Das Klischee des dopenden Top-Managers bestätigt die Studie hingegen nicht. Der typische Konsument von Anti-Stress-Mitteln ist weder der Börsenhändler, der täglich mit Millionen jongliert, oder der Chirurg der stundenlang im OP steht, noch der Unternehmenslenker mit Verantwortung für tausende Mitarbeiter.
Acht Tipps zum Stressabbau
Versuchen Sie, die Situation, die Ihnen Frust bereitet, ganz bewusst von oben beziehungsweise von außen zu betrachten. So bauen Sie eine innere Distanz zum aktuellen Geschehen auf. Zum Beispiel: „Der Stau, in dem ich gerade stehe, ist eine Tatsache, die ich nicht ändern kann. Wenn ich mich aufrege, verschlimmere ich die Situation nur.“
Quelle: Deutsche Herzstiftung
Sport zählt laut der Deutschen Herzstiftung zu den besten Möglichkeiten, um Stress loszuwerden. Bereits eine halbe Stunde Bewegung, sei es Walking, Schwimmen oder Tennis, kann das Stresslevel deutlich senken.
Zwar lassen sich die Ursachen von Stress nicht immer beheben, etwa bei einem schwierigen Chef. Bei Stress in der Beziehung können gezielte Gespräche helfen.
Hier gilt: Nicht schon aufgebracht ins Gespräch gehen, sondern lieber ein paar Tage warten und alle Argumente und Gegenargumente auch sacken lassen.
Yoga, autogenes Training und Co. werden immer wieder angepriesen – doch nicht jedem sind sie eine Hilfe. Während manche Menschen alleine und in völliger Stille entspannen, bevorzugen andere etwa die Anleitung in einer Gruppe.
Die gewählte Technik sollte unbedingt regelmäßig geübt werden, damit sie in akuten Stress-Situationen dann auch abrufbar ist.
Unter dem „Gegenentwurf“ versteht man die ständige Pflege persönlicher Interessen, seien es Chorsingen, Fußballspielen oder Briefmarkensammeln. Also Aktivitäten, die uns anregen, ein Kontrastprogramm zum (beruflichen) Alltag bieten, uns positiv herausfordern – und so vom negativen Stress ablenken.
Fernsehen mag zwar entspannend erscheinen, doch man ist dabei passiv und erreicht keine nachhaltige Stress-Reduktion. Wertvolle Zeit, in der man den Ärger des Tages verarbeiten und abschütteln kann, geht so verloren.
Es kann helfen, sich einen Plan zu machen, an welchen Tagen man den Fernseher auf jeden Fall auslassen und stattdessen etwa ein altes Hobby wieder aufleben lassen oder ein Treffen mit Freunden verabreden kann.
Gerade wer viel zu tun und das Gefühlt hat, dass der Tag nie genug Stunden haben kann, achtet oft nicht ausreichend auf seine Ernährungsweise. Es wird dann oft das Falsche, zu hastig und insgesamt zu viel gegessen und häufig auch zu viel Alkohol getrunken.
Zusammen mit Bewegungsmangel kann das zu Übergewicht führen, was Unzufriedenheit und Frustgefühle noch verstärken kann. Man sollte sich am Besten ein Repertoire an schnellen und gesunden Mahlzeiten zulegen, etwa aus der Mittelmeerküche, die sich auch gut vorbereiten lassen.
Arzneien, die Beruhigung versprechen gibt es zwar – sie sollten aber stets nur unter Kontrolle eines Arztes zum Einsatz kommen, und nicht einfach auf eigene Faust im Internet bestellt werden.
Als Beispiel nennt die Deutsche Herzstiftung Benzodiazepine, die für langfristige Stressbewältigung ungeeignet sind, weil sie schon nach kurzer Zeit abhängig machen und zudem erhebliche Nebenwirkungen (Konzentrationsschwierigkeiten, Benommenheit) haben können.
Die Auswertung kommt zu dem Ergebnis, dass eher niedrig Qualifizierte zur Pille greifen. So haben 8,5 Prozent der Beschäftigten, die eine eher einfache Tätigkeit ausführen, schon Medikamente zur Leistungssteigerung oder als Stimmungs-Aufheller genommen.
Unter den besser qualifizierten Beschäftigten sind es 6,7 Prozent und unter den Hochqualifizierten nur noch etwas mehr als fünf Prozent. „Das Klischee der dopenden Top-Manager ist damit vom Tisch“, sagt Rebscher.
Der Dealer aus dem Internet
Doch woher bekommen die Deutschen ihre Pillen und Pulver?
Die Bezugsquellen für die Medikamente sind genauso zahlreich wie die Beweggründe für die Einnahme. Jeder zweite bekommt die Pillen sogar auf Rezept vom Arzt. Jeder siebte beschafft sich die Mittel von Freunden, Bekannten oder aus der Familie. Jeder zwölfte hingegen bestellt sie rezeptfrei im Internet.
Klaus Lieb ist Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz. Er warnt vor dem Kauf im Netz. „Der Bezug aus dem World Wide Web ist riskant. Dort gibt es viele Medikamentenfälschungen, die ohne Rezept abgegeben werden und der Gesundheit erheblich schaden können“, sagt er.
Stattdessen sollten Betroffene lieber an der eigenen Erwartungshaltung arbeiten. So sind häufig die eigenen Ansprüche der Auslöser für zu viel Stress im Job. Und gerade das lässt sich selten mit einer Pille herunterschlucken.
Wer seinen Fokus hingegen auf eine bessere Organisation, ausreichend Ruhephasen und einen gesunden Lebenswandel legt, kommt auch ohne Chemie mit Stressphasen im Job klar.