Nach sehr schlechten Erfahrungen mit Outsourcing denken manche Unternehmen ans Selbermachen Die Probleme sind nicht weg – sie sind jetzt nur in Indien

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Im Gegenteil: Jedes Unternehmen, das IT-Dienstleistungen anbietet, muss zum Beispiel Rücklagen bilden für den Fall, dass mal ein Projekt im Desaster endet. Und diese Vorsorge bezahlt natürlich der Kunde. „Im Gegensatz dazu können wir dieses Risiko im Konzern abfedern,“ so Ecke. Kompensiert werden sollen diese Kosten – so die Verheißung von Outsourcing-Dienstleistern – durch effiziente Strukturen und extreme Spezialisierung auf bestimmte Aufgaben. Damit ließen sich natürlich Spareffekte erzielen, so Gerd Schwarz, Mitautor der Deloitte-Studie. „Aber diese Potenziale können Unternehmen auch selber heben, anstatt Externe damit zu beauftragen.“ Die meisten Unternehmen haben das längst erkannt. So heißt es zum Beispiel in einem internen Strategiepapier von Voith ITS, einer Tochter des Maschinenbauers Voith: „Konsolidierung/ Optimierung muss zuerst in eigenem Hause realisiert werden, sonst erzielt der outsourcen diesen offensichtlichen Profit.“ Um Dienstleistungen so effizient wie möglich anbieten zu können, empfiehlt Deloitte & Touche den Unternehmen, eigene so genannte Shared Service-Center zu gründen, die sich auf ein bestimmtes Thema spezialisieren. Eon zum Beispiel arbeitet nach diesem Prinzip: Das Unternehmen betreibt ein riesiges eigenes Servicecenter für die Personalabrechnung. „Und wenn mir bei diesem Thema ein externer Anbieter sagt: Okay, ich betreue zwar nicht so viele Mitarbeiter wie du, aber bei mir wird es trotzdem viel billiger, dann kann ich nur müde lächeln,“ berichtet IT-Chef Torsten Ecke. Die Quintessenz der Deloitte-Studie ist dieser Aufruf: dass die Unternehmen erst selber einen Prozess verbessern sollen, bevor sie die ganze Aufgabe nach draußen geben. Und gerade an der Bereitschaft, das auf sich zu nehmen, hat es nach Ansicht des Chefs von Bayer Business Services in der Vergangenheit gefehlt. Andreas Resch: „Hinter vielen großen Outsourcing-Deals steckte eine Mischung aus Strategie und der Verzweiflung darüber, irgendeinen Bereich überhaupt nicht in den Griff zu kriegen. Aber wenn sie ein Problem haben, das sie dann nach Indien outsourcen, dann sind sie ja das Problem nicht los – sondern dann haben sie ein Problem in Indien.“

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