Management Der Produktivitätskiller Heimweh ist heilbar

Weit weg von der Heimat und der Familie zu arbeiten, kann sich negativ auf die Leistung auswirken. Quelle: dpa

Arbeiten Mitarbeiter weit entfernt von ihren Familien und Freunden, kann sich das negativ auf ihre Leistung auswirken. Eine Studie zeigt, wie Arbeitgeber ihnen das Arbeiten in der Ferne erleichtern können.

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Sich zuzuprosten funktioniert auch über einen Bildschirm. Auch der neueste Klatsch und Tratsch lässt sich so austauschen. Doch ein wirkliches Treffen mit der Familie und Freunde ersetzen selbst die neuesten Techniken nicht. 

Was ein Großteil der deutschen Bevölkerung derzeit hoffentlich nur vorübergehend erlebt, ist für Expats oder Saisonarbeiter Alltag. Über Wochen oder Monate sehen sie ihre Familien nicht oder nur über einen Bildschirm. Seit Jahren schon wissen Ökonomen, dass das nicht nur persönlich unerfreulich ist, sondern das Heimweh auch die Leistungsfähigkeit hemmt. Prithwiraj Choudhury und Ohchan Kwon von der Harvard Business School haben nun in einer neuen Studie untersucht, ob und wie sich dieser Effekt lindern lässt.

Dazu haben sie 443 indische Universitätsabsolventen befragt, die 2007 von einer IT-Firma angeworben wurden. Diese wies sie per Zufall einem ihrer über das Land verteilten Standorte zu.

Das Ergebnis: Die Distanz zur Heimat – als kürzeste Reisezeit per Zug – hatte einen negativen Einfluss. Dieser war umso größer, je weniger Flexibilität die Mitarbeiter bei der Festlegung ihres Urlaubs hatten. Wo diese Freiheit gegeben war, nutzten die Mitarbeiter sie vor allem, um an den wichtigsten Feiertagen nach Hause zu reisen. Und das kann für Chinesen das Neujahrfest, für Hindus das Lichterfest Diwali und für Christen Weihnachten sein. Diese Flexibilität, schlussfolgern die Autoren, ist für die Linderung des Heimwehs offenbar von besonderer Bedeutung.

Arbeitsfreunde lindern das Heimweh

Sie untersuchten zudem, wie sich soziale Kontakte am Arbeitsort auf das Heimweh auswirken. Ihre Hypothese: Je mehr Freundschaften man zu seinen Kollegen entwickelt, desto leichter fällt es, mit der Distanz zur Familie klar zu kommen. Choudhury und Kwon nahmen dabei an, dass Mitarbeiter leichter und vermehrt Freundschaften schließen, wenn die Mehrheit ihrer Kollegen dieselbe Sprache spricht und dasselbe Geschlecht hat – in diesem Falle männlich ist. Und tatsächlich: Bei Männern, welche die an einem Arbeitsort vorherrschende Sprache nutzten – und damit mutmaßlich mehr Arbeitsfreunde vor Ort hatten – fiel der Leistungsabfall nicht so stark aus.

Frauen, unabhängig davon, ob sie die dominierende Sprache am Standort sprachen, machte die Distanz zur Heimat deutlich mehr zu schaffen. Gründe hierfür konnten die Studienautoren allerdings nicht nennen.

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