Mehr Erfolg mit Englisch
Eigenmarken haben auf Englisch oft andere Namen.

Wie bestellt man auf Englisch ein „Pils“, und was sind „Tesa“, „Edding“ oder „Dixi Klo“?

Im Büro und daheim: Eigennamen und Marken prägen unseren Alltag. Denken Sie nur ans deutsche „Tempo“ oder das englische „Kleenex“. Unser Kolumnist erklärt, wie Sie dem „Uhu“ in unserer Lieblingsfremdsprache nicht auf den Leim gehen – und was ein „Biro“ ist.

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Neulich sprach ich mit Jim O‘Neill. Erinnern Sie sich? Er ist der Brite – a Brit or a Briton –, der sich die Abkürzung „BRIC“ ausgedacht hat. Sie steht für Brasil, Russia, India and China – vier Staaten, denen er vor 21 Jahren als Chefökonom von Goldman Sachs ein überdurchschnittliches Wachstum prognostizierte. Heute wissen wir, dass Brasilien und Russland weit hinter den Erwartungen zurückblieben. Doch darum geht es hier zum Glück nicht.

Es geht um die englische Sprache – deren Einfluss ohne Zweifel seit Beginn des Jahrtausends gewachsen ist. So auch in China, wo O'Neill mitten auf dem Land ein Schild sah, von dem er berichtete: „Success in English equals success in life“, stand da in großen Buchstaben. „Aren't you onto something similar in Germany?“, wollte er von mir wissen: „Bist Du in Deutschland nicht etwas Ähnlichem auf der Spur?“ Oder noch treffender übersetzt: Schreibst Du in Deinen Kolumnen für die WiWo nicht auch darüber? 

Tatsächlich schadet es dem Erfolg mit Englisch, wenn wir bestimmte Begriffe nicht kennen. Sie sind die blinden Flecken im Wortschatz, die zu ähnlichen Ausfällen in der Kommunikation führen können wie das brüchige Wlan – auf Englisch immer wifi – der Deutschen Bahn oder das lückenhafte Funknetz der Deutschen Telekom

Für besonders gefährlich halte ich Eigen- und Markennamen, die in der einen Sprachkultur jeder kennt und dort gewissermaßen zum Inventar zählen, während man sie in der anderen Sprachkultur noch nie gehört hat. Ich denke an „Tesa“ oder das „Dixie Klo“ bei uns. Oder an biro oder jiffy bag in England – zwei völlig alltägliche Begriffe. Kennen Sie die Bedeutungen?

Für sprachliche Pannen und Blackouts sorgen häufig schon Ortsnamen, die nichts anderes als regionale Marken sind. Jim O'Neill zum Beispiel kommt aus Manchester, was ihn zum Mancunian macht. Hätten Sie es gewusst? Oder dass Braunschweig Brunswick und der Bodensee Lake Constance heißt? Mich selbst hat schon Grisons verwirrt, die Übersetzung des Schweizer Kantons Graubünden. Oder die englische Schreibweise von Hanover – die mit einem „n“ weniger auskommt. Das englischsprachige Helgoland benötigt hingegen ein weiteres „i“: Heligoland.

Doch kommen wir zu den Marken- und Eigennamen von Gegenständen, die auch als „Gattungsbegriffe“ oder „Deonyme“ bezeichnet werden. Populär sind etwa Wellingtons – ein Oberbegriff für unsere „Gummistiefel“, deren Entstehung als Lederstiefel auf den Herzog von Wellington zurückgeht.

Von „generischen Marken“ – generic brands – ist die Rede, wenn sie sich von konkreten Produktnamen ableiten. Hier einige Beispiele und ihre Übersetzungen, die Sie kennen sollten:

  • „Tempo“ – paper tissue oder kleenex (was wiederum generisch von der Marke Kleenex stammt)
  • „Tesa(film)“ – auf gar keinen Fall „Taserfilm“ oder „Teaserfilm“, weil das denglischer Humbug wäre. Man nennt das Klebeband Sellotape (eine britische Marke) oder Scotch tape (eine US-amerikanische Marke)
  • „Uhu“ – glue, gum oder adhesive
  • „Styropor“ – polystryrene oder styrofoam
  • „Zewa“ – kitchen paper
  • „Dixi (Klo)“ – portable toilet oder Portaloo (eine Marke). In den USA gibt es außerdem die Marke PortaJohn und PortaJane – je nachdem ob für Männer oder Frauen
  • Knirps – folding umbrella
  • „Labello“ – lip balm oder Chapstick (eine Marke)
  • „Autan“ – mosquito repellent
  • „Kniffel“ – Yahtzee

Während ein paar Begriffe auch sehr leicht sind – „Aspirin“ ist Aspirin und „Pritt“ ist pritt – machen es einem andere besonders schwer, weil sie Englisch wirken: So hatte ich selbst schon Probleme mit dem „Edding“. Denn so hartnäckig die Spuren der Stifte auf allen möglichen Oberflächen haften, so beständig hatte sich der Begriff in meinen Wortschatz eingeschrieben: als Oberbegriff für englische permanent markers. Das wusste ich aber nicht! Vielleicht weil „Edding“ dem Wort Editing ähnelt, aber auch wegen der Endung -ing hatte ich ihn stets für britisch oder amerikanisch gehalten – wie Post-it-Zettel von 3M. So bat ich einmal einen Londoner Kollegen: „Can you please pass the edding!“ – der nichts verstand, weil er den deutschen Hersteller aus Ahrensburg nicht kannte. Man kann im Englischen auch Sharpie sagen, was vergleichbare Stifte aus den USA sind.

Womit ich bei spezifisch englischsprachigen Eigen- und Markennamen bin, die wir kennen sollten. Haben Sie zum Beispiel schon vom dopp kit oder kurz dopp gehört? Es geht auf den deutschen Einwanderer Charles Doppelt zurück, der die amerikanische Version des toiletry bag erfand, die Briten auch sponge bag nennen – unser „Kulturbeutel“!

  • Biro – ein Oberbegriff für Kugelschreiber, benannt nach einem Unternehmen, das es nicht mehr gibt, und dem Erfinder László József Bíró aus Ungarn
  • Jiffy bag – alle Arten von gepolsterten Briefumschlägen

  • Hoover – der Inbegriff des Staubsaugers, der, wenigstens in England, vom Dyson abgelöst wurde. Allgemein spricht man auch vom vacuum cleaner, vacuum oder vac
  • Velcro – der „Klettverschluss“ – benannt nach einem Unternehmen, das der Schweizer George de Mestral gegründet hatte. Er ließ sich auch den Namen einfallen, als Kofferwort aus „velour“ – französisch „Samt“ – und „crochet“ – französisch „Haken“
  • Zimmer frame – ein deutsch anmutender Begriff, den wir „Rollator“ oder einfach „Gehhilfe“ nennen. Warum die britische Marke diesen Namen trägt, konnte ich nicht herausfinden.

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Bleibt mir noch das „Pils“, mit dem ich diese Lektion schließen und auf den Lernerfolg anstoßen möchte. Es versteht sich hoffentlich von selbst, dass Sie niemals auf die Idee kommen, in der englischsprachigen Welt „a glass (of) pils“ zu bestellen. Falls doch, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie zur Apotheke – the pharmacy – geschickt werden. Selbst, wenn es am Ende anders schmeckt als Sie vielleicht erwarten: Zum ersehnten hellen Bier kommen Sie, wenn Sie ein lager ordern, in Großbritannien als pint (0,58 Liter) oder half-pint.

Cheers!

Wenn Sie mehr über Eigen- und Markennamen im Englischen lernen wollen, lesen Sie das Kapitel „Ein Glas Pillen bitte!“ in meinem Buch „The Devil lies in the Detail – Lustiges und Lehrreiches über unsere Lieblingsfremdsprache“. Unser Kolumnist ist unter anderem Autor des Bestsellers „Hello in the Round! Der Trouble mit unserem Englisch und wie man ihn shootet“. Das Buch ist bei C.H. Beck erschienen.

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