Larry Ellison und seine Mannschaft sorgten aber immerhin dafür, dass eine größere Öffentlichkeit als jemals zuvor die Rennen tatsächlich vom Strand aus verfolgen konnten. Sie sorgten auch dafür, dass anders als in früheren Jahren nur wenige Regatten wegen widriger oder ausbleibender Winde ausfallen mussten. Und sie sorgten zugleich dafür, dass dieser Cup so stark im Internet und auf den sogenannten sozialen Medien stattfand wie kaum einer zuvor: An Bord waren zig Kameras, Computeranimationen brachten auch Nicht-Seglern das Geschehen sehr nahe. Dass in Deutschland im Fernsehen nur rudimentär über den Wettbewerb berichtet wurde, lag indes auch daran, dass kein deutscher Teilnehmer auch nur am Rande beteiligt war.
Überhaupt war dies eine der größten Schlappen, die Ellison und seine Truppe allem Triumph zum Trotz am Ende erlitten haben: Die Zahl der Herausforderer war reichlich mickrig: Gerade mal vier Teams ließen in der Bucht vor San Francisco ihre Maschinen zu Wasser, viel zu teuer, viel zu aufwendig war für viele mögliche Sponsoren das Rennen um den hässlichen Pott. Was als großes Finale inszeniert wurde, war daher mit einem echten großen Sportwettbewerb, in dem sich viele Teams und Athleten messen, kaum zu vergleichen.
Ellison und Spithill werden daher umdenken müssen, wenn sie sich jetzt nach den Siegesfeiern zurückziehen, um über das künftige Format des Wettbewerbs nachzudenken. Denn das ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen dem America's Cup und anderen globalen Sportereignissen. Leben letztere auch davon, dass Fans, Medien und Sponsoren sich auf feste Regeln, Austragungsmodalitäten und Termine verlassen können, stellt der aktuelle Sieger des Cups alle Uhren zurück auf Null. Er darf nahezu im Alleingang bestimmen, auf welchen Booten, an welchen Orten und nach welchem Modus er seinen Titel zu verteidigen gedenkt. Hier kommt massig Arbeit auf die Oracles zu.
Will Ellison beim nächsten Mal mehr Teams dabei haben und dafür sorgen, dass der Cup einen festen Platz im internationalen Sport-Kalender bekommt, muss Planbarkeit, Verlässlichkeit und ein gehöriges Maß an Vernunft und Augenmaß rein in den Wettbewerb. Immer noch teurer, immer noch größer - das kann nicht die Zukunft dieses noch immer faszinierenden Ereignisses sein.
Am Ende wurde Ellison gar ungewohnt kitschig: Wenn dieser Cup auch nur einen einzigen Jungen dazu gebracht habe, segeln zu gehen, habe er sein Ziel erreicht (und im Hintergrund zirpen die Geigen). Es wären wahrscheinlich ein paar mehr geworden, wäre der Cup nicht ins Überirdische abgedriftet.