
Die wenigsten Menschen sind im Alltag besonders geduldig: Wir warten einfach nicht gerne. Das kann man zwar ändern, aber Ungeduld an der Supermarktkasse ist okay. Im wirtschaftlichen Leben ist Geduld jedoch eine wichtige Tugend: Wer diese ökonomische oder strategische Geduld nicht hat, der nimmt auch eher leichtfertig Kredite auf, um sich schneller etwas leisten zu können.
Forscher von drei Universitäten sind nun der Frage nachgegangen, ob es nationale Unterschiede bei der Geduld gibt. Sind Chinesen besonders geduldig, müssen Amerikaner immer alles sofort haben? Mei Wang von der WHU Vallendar, Marc Oliver Rieger von der Universität Trier und Thorsten Hens von der Universität Zürich haben 6912 Studenten von Angola bis Vietnam - insgesamt 53 Nationen - danach befragt.
In diesen Ländern leben die geduldigsten Menschen
Geduld ist im wirtschaftlichen Leben eine wichtige Tugend. Wer nicht abwarten kann, nimmt zum Beispiel leichtfertig Kredite auf, um sich schneller etwas leisten zu können. In einer groß angelegten Studie haben Mei Wang (WHU Vallendar), Marc Oliver Rieger (Universität Trier) und Thorsten Hens (Universität Zürich) die Geduldspräferenzen von 52 Nationen unter die Lupe genommen. Auf dem letzten Platz landet Nigeria. Platz 51 geht an Tansania und Platz 50 an Georgien. Russland belegt Platz 49.
„Ich will das – koste es, was es wolle“: Auch in Europa gibt es Nationen, in der die Befriedigung der eigenen Wünsche vor allem anderen kommt. Italien belegt im Ranking beispielsweise Platz 46, Spanien Rang 44 und Griechenland Platz 43.
Die Bevölkerung Hongkongs belegt in punkto wirtschaftlicher Geduld Rang zehn.
Natürlich spielt die wirtschaftliche und politische Stabilität eines Landes eine große Rolle: Bei großer Unsicherheit über die Zukunft liegt es nahe, eine sofortige Zahlung zu bevorzugen. Dadurch allein ließen sich die Unterschiede aber nicht erklären. Die USA erreichte nur Platz 24, aber das deutlich weniger wohlhabende Tschechien Platz 9.
Auch in Skandinavien ist man eher geduldig und nimmt nicht für jeden Wunsch einen Kredit auf. Dänemark liegt auf Platz acht, Schweden auf Platz sieben und Norwegen auf Platz sechs.
Unsere Nachbarn im Westen sind ebenfalls geduldig. Platz fünf geht an die Niederlande.
Auch in Finnland heißt es: abwarten, Kotikalja trinken und sparen.
Platz drei geht an Belgien.
Die Silbermedaille in ökonomischer Geduld bekommt die Schweiz.
Die Geduldigsten sind die Deutschen.
Die Fragestellung ist klassisch für die Ermittlung von Geduldspräferenzen und erinnert an eine Fernsehwerbung für Überraschungseier: Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie lieber in diesem Monat 3400 Dollar haben wollen oder bis zum nächsten Monat warten und dafür 3800 Dollar bekommen.
Während die Studenten aus Nigeria, Tansania, aber auch Georgien, Chile oder Russland sagten: "Gib mir das Geld jetzt", entschieden sich 89 Prozent der deutschen Studenten, einen Monat zu warten und dafür mehr Geld zu bekommen. Im Durchschnitt sagten 68 Prozent aller Teilnehmer, dass sie sich lieber gedulden wollten, anstatt sofort die geringere Summe zu bekommen. Die gesamte Studie ist im „Journal of Economic Psychology" erschienen.
Was Geduldspräferenzen beeinflusst
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass Faktoren wie Gesundheit, politische Stabilität oder kulturelle Unterschiede die Geduld eines Menschen mitbestimmen. So könnten sich Menschen, deren wirtschaftliche Zukunft ungewisse ist, eher an das Sprichwort "Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach" halten, als andere. Dadurch allein ließen sich die Unterschiede aber nicht erklären. Das zeigt beispielsweise folgender Vergleich: Die USA erreichte nur Platz 24, Tschechien dagegen liegt auf Platz neun. Dabei ist die Tschechei deutlich weniger wohlhabend als die Vereinigten Staaten.