Seine Glanzzeiten erlebte der Mops im europäischen Barock. „Damals gab es eine starke Vorliebe für unnatürliche Figuren“, sagt Teutsch. Zwerge, Narren und Kälber mit zwei Köpfen wurden den Königen und ihrer gelangweilten Entourage zur Belustigung vorgeführt. Der Mops war bei Hofe ein beliebter Possenreißer, der zwar kaum ein Kunststückchen vorführen konnte, dafür aber durch seine Hässlichkeit für Lacher sorgte.
Belege dafür finden sich auf alten Ölporträts und Porzellanmodellen.
Die Zeit des Barock und des Rokoko haben sein Image als Schoßhündchen geprägt: Marie Antoinette, Frau von Ludwig XVI., soll ihre Möpse so geliebt haben, dass sie ihr angeblich bis ans Schafott folgten. Napoleon Bonaparte musste sich das Bett nicht nur mit Josephine teilen, sondern auch mit deren Mops Monsieur Fortune (der in mehreren Dokumenten als größenwahnsinnig und fresssüchtig beschrieben wird). Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in Frankreich gar ein katholischer, papstkritischer Mopsorden gegründet. Das Tier war also schon immer ein klassischer High-Society-Hund, Accessoire und Symbol zugleich.
In den 40ern ein Animal non grata
Nun hat die Moderne mit dem Barock nicht mehr viel gemeinsam: Maßlosigkeit und Dekadenz wurden als erstrebenswerte Haltung längst von Disziplin und Zurückhaltung abgelöst. Die Popularität des Tieres muss also einen anderen Grund haben. Ist es einfach nur Mitleid mit dem tapsigen Tierchen? Denn er war nicht immer so beliebt wie unter den französischen Königen: Seine groteske Statur und der Status als verzärteltes Frauenhündchen machten den Mops zum tierischen Feindbild der deutschen Nationalsozialisten.
Wasseraugen, Hängebacken, dicke Lippen: 1940 erschien im Stürmer-Verlag ein bitterböses Kinderbuch, das den Mops als animal non grata beschreibt – und tatsächlich ist der Mops das genaue Gegenteil des archaischen Schäferhundes, der mit seinem scharfen Gebiss und der aggressiven Haltung von den Nationalsozialisten verehrt wurde.
In den Fünfzigerjahren mutierte der Mops zum Symbol der Spießbürgerlichkeit und der alten Jungfern, die allein leben und zum Kaffee Kirschsahnetorten auf Häkeltischdecken servieren. Der Mops wurde überzüchtet – und bekam Atemprobleme. Heute kämpft er vor allem mit seiner Linie. Auf der Homepage des VDH wird das Idealgewicht des Mopses zwischen sechs und acht Kilo angegeben. „Die meisten Möpse wiegen aber weit über zehn“, sagt Züchter Lemmermann. Er schiebt die Moppeligkeit auf die Maßlosigkeit der Besitzer.
Ein Meister der Ironie
In den vergangenen 40 Jahren wurde der Mops auch von Komikern bewundert. Der österreichische Schriftsteller Ernst Jandl widmete ihm ein Gedicht, Loriot setzte ihm ein humoristisches Denkmal. Von ihm stammt auch der berühmte Satz: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“
Darin steckt der Grund für den neuen Popularitätsschub: Der Mops ist ein Meister der Ironie. In Zeiten, in denen Männer Hornbrillen wie ihre Großväter tragen und Frauen mit Einhorn-Shirts durch die Straßen laufen, ist das Tier das perfekte, nicht ganz ernst gemeinte Accessoire. Sein Besitzer kann sich als humoristischer, exzentrischer und vor allem kulturell interessierter Mensch darstellen, der von seinem Hund weder Leistung noch Charakter und schon gar nicht Schönheit erwartet – und sich selbst nicht zu ernst nimmt. Der Mops als eine Art Lebenseinstellung.
Schön beobachten konnte man das im August in Berlin. 500 Menschen und fast 200 Möpse trafen sich zum 6. Internationalen Mops-Treffen auf einer Wiese. Einige Hunde waren als Superman verkleidet, andere traten bei einem Wettrennen gegeneinander an, als Belohnung gab es Eis mit Rindfleischgeschmack.
Ein japanisches Pärchen war ebenso samt Mops angereist wie eine Schöneberger Schwulen-Clique. Irgendein Promi-Mops aus dem Regionalfernsehen namens Frida trat auf und wurde von seinen Fans fotografiert. Irgendjemand stimmte den Kinderreim „Ein Mops kam um die Ecke …“ an, und jeder wusste, dass dem Koch gleich ein Ei gestohlen wird. Kann man sich eine ähnliche Veranstaltung mit Schäferhunden, Bernhardinern oder Labradoren vorstellen?
Es wäre möglich. Aber sinnlos.