Lotto 76 Millionen Euro reichen nicht, um reich zu sein

Vom Lottogewinn träumen Millionen. 76,8 Millionen Euro waren die bislang höchste Summe im Eurojackpot, die ein Deutscher Einzelspieler gewonnen hat. Damit besitzt man sehr viel Geld. Reich ist man damit noch lange nicht.

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Reiche: Mit Glück zum Millionär werden. Quelle: Getty Images

"Wenn sie nach dem Preis fragen müssen, können sie es sich nicht leisten." Mit wohl kaum einer Aussage, kommt man der Beschreibung von Reichtum näher als dieser. Ein Lottogewinn, so der wöchentlich gelebte Glaube, bedeutet den erhofften Geldsegen, der alle Probleme löst. Wer hat sich noch nie gefragt, was er mit einem Lottogewinn machen würde? Neues Haus? Lange Fernreisen? Traumauto? Die Liste wird länger und länger und je höher der Jackpot, desto exklusiver die Wünsche. 

Mit 76.766.891 Euro besitzt man viel Geld. Sehr viel Geld. Diese Summe hatte Ostern ein Spieler beim Eurojackpot gewonnen. Das Bundessozialministerium ermittelte in seinem jüngsten Armuts- und Reichtumsbericht, dass 2013 zehn Prozent der Haushalte 51,9 Prozent des Nettovermögens besitzen. 1998 waren es noch 45,1 Prozent.

So schnell sind 78 Millionen Euro weg

Auch wenn die Wohlhabenden bis Reichen immer reicher werden, ist ein Lottogewinner mit 78 Millionen Euro auch in dieser Gruppe weit vorn. Selbst unter den Immobilienbesitzern liegt das durchschnittliche Vermögen bei unter 400.000 Euro, bei Mietern ist es deutlich geringer.

Der Autor und Finanzberater Thomas Corley definierte für sein Buch „Rich Habits“ über die Lebensgewohnheiten reicher Menschen, dass Menschen mit einem Vermögen von mehr als drei Millionen Dollar und jährlichem Einkommen von 160.000 Dollar reich sind. Sicher ist: Auch im reichen Deutschland ist der Lotto-Gewinner mit 76 Millionen locker in den oberen fünf Prozent der Bürger gelandet. 

Und da beginnt das Problem. Eine Fernsehwerbung der Sparkassen war mit dem Spruch „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ (https://www.youtube.com/watch?v=U0MU-2_MuUE) erfolgreich. Der Wettbewerb zweier alter Freunde, die mit ihren Errungenschaften prahlen, brachte humorvoll die entscheidende Bewertung für Reichtum auf den Punkt: Der Vergleich.

Wichtig ist nicht, was ich habe. Wichtig ist, ob es mehr oder weniger als mein Umfeld ist. „Es stimmt, dass Geld nicht glücklich macht. Allerdings meint man damit das Geld der anderen.“, sagte George Bernhard Shaw.

Jeder sozialversicherungspflichtige Angestellte dürfte sich mit 76 Millionen Euro sofort aus seinem Umfeld absetzen. Auch wenn die eine Freundin den örtlichen Möbelhandel geerbt oder der Fußballfreund gut dotierter Berater ist – mit 78 Millionen Euro netto zur freien Verfügung verändern sich die Verhältnisse.

 

Der Schweizer Theologe Hans Küng mag gemahnt haben: „Lebensstandard ist kein Ersatz für Lebenssinn.“  Doch bei der Neurorientierung hat der vom Füllhorn überschüttete Lottogewinner dennoch genug damit zu tun, sein nun mögliches neues Leben auf ein angemessenes Niveau zu heben und unter den neuen Seinesgleichen entsprechend akzeptiert zu werden.

Der Mensch ist ein soziales Tier. Und die rümpfende Nase des Nachbarn, wenn der Neu-Millionär in Schwabing aus der Villa heraustritt, um seinen alten Golf zu besteigen, möchte vermutlich jeder vermeiden. 

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