Liebe in Ostasien Chinesinnen suchen romantische Westler

Viele Frauen in China vermissen bei ihren Landsleuten die romantische Liebe. Männern aus dem Westen sind daher begehrt. Denn die wollen nicht sofort heiraten, und Liebe ist für sie mehr als ein Geschäft.

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Furong und Markus Quelle: Michael Ryan für WirtschaftsWoche

Seit drei Jahren sind Furong, 33, und Markus, 30, ein Paar. Als die beiden sich vor drei Jahren kennenlernten, war Markus gerade für drei Monate als Praktikant in der Stadt. „Wir waren drei Jungs in der WG“, erzählt er, „und wir gingen fast jeden Abend aus.“ Eines Nachts traf er Furong. Sie gefiel ihm, er fragte sie nach ihrer Telefonnummer, sie trafen sich wieder, irgendwann küssten sie sich. Sie trafen sich öfter, sie wurden ein Paar. Markus musste zurück nach Deutschland, um sein Studium fertig zu machen. Sie blieben zusammen. Danach kam er wieder nach Shanghai zurück, suchte nach einem neuen Job und zog mit Furong in eine gemeinsame Wohnung.

Furong wuchs in einem kleinen Dorf in der Provinz Jiangsu auf. Als sie studierte, gab es noch so gut wie kein Internet. „Wir hatten keine Ahnung von der westlichen Lebensweise“, sagt sie. Erst als sie im Studium einen Australier kennenlernte und der sie nach und nach anderen Westlern vorstellte, kam sie mit deren Lebensweise in Kontakt. Als der ihr erzählte, er wolle keine Kinder und auch nicht heiraten, war sie geschockt. „Bei uns in China dreht sich alles um materielle Absicherung und die Gründung einer Familie“, sagt sie. „Für mich war es undenkbar, daran zu rütteln.“ Das änderte sich langsam.

Chinesisch-westliche Paare

In manchen Vierteln Shanghais und Pekings prägen sie das Straßenbild: Chinesisch-westliche Paare sitzen in den Cafés der ehemaligen französischen Konzession in Shanghai oder spazieren durch das internationale Viertel Sanlitun in Peking. Und ja, es gibt auch die Kombinationen, die nicht zu Unrecht in eine Schublade fallen, die man eher aus Thailand kennt: alter weißer Mann mit dicker Brieftasche und bildhübsche wie blutjunge Frau asiatischer Herkunft. Doch die sind eher die Ausnahme als die Regel. Die gemischten Doppel sind Symbol einer Entwicklung, die keine Partei steuern kann, die sich der Reglementierung durch Staatsorgane entzieht: wo die Liebe hinfällt. Mit wachsendem Wohlstand und Bildung kommt die Liebe zum Zug, die bislang in China oft eher einem Geschäft als einer Romanze entsprach.

Als Furong Markus traf, war da natürlich seine Aussicht auf einen guten Job mit einem ordentlichen Gehalt. Aber damit ist Markus in Shanghai kein reicher Mann. Um Geld ging es Furong nicht, die anders als Markus nicht aus einer wohlbehüteten deutschen Mittelschichtfamilie kommt – mehr sogar: Es ging eben gerade darum, dass Geld kein Thema ist. „Markus wollte nicht wissen, wie viel Geld ich verdiene, was für einen Schulabschluss ich habe, und er wollte mich auch nicht gleich heiraten“, erzählt Furong.

Date mit Vertragsabschluss

In den meisten Fällen sind die Paare in etwa gleich alt, weisen einen ähnlichen Bildungsstandard auf und sind unter dem Strich genau das, was sich die meisten Menschen wünschen zu sein: eine glückliche Familie. In den international geprägten Städten Chinas mischen sich Franzosen, Engländer, Amerikaner, Italiener mit Chinesinnen. Das ist normal. Was nicht normal ist: Die umgekehrte Paarung chinesischer Mann und westliche Frau kommt so gut wie nicht vor.

Mandy ist 26 Jahre alt und sucht dezidiert nach einem Mann aus dem westlichen Kulturkreis. „Chinesische Männer interessieren mich nicht“, sagt sie. Was ihr wichtig ist: Romantik und nicht sofort heiraten zu müssen. Ein Date mit einem chinesischen Mann gleiche einem Vertragsabschluss. Innerhalb der ersten drei Treffen müsse geklärt werden: der Universitätsabschluss, der familiäre Hintergrund, der monatliche Verdienst und ob eine Eigentumswohnung vorhanden ist, in die das Paar nach der Heirat ziehen kann.

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