Nebengeschäfte Womit sich deutsche Konzerne etwas dazu verdienen

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Impuls des Finanzamts

Eigentlich war der Keller ausschließlich für eigene Angestellte zugänglich. Die BASF gründete das Weingeschäft 1901, um sich bei Mitarbeitern und jungen Talenten beliebt zu machen. Hier konnten sie sich nach Betriebsschluss mit Wein eindecken oder sich direkt vor Ort ein Gläschen gönnen. In den Sechzigerjahren wollte das Finanzamt den Feierabendschoppen der Belegschaft als geldwerten Vorteil definieren. Daraufhin beschloss das Unternehmen, den Laden für die Allgemeinheit zu öffnen. Mit Erfolg.

An einem Dienstagnachmittag läuft rund ein Dutzend Kunden durch das Ladengeschäft direkt über dem Keller, viele schieben einen vollen Einkaufswagen vor sich her. Mittlerweile arbeiten etwa 20 Mitarbeiter für den Weinhandel des Chemiekonzerns. Die zwölf Regalreihen decken nahezu jedes Anbaugebiet der Welt ab, insgesamt umfasst das Sortiment rund 2000 Produkte. Der Laden auf dem BASF-Betriebsgelände macht etwa 40 Prozent des Umsatzes aus.

Einen ebenso großen Teil erwirtschaftet Wolff über den Versandhandel. Die Weinlieferungen gehen an BASF-Standorte weltweit: nach Fernost, nach Südamerika, in die USA. Die internationalen Kollegen bestellen bei der pfälzischen Konzernmutter, einen Mitarbeiterrabatt gibt es allerdings nicht. „Man muss sich immer wieder daran erinnern: Wir haben über 112 000 Kollegen“, sagt der Kellerchef, „und wir müssen genauso wirtschaftlich sein wie alle anderen Geschäftsbereiche.“

Die besten Flaschen unter 15 Euro
Alain Brumont Madiran Château BouscasséDie strammen Tannine und die Säure geben nach Ansicht des Wine Spectators dem Fruchtaroma genügend Halt, um den Wein nicht nur als Fruchtsaft erscheinen zu lassen. Herausgeschmeckt haben sie "getrocknete Erdbeeren, Rote Johannisbeeren, Schwarzen Tee, neues Leder und zuguterletzt auch Tabakblätter. Platz 51. bestvita.de Quelle: PR
Descendientes de J. Palacios Bierzo PétalosKräftige Schwarzkirsche, Lakritz, Rauch - das sind die Noten, die nach Ansicht des Wine Spectators dennoch einen sanften Wein auszeichnen, dessen Tannine, die im Gaumen ein beißendes Gefühl auslösen können, gut im Wein eingebunden sind. Sprich: Sie geben dem Wein ein Fundament, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Platz 53.silkes-weinkeller.de Quelle: PR
Torre Rosazza Pinot Grigio Friuli Colli OrientaliDer Pinot Grigio, aka Grauburgunder, aka Pinot Gris, hat es dank seiner Beliebtheit dorthin gebracht, wo der Chardonnay einst landete: In die Missgunst derjenigen Weinliebhaber, die allzu oft mit schlechten Pinot Grigios konfrontiert wurden, weil sich die Traube gut verkauft. Dieser hier schafft es aber auf Platz 83 in der Top100 der Liste 2015 des Wine Spectator. Zu verdanken hat er das seinem cremigen Körper, der mit einer feinen Säure abschließt. Unter Fruchtaromen notieren die Tester: Guave, Sternfrucht, eingelegten Ingwer und Eiche. weinquelle.de Quelle: PR
Jean-Marie Brocard Quelle: PR
Domaine Terlato et Chapoutier Shiraz-Viognier Victoria 45 Cent über der 15-Euro-Schallgrenze - dafür eine der ungewöhnlichsten Mischungen aus zwei Rebsorten: Shiraz, der in Frankreich Syrah heißt, angereichert mit Viognier - einer Weißweintraube. Fünf Prozent hat die Domaine Terlato & Chapoutier davon dem Wein beigefügt. Das macht ihn "frisch und ausdrucksstark" schreiben die Tester des Wine Spectator. Schwarze Kirsche seien gut balanciert mit einer Mineralität, die "in ein langes Finish mit feinen Tanninen gleitet". vinatis.de Quelle: PR
Vina Montes Syrah Colchagua Valley AlphaDunkle Farbe mit würzigem Aroma und reichlich Noten von Schwarzer Kirsch, Blaubeeren und dunkler Pflaume. Dazu gesellt sich dunkle Schokolade und reichlich Mokka-Akzente, haben die Tester herausgeschmeckt. Platz 37. edelrausch.de Quelle: PR
d'Angelo Aglianico del VultureErdige Noten und die von Schwarzer Kirsche sind in diesem "harmonischen, mit mittelgroßem Körper" vereint. Herausgeschmeckt wurden ebenso noch schwarze Oliven, Feigenbrot und getrocknete Kräuter. Platz 74.weinhandel-italien.de Quelle: PR

Doch während der Chemiekonzern daraus ein einträgliches Nebengeschäft gemacht hat, machen andere mit ihren zusätzlichen Tätigkeiten sogar Verluste – und wissen dennoch genau, warum sie daran festhalten.

Wie zum Beispiel die Deutsche Bank. Sie betreibt seit knapp 20 Jahren eine Kunsthalle in der Nähe des Brandenburger Tors. Die vier Räume bieten viel Platz, minimalistische Inszenierung und große Bedeutung. Das Haus hat viele Fans. Im vergangenen Jahr kamen über 100.000 Besucher, zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Bank gehört zu den größten Kunstsammlern des Landes, rund 60.000 Werke befinden sich in ihrer Sammlung. Darunter Hans Arp, Joseph Beuys oder Gabriele Münter. Damit verschönert sie nicht nur die Wände und Foyers ihrer Filialen. Man verleiht auch mal Werke an Museen wie das Frankfurter Städel oder geht mit Sonderausstellungen auf Tournee. Netter Nebeneffekt: Jedes Mal fällt in Verbindung mit Sigmar Polke, Georg Baselitz, Emil Nolde ihr Name. Dafür nimmt selbst ein Geldinstitut seit Jahren rote Zahlen in Kauf. Bei der Sammlung und ihrer Kunsthalle stehe die Auseinandersetzung mit der Kunst im Vordergrund und nicht das finanzielle Investment, heißt es bei der Bank.

In anderen Konzernen wiederum ist aus dem Nebenjob ein profitables Tochterunternehmen geworden – auch wenn das so gar nicht geplant war. In den Zwanzigerjahren entschied sich die Familie Oetker aus Bielefeld, ein Haus in ihrer Lieblingsstadt Baden-Baden zu kaufen. Schnell jedoch merkte sie, dass ein unregelmäßig genutztes Häuschen mehr Arbeit macht als Freude bereitet. Als sie am Brenners Park-Hotel vorbeispazierten, kam ihnen eine Idee: Warum nicht Anteile an einem Hotel kaufen – und einen Bereich davon selbst bewohnen?

Gefragt, getan. Die Familie fühlte sich wohl. So sehr, dass Rudolf-August Oetker das Hotel im Jahr 1941 komplett übernahm. Die Angestellten erzählen, dass die Enkel Oetkers im Hotelpark das Fahrradfahren und im Pool das Schwimmen lernten. Und neben solch unverkäuflichen Erinnerungen warf der normale Hotelbetrieb auch ein bisschen Gewinn ab.

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