeder Arbeitnehmer mit seinen Vorgesetzten absprechen. Es gibt zwei unterschiedliche Modelle... Quelle: Fotolia
S90 Prozent der Vorruheständler nutzen das Blockmodell, bei dem die verbleibenden Jahre bis zum eigentlichen Rentenbeginn in zwei große Blöcke geteilt werden. Während des ersten Blocks arbeitet man quasi vor, also Vollzeit aber nur für die Hälfte vom Gehalt. In der Regel stockt der Arbeitgeber das halbierte Gehalt um bis zu 20 Prozent auf in der Metall- und Elektroindustrie werden sogar 85 bis 89 Prozent des regulären Lohns gezahlt. Trotz des halben Gehalts zahlt der Arbeitgeber weiterhin die Beiträge zu Renten- und Krankenversicherung. Und zwar so, als bekäme der Arbeitsnehmer 90 Prozent seines ursprünglichen Gehalts. Die Einbußen bei der Rente sind also entsprechend gering. Im zweiten Block bleibt der Arbeitnehmer dann ganz zuhause, bezieht aber weiterhin sein halbes Gehalt. Quelle: Fotolia
Die übrigen zehn Prozent reduzieren ihre Arbeitszeit bis zum Renteneintritt und arbeiten beispielsweise nur noch halbtags oder nur noch mittwochs und donnerstags. Wer diese Form der Altersteilzeit in Anspruch nimmt, geht aber nicht früher in Rente, er arbeitet nur weniger. Beide Modelle werden unter Umständen von der Arbeitsagentur gefördert. Quelle: Fotolia
Was Menschen in der Altersteilzeit nicht vergessen dürfen ist, dass sie weiterhin bei ihrem Unternehmen beschäftigt sind und dementsprechend gekündigt werden können, falls das Unternehmen beispielsweise pleite geht. Quelle: Fotolia
Wer bereits sehr lange arbeitet und entsprechend lange in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, kann sich entspannt zurücklehnen und ohne Abschläge vorzeitig in den Ruhestand gehen. Wer seit 45 Jahren einzahlt, kann bedenkenlos mit 65 Jahren in Rente gehen. Quelle: Fotolia

Namibia lockt nicht nur mit trockenem Klima, schönen Landschaften und Safari-Parks, sondern auch weil es ein friedliches Land ist, in dem die meisten Dinge für afrikanische Verhältnisse sehr gut funktionieren. Die aus Europa eingewanderten Sonnleiten-Bewohner seien vorher schon mal im Urlaub in Namibia gewesen. „Die wussten, worauf sie sich einlassen“, erklärt Caroline Rust. Ihrem Mann Joachim gehört das 270-Hektar-Anwesen in der Steppenlandschaft rund 40 Kilometer außerhalb von Windhuk. Für Notfälle ist rund um die Uhr eine Krankenschwester im Dienst, auch Pflegedienste werden angeboten. „Aber die Leute sind rüstig. Die meisten versorgen sich selbst.“

Die stärker nachgefragten Dienstleistungen sind der Garten- und der Reinigungsdienst, die jeweils umgerechnet nur 1,60 Euro pro Stunde kosten. Auch der Tarif fürs Bügeln oder kleinere Reparaturen am Haus schlägt mit 2,50 Euro sicher keine zu tiefen Löcher in die Budgets jener, deren Renten in Euro ausbezahlt werden.

Die Preise für den Kauf des lebenslangen Wohnrechts haben über die Jahre wegen hoher Nachfrage angezogen, sie sind im Vergleich zum europäischen Preisniveau aber weiter sehr attraktiv. Schwertfeger etwa wohnt in einem Haus mit 130 Quadratmeter. „In einer vergleichbaren Anlage auf Fuerteventura bekäme ich für den Preis nur eine Einzimmerwohnung mit 40 Quadratmetern“, sagt er.

Schwertfeger hatte auch Australien als Alterssitz in Erwägung gezogen. Für Namibia sprach für ihn neben dem deutschen Essen jedoch auch, dass es gute deutschsprachige Ärzte gibt. „Noch bin gesundheitlich gut drauf, aber das kann sich ändern. In einer Stresssituation wäre es dann blöd, mit einem Arzt Englisch reden zu müssen“, sagt er. Zudem hätten sich in Namibia die deutschen Werte seit der Kolonialzeit eingeprägt. „In Namibia ist es für afrikanische Verhältnisse top sauber und ordentlich.“ Das zeige sich auch in den Armenvierteln. „Sogar in den Slums sind die Straßen rechtwinklig, und der Müll wird nicht einfach auf die Straße geworfen.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%