Der Kunde treibt Sie da ein Stück weit?
Hoermanseder: Trend ist, was der Kunde will. Aber das Gute ist: Man kann Trends nicht mehr überschauen mittlerweile. Es gibt so viele, so kurzlebige. Natürlich auch viele, die wir zumindest als kleines Label nicht mitgehen können und mitgehen wollen: Derzeit sieht man überall bunte Bommeln. Das müsste man jetzt machen und in zwei Wochen im Laden haben. Aber das können nur die Großen, wir können das nicht.
Ist dann eher die Kunst, sich davon freizumachen?
Hoermanseder: Ach, eigentlich ist heute alles Trend. Man muss die Blogger und die sozialen Medien verstehen und am besten auch selbst pflegen, dann hat man auch die Möglichkeit, Trends mit zu kreieren.
Cloppenburg: Es ist schon so, dass viele Trends heute nicht mehr von Designern kommen, sondern im Netz entstehen.
Sie kommen aus unternehmerischen Familien, haben beide kaufmännische, wenig kreative Ausbildungen durchlaufen. Wie prägt das?
Hoermanseder: Ich wollte immer Mode machen. Aber da ist mein Vater eingeschritten und hat gesagt, ich solle etwas Vernünftiges lernen. Ich habe dann meinen Master in BWL gemacht. Mittlerweile bin ich ihm unfassbar dankbar dafür. Ich habe ein gewisses ökonomisches Denken mitbekommen, dass ich nicht allein von Kunst und „Likes“ leben kann, sondern auch verkaufen muss. Viele Designer haben von solchen Dingen keine Ahnung. Es ist ein Vorteil, zu wissen, wovon man spricht, und nicht nur Avantgardist oder Künstler zu sein.
Cloppenburg: Bei mir war es ähnlich: Ich habe BWL studiert und erst später begonnen, kreativ zu arbeiten. Ich war seinerzeit bei unserer Tochterfirma Anson’s. Da wurde mir klar: Wenn wir mit P&C mithalten wollen, brauchen wir besondere Ware, und ich habe angefangen, mich nicht nur mit Handel zu beschäftigen, sondern auch mit Produktion, Design.
Wie sehr steckt der ausgebildete Kaufmann noch in Ihrer Arbeit?
Hoermanseder: Wichtig ist, dass das bei der Idee keine Rolle spielt. Auch beim Design nicht. Was viel wichtiger ist, ist, dass ich emotionslos designe. Es gibt Teile, die sind so teuer, dass es nichts bringt. Diese Entwürfe muss man zusammenknüllen und wegwerfen. Da bin ich Realist genug und nicht nur künstlerische Seele: Man muss schon Mut haben, was aufzugeben. Wenn ich einen Mantel hab für eine Show, der so teuer ist, dass ich den nie verkaufen kann, dann hänge ich den auch nicht auf die Stange. Die, die es nicht kennen, werden es ja im Geschäft ohnehin nicht vermissen. Wir unterscheiden zwischen Show-Teilen und Verkaufs-Teilen.
Cloppenburg: Bei Loro Piana steht am Anfang der Idee der Ansatz: Wir machen das schönste Produkt, und am Ende kommt ein Preis heraus. Das ist für jemanden, der Ware liebt, fantastisch. Aber das können sich ja nur ein paar Menschen leisten. Man muss aber auch ganz klar aufpassen, nicht in das andere Extrem abzugleiten und zu sagen: Ich brauche ein Hemd für 49 Euro ...
Hoermanseder: ... und dann rechnet man runter, was man sich leisten kann.
Cloppenburg: Genau, das ist schwierig, weil dann die Qualität leiden kann. Aber klar: Wenn ich sehe, ich überschreite ein Preisniveau, ab dem die Zahlungsbereitschaft der Kunden dramatisch abfällt, dann muss man eben schauen, wo man in der Herstellung einen Kompromiss finden kann.
Was sind denn drei Kleidungsstücke, die Mann haben sollte?
Cloppenburg: Das ist wirklich schwierig. Mein Schrank ist ständig chronisch überfüllt.
Hoermanseder: Aber ein Hemd schon, oder?
Cloppenburg: Ja klar. Aber drei Dinge sind einfach zu wenig.
Hoermanseder: Also sagen wir mal: ein gutes Hemd.
Cloppenburg: Es ist echt schwierig. Für den Alltag wäre es für mich eine Jeans, Hemd und Sneaker. Wenn wir natürlich fürs Business sprechen: ein Anzug, ein Hemd und dann aber, wenn es irgendwie geht, ein rahmengenähter Schuh. Beim Anzug bin ich kein Fan des schwarzen Modells als Uniform-Teil. Das ist einfach, aber langweilig
Hoermanseder: Gerade weil es bei Männern nicht so viel Auswahl gibt, muss sehr viel Sorgfalt auf die wenigen Teile verwandt werden: Schuhe müssen geputzt sein. Ein Hemd muss nicht teuer sein, es muss gebügelt sein.
Cloppenburg: Deswegen trage ich auch gerne Sneaker. Die sind einfacher zu pflegen. Und ich trage lieber ein bewusst leicht knitteriges Hemd, weil ich das lässiger finde. Das ist eine bewusste Stilentscheidung meinerseits. Aber ich finde, es lohnt sich, sich Mühe zu geben. Man macht dann mehr aus sich als Persönlichkeit, wenn man auf Details achtet. Es muss ja nicht meinem Geschmack entsprechen, da gibt es viele Wege, sich attraktiver zu machen. Aber Mann sollte sich Mühe geben.