Pillen gegen Stress Immer mehr Deutsche dopen sich für den Job

Immer mehr Deutsche nehmen leistungssteigernde Medikamente. Und entgegen gängiger Vorurteile sind es nicht die Top-Manager, die dopen: Besonders wer Angst um seinen Job hat, greift eher zur Pille.

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Doping im Büro Quelle: Getty Images

Ob Antidepressiva, Ritalin oder Betablocker: Rund drei Millionen Deutsche nehmen rezeptpflichtige Medikamente, um im Job leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Krankenkasse DAK, die am Dienstag vorgestellt wird.

Damit ist der Anteil der Deutschen, die sich im Job dopen, in den letzten Jahren stark gestiegen. Als die Krankenkasse sich vor sechs Jahren schon einmal mit dieser Frage beschäftigte, lag der Anteil der dopenden Deutschen noch bei 4,7 Prozent. Im aktuellen Report sind es 6,7 Prozent.

Beliebte Stimmungs-Aufheller

Die Dunkelziffer dürfte laut den Autoren noch deutlich höher ausfallen. Demnach haben bis zu 12 Prozent der berufstätigen Deutschen schon einmal verschreibungspflichtige Medikamente für eine bessere Leistung im Job eingenommen. Das sind rund fünf Millionen Bundesbürger.

Für die Studie wurden die Arzneimitteldaten von 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten analysiert und zusätzlich mehr als 5000 Berufstätige im Alter von 20 bis 50 Jahren befragt.

Wer Angst um seinen Job hat, greift eher zur Pille

Doch warum benötigen immer mehr Deutsche die Stimmungs-Aufheller am Arbeitsplatz? Liegt es am Leistungsdiktat der modernen Gesellschaft? An zu viel Stress? Den eigenen Erwartungen? Oder doch an den vielen Unsicherheiten, hervorgerufen durch mehr Flexibilität, Wirtschaftskrise und Globalisierung?

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Laut DAK-Studie sind zu viel Stress, Leistungsdruck und Überbelastung die häufigsten Gründe für Doping. So gaben vier von zehn der betroffenen Arbeitnehmer an, die Medikamente vor einer wichtigen Präsentation oder Verhandlung eingenommen zu haben. Aber auch die Unsicherheit durch Massenentlassungen, Pleiten und heikler Auftragslage ist ein häufig genannter Grund für Doping. Wer Angst um seinen Job hat, greift eher zur Pille.

Das gilt vor allem für Männer. Die männlichen Betroffenen erhoffen durch die eingenommen Mittel ihre beruflichen Ziele besser zu erreichen, aber auch noch genügend Energie für Privates zu haben. Frauen hingegen dopen, damit Ihnen die Arbeit leichter fällt oder um emotional gefestigter zu sein.

Jede fünfte Frau gab außerdem viel Kundenkontakt als Grund an. „Frauen nehmen eher bestimmte Mittel gegen Depressionen, um die Stimmung zu verbessern und Ängste und Nervosität abzubauen“, sagt Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheitssparte. „Bei Männern sind es meist anregende Mittel. Sie wollen wach bleiben, stark und leistungsfähig sein.“

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