
Und dann war da die Sache mit den Schuhen. Pinke Pumps, so steil, dass der Atem bei der Vorstellung, auch nur einen Schritt darin laufen zu müssen, stockt. Das Model, das in eben jenen einen Rock der Berliner-Wiener Designerin Marina Hoermanseder über den roten Teppich tragen sollte, verlor einen der beiden Schuhe, stolperte, fing sich, ging weiter. Am nächsten Tag aber landete genau das Bild des Stilllebens aus verlorenem Schuh, nacktem Frauenfuß und goldenem Korsagen-Rock auf der Titelseite des amerikanischen „Wall Street Journal“. „Wahnsinn, oder?“, sagt Hoermanseder wenige Tage danach in ihrem Berliner Hinterhofatelier. Sie hat sich die Seite extra aus den USA schicken lassen, 350 Euro kostete das. Aber für Hoermanseder ist es mehr als eine Seite eins in Amerika: ein Zeichen. Klar, Lady Gaga oder Rihanna tragen ihre Röcke und Kleider, die oft an barocke Korsagen angelehnt sind, schon länger auf den Bühnen und Laufstegen dieser Welt. Aber nun wird sie auch im ernsteren Teil der Wirtschaftswelt wahrgenommen. Zeit also, sich nach den Damen der Show-Welt auch mal in die Gefilde der Wirtschafts-(Männer-)Welt vorzuwagen. Der geeignete Gegenüber dafür: John Cloppenburg, Spross der in Düsseldorf ansässigen Modehändlerdynastie Peek & Cloppenburg, seit Jahren auf roten Teppichen wie Modewochen heimisch. Ein junger Erbe alten Modegeschlechts, der weiß, was Männer anziehen wollen. Also los.
WirtschaftsWoche: Liebe Frau Hoermanseder, lieber Herr Cloppenburg, wie gut oder schlecht ist der deutsche Mann heute angezogen?
Marina Hoermanseder: Also, Deutsche sind doch recht gut gekleidet. Wobei ich sagen will, den deutschen Mann, den verbinde ich in erster Linie mit Business Outfit. Da macht er seine Sache nicht schlecht.
John Cloppenburg: Wobei: Gerade bei Herren ist schon der Italiener der modische Goldstandard ...
Hoermanseder: ... oh ja ...
Cloppenburg: … und gemessen daran, gibt es doch noch manches zu verbessern. Aber was schon stimmt: Der deutsche Mann hat in dieser Hinsicht aufgeholt, es gibt andere Länder, da muss man wirklich länger im Café sitzen, um einen gut angezogenen Herrn zu sehen.





Der deutsche Mann stand ja lange für Funktionsjacke. Woher kommt der Aufstieg?
Hoermanseder: Es gibt mittlerweile sehr viele, gerade jüngere Männer, die genauso zeitschriftenaffin sind wie Frauen, die Blogs konsumieren, die sich sehr intensiv informieren. Es gibt exzellente männliche Modeblogger, die sehr einflussreich sind. Und die wirklich nicht nur von Frauen gelesen werden, die diese Typen süß finden ...
Cloppenburg: Da hat sich wirklich viel getan, auch wenn es mit Frauen noch nicht vergleichbar ist. Früher war es die Wahl der Armbanduhr oder die Marke des Autos, über die sich Mann von Mann absetzte. In Italien war das eben schon immer anders. Mode ist dort ein Spiel, das auch Männer immer schon gerne gespielt haben. Es ist ernst und leicht zugleich. Immerhin bewegen wir uns in die richtige Richtung. Früher kamen Männer mit der Mutter bei uns ins Geschäft und nahmen einfach das, was die empfahl. Das gibt es nicht mehr.
5 Tipps auf dem Weg zur richtigen Socke
Kennen Sie Ihre Größe GENAU. Statt mit den europäischen Größen 39, 44 oder 47 zu hantieren, achten Sie auf die britischen oder US-Größen, die seltener abweichen. Socken, die am Hacken aus dem Schuh quellen, verraten den Fehlkauf.
Kaufen Sie Kniestrümpfe. Kein Geschäftspartner möchte in einer Besprechung Ihre behaarte Wade sehen. Im Sitzen ist jedoch jede Socke zu kurz, wenn die Beine überschlagen werden um so mehr.
Wählen Sie die Farbe der Socke nach dem Anzug aus, nicht dem Schuh. Das heißt: Zum dunkelblauen Anzug mit Schwarzen Schuhen wählen Sie eine dunkelblblaue Socke, ist der Anzug grau und die Schuhe braun, sind graue Socken passend.
Wenn farbige Socken – dann passend zu einem weiteren Accessoire in der gesamten Garderobe, vorzugsweise Fliege oder Krawatte. Knallbunte Socken allein wirken albern. Aktuelle Alternative, um ein wenig Farbe ins Spiel zu bringen. Bunte Schnürsenkel.
Bedarf eigentlich keiner erneuten Erwähnung: In Sandalen NIE Socken oder Strümpfe.
Gibt es das eine Outfit für den Mann?
Hoermanseder: Man kann in der Freizeit perfekt gekleidet sein und im Büro. Und das ist nicht dasselbe. Wer einen Raum betritt, ist doch eigentlich drei Personen in einer: der, der er ist. Der, der er sein will. Und der, als der er wahrgenommen wird. Und für die letzten beiden kommt es auf Kleidung an. Tennisclub und Meeting sind eben verschiedene Orte und verschiedene Kontexte, die eigene Antworten brauchen. Hoffentlich ...
Cloppenburg: Es gibt so viele Arten von Stil, die ich als gut bezeichnen würde. Selbst wenn es nicht mein eigener Geschmack ist. Wenn ich das Gefühl habe, da hat sich jemand Gedanken darüber gemacht wie er aussehen und wirken will, dann finde ich das gut. Dieser Eindruck ist mir wichtiger, als einer klaren Geschmacksordnung zu gehorchen.
Und tun Männer das?
Cloppenburg: Ich habe selbst viel in unseren Häusern Kunden beraten. Und viele wollen in der Tat zuerst eine Uniform. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, unauffällige Krawatte. Das honorieren wir auch. Aber wir legen auch jedem gerne etwas mehr nahe. Ich habe einmal einem Kunden zu einem Einstecktuch geraten, da sagte er erschrocken: Das dürfen bei uns nur die Vorstände tragen. Da habe ich geantwortet: Kleiden Sie sich doch nach Ihren Zielen, nicht nach Ihrer Gegenwart.