
Eine Stunde später als verabredet. Mein Blick fällt im Zehn-Sekunden-Rhythmus auf das stille Smartphone. Damit habe ich in der vergangenen halben Stunde wiederholt eine Mobilfunknummer gewählt und von einer freundlichen, aber mittlerweile ungeliebten Stimmte gehört: „Guten Tag, dies ist die Mailbox von null – eins – fünf – zwei…“
Weiter kam sie bei meinem letzten Versuch nicht mehr. Ich habe aufgelegt. Mit der Mailbox möchte ich nicht sprechen. Habe ich schon. Ohne Erfolg. Die Mailbox fährt auch nicht mein Auto, sondern Johann, ihr Besitzer. Der sollte längst zurück sein und sich zuvor noch per Telefon melden. Das ist nicht passiert, und jetzt sitze ich vor meinem Schreibtisch, alle Konzentration im Eimer, weil meine Gedanken nur noch um mein Auto kreisen.
Es liegt nicht am materiellen Wert meines Autos. Der ideelle des 17-jährigen Audi A3 übertrifft den bei Weitem. Ich fahre das Auto, seit ich den Führerschein habe. Von Minute zu Minute werde ich unsicherer, ob ich den Wagen jemals wiedersehe. Dabei war mir Johann noch recht sympathisch am Morgen. Das half, denn er ist der erste Wildfremde, mit dem ich mein Auto teile. Den Schlüssel habe ich ihm freiwillig in die Hand gedrückt, denn ich will Teil der Share Economy sein.





Die Idee des Tauschens von Waren ist alt
Für einige Wochen möchte ich am eigenen Leibe erfahren, was es im Alltag bedeutet, wenn ich auf Online-Plattformen mein Auto, eine Übernachtung oder meine Kochkünste anbiete und im Gegenzug versuche, Dinge, die im Haushalt fehlen, günstig oder kostenlos dafür von anderen zu bekommen.
Die Idee des Tauschens von Waren ist älter als Muschelgeld. Doch der im Internet vermittelte Tauschhandel soll für viele Gegenstände das Geld als Zahlungsmittel ablösen. „Unsere Vision ist, irgendwann einmal eine collaborative society zu haben, also eine Gesellschaft, die auf Teilen basiert“, sagt Francesca Pick, Projektleiterin von OuiShare-Fest, einer Tagung rund um kollaborative Wirtschaft. Die Idee ist simpel. Die Vorbehalte aber sind groß.
Vertrauen ist die Währung
„Du spinnst doch“, watscht mich meine Freundin Caro ab, als ich ihr offenbare, dass ich auch unsere Wohnung für Gäste auf einer Sharing-Plattform anbieten möchte. Meine Eltern sind alarmiert: „Wer weiß, was für verrückte Leute da kommen.“ Weiß ich vorher nicht. Alle Menschen, mit denen ich zu tun haben werde, sind mir bis zur ersten E-Mail völlig unbekannt. Denn eine Grundvoraussetzung für das fast selbstlose Teilen von Auto, Haus und Küche ist, dass man diese Zweifel nicht an sich heran lässt.
„Vertrauen ist die Währung der Sharing Economy“ – das ist das Credo von Rachel Botsman, Pionierin der Sharing-Bewegung. Ihre Vorschläge zum Gemeinschaftseigentum haben es bis in die Liste der zehn Ideen geschafft, die laut „Time Magazine“ die Welt verändern werden.
Worauf die Kunden beim Thema Nachhaltigkeit achten
Fragestellung: "Wenn Sie beim Einkauf von Lebensmitteln nachhaltige Aspekte berücksichtigen möchten. Welcher Aspekt ist Ihnen dabei am wichtigsten?"
Quelle: Institut für Handelsforschung // Umfrage unter 986 Deutschen
Die regionale Herkunft der Lebensmittel
Die Inhaltsstoffe der Lebensmittel
Bio- und Nachhaltigkeitssiegel
Ich berücksichtige keine nachhaltigen Aspekte bei meinem Lebensmitteleinkauf
Die umweltfreundliche Verpackung der Lebensmittel
Bewertungssysteme
Um Vertrauen zu gewinnen, gibt es Bewertungssysteme. Wer schlechte Bewertungen hat, bekommt ein schlechtes Ranking und steht ganz unten in der Liste der Angebote. Wer unzuverlässig ist, wird schnell von der Gemeinschaft entlarvt – oder eben von den Plattformbetreibern: Autonetzer und Airbnb, die Plattformen, auf denen ich mein Auto und meine Wohnung anbiete, raten mir, innerhalb von 24 Stunden auf Anfragen zu antworten. Ansonsten rutscht mein Angebot nach unten.
Wer die Dienste nutzen will, muss sich nicht nur anmelden. Um Vertrauen zu schaffen, muss ich mich bei verschiedenen Anbietern noch mit der echten Identität verifizieren lassen – mit Handynummer, Personalausweis oder dem Facebook-Konto, quasi dem digitalen Ausweis.