100 Punkte sind das Maximum, das nur wenigen Flaschen in der Welt vorbehalten ist – meist französischen Rotweinen von Gütern wie der Domaine Romanée-Conti oder Chateau Lafite-Rothschild. Als jüngst das deutsche Weingut Markus Molitor gleich für drei Weine des Jahrgangs 2013 die volle Punktzahl erhielt, herrschte Aufregung in den Internetforen und Facebook-Gruppen. Immerhin verlieh sie der „Wine Advocate“. Jene Publikation, die wie keine andere den Wert von Weinen in der Welt bestimmt.
Bei einem Frankreich-Aufenthalt entdeckte sein Gründer Robert M. Parker die Liebe zum Wein. Seit 1975 betreibt er die Weinkritik professionell. Parker revolutionierte das System. Vor seiner Zeit konnte ein Wein maximal 20 Punkte bekommen. Er entschied sich jedoch, bis zu 100 Punkte zu vergeben. Warum? Die Zahl 100 entfalte eine besondere Wirkung, selbst diejenigen, die keine Ahnung von Wein haben, erkennen: Mehr geht nicht.
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Verwendet werden allerdings auch von ihm nur die oberen 50 der Skala. Doch selbst Weine mit einer Punktzahl zwischen 50 und 59, so erklärt Parker auf seiner Homepage, seien „inakzeptabel“, die bis 69 „fehlerhaft“ und erst mit 70 Punkten und mehr ist ein Wein zumindest trinkbar. Ende 2012 verkaufte Parker die Mehrheit seines Unternehmens für einen unbekannten Preis an Investoren aus Singapur und beschränkt sich auf die Bewertung weniger Weine. Seitdem liegt die Verantwortung in den Händen und Gaumen von acht internationalen Testern, die sich die einzelnen Weinregionen untereinander aufteilen und in Videokonferenzen die Tests planen.
Einer von ihnen ist Stephan Reinhardt. Er scheut Massenverkostungen wie in Wiesbaden, sondern ist bei Bewertungen am liebsten allein. Dann sitzt er in seinem Büro an einem Tisch, vor sich eine Armada an Flaschen, ein Weinglas, Spucknapf und ein Notebook, in das er Notizen eintippt. Seit Juli 2014 degustiert, bewertet und beschreibt er für den „Wine Advocate“. Die interessantesten Weine testet er ein zweites Mal sieben bis acht Wochen später, um die ersten Eindrücke zu überprüfen.
In den USA ist Wein ohne Parkerpunkte unverkäuflich
Reinhardt verantwortet die Gebiete Deutschland, Schweiz, Österreich, Elsass, Champagne und Loire – zusammen eine Fläche von mehr als 300.000 Hektar. Mindestens 3500 Weine im Jahr verkostet er für den „Wine Advocate“. Wichtig sei, dass die Tester sich in den jeweiligen Gebieten auskennen. Manchmal bitten ihn Winzer, nicht getestete Jahrgänge nachzubewerten – weil sie vor allem in den USA ohne Parker-Punkte nahezu unverkäuflich sind. Frankreich hingegen hege noch immer Ressentiments gegenüber den Testmethoden des Amerikaners Parker.
Der gebürtige US-Amerikaner Joel Payne hat es da bei seiner Aufgabe für den „Gault Millau“ in Deutschland leichter. Der Verlag fordert jährlich mehr als 1000 Weingüter dazu auf, ihre Flaschen einzusenden. Darunter sind einfache Gutsweine in der Ein-Liter-Flasche ebenso wie süße Edelauslesen. Bis zu fünf Mal werden einzelne Weine binnen einiger Monate verkostet. Der Feinschliff folgt bei der Präsentation in Wiesbaden. Insgesamt bewerten in diesem Jahr 15 Tester die Qualität von 11 475 Weinen – und geben damit häufig ungewollt Kaufempfehlungen. Denn klar ist: Was im „Gault Millau“ empfohlen wird, verkauft sich deutlich besser. Kein Wunder, dass die Macht der Punkte als Marketinginstrument es längst bis in die Regale deutscher Discounter geschafft hat.