Sprachwissenschaft Wie der Vorname das Urteil der Mitmenschen prägt

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Klangsymbolik prägt positiv

Die mit Reichtum verbundenen Namen sind dagegen von “Vorbildern” geprägt, also Namen von berühmten reichen Menschen. „Besonders Namen, die mit Königshäusern in Verbindung stehen, treten hier in Erscheinung“, so Liebecke.

Unter den Namen, deren Träger (beziehungsweise Eltern) als nicht intelligent und arm eingeschätzt werden, finden sich die üblichen Verdächtigen: Kevin und Jacqueline, sowie Mandy, Nancy, Ronny.  „Auffallend ist leider auch, dass Namen, die auf Träger mit Migrationshintergrund hinweisen, von Vorurteilen belastet sind“, schreibt Liebecke. Kein einziger der türkischen oder muslimischen Vornamen in der Liste wird als „reich“ oder „intelligent“ betrachtet.

Keiner besonderen Erklärung bedarf die Tatsache, dass die Namenmoden einen deutlich Hinweis auf das Alter des Trägers geben. Eine Gertrud wird als alte Frau eingeschätzt, während Fynn und Leon nach Jungs oder jungen Männern klingen. Bei den wenigen Dauerbrennern der Namensgebung, zum Beispiel Christian, Anna, Thomas, Maria, ist die Erwartungshaltung gering, was das Alter angeht.

In geringerem Maße als solches Wissen um Moden oder anderes Erfahrungswissen formt allerdings auch die Klangsymbolik des Namen unser Bild des Trägers mit.

Männer mit bestimmten „wohlklingenden“ vokalreichen, italienischen Namen werden – ohne dass man dazu ein Gesicht sieht – für attraktiv gehalten: Angelo, Alessandro, Orlando. Bei Mädchennamen ist der Zusammenhang zwischen „Wohlklang“ und „Attraktivität“ noch häufiger: Amélie, Isabella, Lily, Violet, Liana, Juliana, Lilli, Catherine, Felicia, Sofia, Sofie, Emilia, Lucia etwa werden sowohl als wohlkingend, als auch als attraktiv bewertet.  

Bei der Einschätzung, ob ein Name sportlich ist, spielen offenbar beide Gründe – Wissen über bekannte Namensträger und Klang – eine Rolle: Sportlich werden vor allem Namen von berühmten Sportlern empfunden: Christiano und Miroslav zum Beispiel. Dazu kommen allerdings sehr kurze Namen ohne Vorbilder: Kay, Jan, Alex, Andy, Liz, Jane, Nora, Ira. „Unsportliche“ Namen sind tendenziell länger. Vor allem gibt es dort aber deutliche Parallelen zur Liste der Namen, die als “alt” charakterisiert sind.

Bevor man nun seinen eigenen Vornamen in Liebeckes Ergebnissen nachschlägt und dort erfährt, dass man zum Beispiel als Ferdinand eher alt, unsportlich und unattraktiv sei, sollte man den mit einem roten Ausrufezeichen versehenen Hinweis Liebeckes lesen: „Diese Ergebnisse charakterisieren NICHT EINZELNE PERSONEN. Vielmehr zeigen sie, welche Assoziationen ein Querschnitt der Sprachnutzer mit bestimmten Namen verbindet.“ Für angehende Eltern aber bedeutet das: Bedenkt was ihr dem Kind antut! http://www.chantalismus.de/

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