Soziale Netzwerke Die Macht von Facebook wird überschätzt

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Soziale Netzwerke zielen auf Ähnlichkeit ihrer Mitglieder ab. In sozialen Netzwerken formieren sich Menschen mit ähnlichen Präferenzen und „Profilen“. Diese Selbstreferentialität steht einem zentralen Prinzip von mächtigen Netzwerken diametral entgegen: dem Prinzip der Komplementarität.

Mächtige Netzwerke leben davon, dass ihre Mitglieder höchst unterschiedlich sind, ähnlich ist bloß die Gesinnung. Nicht ähnlich sind sich bei mächtigen Netzwerken meist die Berufe und Tätigkeiten. Genau darin liegt aber das Potenzial eines Netzwerkes: Menschen zusammenzubringen, welche beispielsweise die Leistungen und besonderen Qualitäten anderer gebrauchen können. Als Architekt gerät man nicht in einem Architekten-Netzwerk an Bauherren, sondern in einem Netzwerk mit wirtschaftlich erfolgreichen Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen.

"Bewegung" und "bewegen können"

Der Austausch mit Gleichgesinnten kann wertvolle Hinweise und „Insights“ über das, was gerade in einer Gruppe oder Community „läuft“ und von Bedeutung ist, liefern. Ein Machtgewinn ist durch diesen Austausch aber nicht programmiert. Es mangelt an den berühmten Win-win-Konstellationen.

Der Click-Aktivismus der Facebook-Mitglieder zeigt, wie groß der Unterschied zwischen „Bewegung“ und „bewegen können“ ist. Tagtäglich werden von Abertausenden Usern Einladungen zu politischen Kampagnen ausgesprochen, werden User eingeladen, Initiativen als „Friend“ zu unterzeichnen und somit eine eigene individuelle moralische Unterstützung kundzutun. Was passiert, wenn man genauer hinsieht: Es hetzen sich vornehmlich bereits „Überzeugte“ wechselseitig auf.

Übersetzung in die Realität

Dabei fehlt die notwendige Übersetzung in die „Offline-Welt“ – in die Realität, in der die Dinge verändert werden müssten. Weil das Netzwerk der digitalen Welt körperlos bleibt, keine greifbare Gestalt in der Realität annimmt, kann es in der Offline-Welt nicht mächtig werden. Ganz im Gegensatz zu jenen, die vom Wachstum des Internets profitieren, die Hard- und Software bereitstellen, die Ciscos, IBMs und Oracles dieser Welt. Die Unternehmen, die sich über politische Mobilisierungskampagnen genauso freuen wie über blühende Pornoplattformen. Die Macht wird jenen Unternehmen gehören, die die Infrastruktur für die virtuelle Welt bereitstellen, und jenen, die die Intelligenz haben, die Daten der „User“ in Wissen und dieses Wissen in gewinnbringende Strategien zu transformieren.

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