Lebensdauer von Geräten Auch Kunden haben Schuld am Murks

Viele technische Geräte gehen bereits kurz nach Ablauf der Garantie kaputt. Steckt eine Absicht dahinter? Eine Studie des Umweltbundesamtes sorgt für neue Diskussionen um die Lebensdauer von Geräten.

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Geplante Obsoleszenz sind Produkte mit Murks. Quelle: www.murks-nein-danke.de

Manche Dinge halten so gut wie ewig, wenn man sie halbwegs gut behandelt. Das Meißener Porzellan zum Beispiel, das Oma vorm Krieg als Aussteuer bekam, erfüllt immer noch seinen Zweck, solange man es nicht auf den Boden fallen lässt. Für die weltberühmte Meißener Manufaktur ist der lange Lebenszyklus ihres Edel-Geschirrs allerdings auch ein großes Problem und wohl auch ein Hauptgrund dafür, dass sie ohne staatliche Subventionen aus Dresden längst nicht mehr bestehen würde. Was Jahrhunderte übersteht, muss man nicht neu kaufen.

Nutzungsdauer von Elektrogeräten

Viele Elektrogeräte dagegen überstehen nicht mal ein Jahrzehnt. Bei vielen Druckern, Computerbildschirmen oder Waschmaschinen ist oft schon kurz nach Ablauf der Garantie Schluss. Steckt eine Absicht dahinter? Dass Hersteller bewusst Schwachstellen einbauen, um Kunden zum Kauf neuer Geräte oder zumindest zu teurer Reparaturen zu zwingen, galt bis vor einigen Jahren noch als eine Legende von Verschwörungstheoretikern. Doch den Erfahrungen vieler Konsumenten zufolge liegt es nahe, dass es tatsächlich so etwas wie „geplante Obsoleszenz“ gibt. Worunter nicht nur der Verbraucher, sondern vor allem die Natur zu leiden hat, weil sie mehr Rohstoffe liefern und Abfälle zurücknehmen muss, als notwendig wären.

Die immer lauter werdenden Vorwürfe haben die Politik auf den Plan gerufen. Unter anderem forderte die Verbraucherschutzministerkonferenz bereits 2013 Maßnahmen auf bundesweiter Ebene. Das erste Ergebnis dieser Maßnahmen liegt jetzt vor. In Form einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes, die über die tatsächliche Bedeutung des Problems aufklären soll. Die Diskussion über das Phänomen hat dadurch eine neue Richtung erhalten.

Wie Sie Elektronik recyclen können

Zwar stellen die Autoren der Studie, Wissenschaftler des Öko-Instituts in Freiburg und der Universität Bonn, fest, dass die negativen Umweltauswirkungen von kurzlebigen Geräten in sehr vielen Fällen eindeutig sind. „Viele Geräte haben eine zu kurze Lebensdauer. Aus ökologischer Sicht ist das nicht akzeptabel“, gab die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger bei der Vorstellung der Studie zu Protokoll. Man müsse daher über „eine Art Mindesthaltbarkeit für Elektro- und Elektronikgeräte“ nachdenken.

Aber die Tendenz der Schlussfolgerungen und Handlungsstrategien, die die Autoren vorschlagen, widerspricht stark den Forderungen der Aktivisten, die das Thema in den vergangenen Jahren ins öffentliche Bewusstsein gebracht haben. Die Studie stellt nämlich fest, dass Obsoleszenz „nicht so eindimensional“ sei, wie das die Medienberichterstattung darstelle. Letztere sei meist „sehr emotional“ und zeige Hersteller und Industrie als „Täter“, die das Design ihrer Produkte manipulieren, um sie nach Ablauf einer definierten Dauer geplant ausfallen zu lassen, um den Absatz anzukurbeln. Die Verbraucher seien in dieser Darstellung „Opfer“ einer „Verschwörung“.

Dem hält die Studie entgegen: „Hersteller und Verbraucher interagieren miteinander in einer sich stetig wandelnden Umgebung und beeinflussen gegenseitig die Produktentwicklung und Konsummuster.“ Die Produktlebensdauer sei zwar „in der Regel eine planbare Größe, an der sich die Produktentwickler orientieren.“ Deren Prinzip sei also, „Produkte so zu gestalten, dass sie so lange wie nötig und nicht so lange wie möglich halten.“  Zu Deutsch: Wenn der Konsument nun einmal alle paar Jahre einen neuen Fernseher haben möchte, wird die Industrie keine Fernseher bauen, die Jahrzehnte halten.

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