Ökonomie der Schönheit Wie Sie mit Schönheit Ihre Karrierechancen verbessern

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Hoher Konkurrenzdruck ist Antrieb der chirurgischen Verschönerungen

Sein durchschnittlicher männlicher Kunde ist zwischen Anfang 40 und Anfang 60 und arbeitet meist auf der Ebene unterhalb des Vorstands. Peter Kuntz, der eigentlich anders heißt, ist einer von ihnen. Seit fünf Jahren lässt er sich alle sechs Monate von Kania das Nervengift Botox spritzen.

Vor allem in die Stirn, manchmal auch ein bisschen was in die Augenfalten. Der Bankfachwirt berät Dax-Unternehmen bei ihrer Anlagestrategie. „Alle erfolgreichen Manager, mit denen ich zusammenarbeite, sind schlank, dynamisch und attraktiv“, sagt Kuntz. Da will er mithalten. „Das Botox bringt mir berufliche Vorteile – schließlich arbeitet jeder Mensch lieber mit den Attraktiven als mit den Ungepflegten zusammen“, sagt Kuntz.

Perfekter Paul

Attraktivität – ob in die Wiege gelegt oder mit dem Skalpell geschnitzt – zahlt sich nicht nur für den einzelnen Manager aus. Auch die Arbeitgeber ziehen Kapital aus der Schönheit ihrer Führungskräfte.

Als Paul Jacobs im Juli 2005 zum Chef des US-amerikanischen Technologiekonzerns Qualcomm ernannt wurde, dümpelte der Aktienkurs bei mageren 30 Dollar. Das sollte sich mit Jacobs Amtsantritt ändern: Er konnte den Wert der Aktie mehr als verdoppeln. Anfang 2014, als Jacobs als CEO abtrat, lag die Aktie bei rund 75 Dollar.

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von Lin Freitag

Liegt das an den großartigen Führungsqualitäten des Managers? Nicht ausschließlich, sagen zwei Wissenschaftler der University of Wisconsin-Milwaukee. In einem Arbeitspapier haben sich die beiden mit den Auswirkungen attraktiver CEOs auf den Aktienkurs ihrer Unternehmen beschäftigt.

Für die Analyse griffen die Autoren auf den „Facial Attractiveness Index“ der Seite Anaface.com zurück. Die Software errechnet auf Grundlage der Symmetrien im Gesicht einen Schönheitswert. Die Skala reicht von einem bis zehn Punkten, wobei zehn als besonders schön gilt. Die Wissenschaftler luden 677 Fotos von CEOs hoch, durchschnittlich erreichten sie einen passablen Wert von 7,29. Selbst Hollywoodstars wie Angelina Jolie oder Brad Pitt kommen bei dem Test nur auf Werte zwischen acht und neun.

Paul Jacobs erreichte 8,19 Punkte und gehörte zu den attraktivsten CEOs. Die Autoren der Studie stellten fest, dass der Aktienkurs eines Unternehmen stieg, sobald ein gut aussehender Manager im Fernsehen auftrat. Außerdem erzielten sie in Verhandlungen bessere Ergebnisse als ihre unansehnlicheren Mitstreiter. Für die Wissenschaftler logisch, gingen sie doch von der Hypothese aus, dass attraktivere CEOs Verhandlungspartner besser in ihren Bann ziehen und so für ihr Unternehmen den besseren Deal herausschlagen können.

Um diese These zu belegen, untersuchten die Forscher knapp 600 Übernahmen, an denen die Vorstandsvorsitzenden selbst beteiligt waren. Das Ergebnis: Ein zehn Prozent höherer Schönheitsindex des Verhandlungsführers ließ die Rendite innerhalb der folgenden zwei Monate um fast 1,7 Prozent höher ausfallen.

Ob das Botox in Peter Kuntz’ Stirn oder Herbert Lehmanns straffes Gesicht die beiden zu besseren Verhandlungspartnern machten, ist wohl nicht zu nachzuweisen.

Fest steht, dass sowohl Kuntz als auch Lehmann weitere Besuche bei ihren Ärzten planen. Kuntz möchte sich die Lider straffen lassen, Lehmann hingegen denkt über Unterspritzungen mit Botox oder Hyaluronsäure nach – schließlich sind beide noch nicht am Ende ihrer Karriere angekommen.

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