Längst haben sich in New York Nachahmer gefunden: Es gibt das Row House, das sich auf das Training mit dem Rudergerät beschränkt; das BFX Studio, das auf Hightech setzt; und The Movement, das Kardiotraining mit Tanz verbindet. Alle neuen Fitnesskonzepte setzen nicht auf schwere Hanteln, sondern einen speziellen Fokus – und Preise ab 30 Dollar pro Kurs.
Hommel zieht ihr Shirt aus, zupft ihren schwarzen Sport-BH zurecht und legt nun so richtig los. Im höchsten Gang tritt sie in die Pedale, Schweißperlen bilden sich um ihre Bauchmuskeln. Die Kursteilnehmer ahmen die Trainerin nach und rasen auf der Stelle. Hommel beugt sich über ihren Lenker und drückt sich wieder nach oben: Liegestütze auf dem Rad, eine Minute lang.
Danach werden die Gewichte unter dem Sattel hervorgeholt und die Arme trainiert. Dabei wird weiter in höchstem Tempo geradelt, Oberschenkel und Waden brennen.
Nach 35 Minuten wird Soulcycle seinem Namen gerecht und schickt sich an, die Seele zu streicheln: Hommel dreht die Musik leiser und wechselt zu sanften Balladen. „Paradise“ von Coldplay schallt nun durch den Raum. Die Trainerin knipst das Restlicht aus und zündet Kerzen an. „Schließt die Augen“, fordert Hommel die nun langsamer radelnden Sportler auf. „Findet zu euch, macht euch frei von allen negativen Gedanken.“ Die Trainerin erzählt von ihrem letzten Urlaub und dem Rauschen des Meeres. Aus der sportaffinen Partygemeinde wird eine spirituelle Gemeinschaft.
Eintritt in eine elitäre Gemeinschaft
Soulcycle wirbt damit, die Figur zu ändern – und zusätzlich „das Leben“ der Kunden. Die Kombination aus Kardiotraining und Kerzenlicht helfe dabei, Stress abzubauen und neue Kraft zu sammeln. „Jeder Einzelne zählt“, wirbt das Unternehmen, das keines sein will. In dem Börsenprospekt heißt es: „Wir sind kein Unternehmen, das nur Geschäfte wertschätzt. Vielmehr wollen wir eine Gemeinschaft schaffen und kultivieren.“
Schon klar.
Die Trainer ziehen mit und suchen über Social-Media-Profile Kontakt zu ihren Schützlingen. Noch während die Sportler duschen, erhalten sie Freundschaftsanfragen. Um den Handyakku notfalls noch vor Ort aufladen zu können, verfügt jedes Schließfach über einen USB-Anschluss. Damit ist das Mobiltelefon auch nach der Einheit immer sofort einsatzbereit – und der Eintritt in die elitäre Gemeinschaft klappt reibungslos.