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Stellentausch Lockruf aus Unternehmen

Es ist schon fast ein Klischee: der McKinsey-Berater wechselt in ein Unternehmen und übernimmt dort früher oder später den Chefsessel. Weniger spektakulär, aber durch die große Zahl der Fälle mindestens genauso wichtig ist der Weg ehemaliger Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerfachleute oder IT-Berater, die aus einem freien Beruf in ein Unternehmen wechseln. Sie haben sich für einen Schritt entschieden, der nicht für jeden der richtige ist und auch unwillkommene Überraschungen bereithält. Ein Gastbeitrag von Personalberater Stefan Grub.

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Stefan Grub, Managing Partner bei der Personalberatung FMT International.

Es ist eine typische Situation für Personalberater: auf der Suche nach einem Anwalt mit einigen Jahren Berufserfahrung für eine Großkanzlei spreche ich mit R - Mitte dreißig, ordentliche Examina und Auslandsstudium – der seit vier Jahren in einer angesehenen Wirtschaftskanzlei gute Arbeit leistet.

R interessiert sich nicht wirklich für die angebotene Stelle - Nachwuchs ist unterwegs und R fragt sich, ob er sich und seiner Familie weiter unkalkulierbare Arbeitszeiten zumuten will. Er ist sich außerdem nicht sicher, ob er zu den Auserwählten seines Jahrgangs gehören wird, denen in etwa drei Jahren die Partnerschaft angetragen wird. R lotet deshalb etwas anderes aus als die Fortsetzung seiner Beraterlaufbahn: er möchte es einer früheren Kollegin gleich tun, mit der er die Höhen und Tiefen der ersten Jahre gemeinsam durchlitten hat: sie wurde in der Rechtsabteilung eines langjährigen Mandanten platziert.

Wann sollte R in ein Unternehmen wechseln? Was ist dabei zu beachten?

Zunächst einmal: R ist kein Einzelfall, die gleichen Fragen stellen sich viele gut ausgebildete junge Berufstätige. Beratungsorganisationen wie Rs Kanzlei nehmen einen großen Teil der besser qualifizierten Hochschulabsolventen auf. So stellen große Wirtschaftskanzleien Jahr für Jahr mehr als 1000 der etwa 9000 Juristen ein, die das zweite Staatsexamen ablegen. Verwaltung und Justiz, die ebenfalls überdurchschnittliche Examensnoten fordern, sichern sich im langjährigen Durchschnitt einen vergleichbaren Anteil der Absolventen, große und mittlere Unternehmen nach Schätzungen mit 15- 20 Prozent nur wenig mehr.

Flucht vor hoher Arbeitsbelastung

In anderen  Disziplinen ist das Bild ähnlich. Gerade von den besser qualifizierten Absolventen wird ein erheblicher Anteil  durch Beratungsorganisationen aufgenommen – neben den klassischen Strategieberatungen  unter anderem von IT-Consultants und großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. All diese Organisationen gehen – anders als der Staat oder große Unternehmen – davon aus, dass ein Großteil des Nachwuchses bald in andere Karrieren wechselt. 

Insbesondere die Marktführer folgen dem Prinzip "up or out", sieben also regelmäßig jeden Einstellungsjahrgang durch, so dass häufig weniger als 50 Prozent nach fünf Jahren noch am Platz sind. Doch auch ohne Druck durch die Arbeitgeber fliehen viele Unternehmensberater, Anwälte und IT-Spezialisten nach einigen Jahren insbesondere vor der hohen Arbeitsbelastung und dem stätigen Wechsel der Einsatzorte.

Das bietet Unternehmen eine willkommene Gelegenheit, ambitionierte Mitarbeiter wie R zu gewinnen, denn nicht jede  Firma kann im eigenen Haus alle Fähigkeiten auf hohem Niveau entwickeln. So gibt es kaum ein Unternehmen, in dem ehemalige Berater nicht auf der zweiten Führungsebene  und in Stabsfunktionen eine erhebliche Rolle spielen. Nicht selten bilden sie in Rechnungswesen, Personal- und Rechtsabteilung das administrative Rückgrat und stellen  einen wichtigen Teil Führungsnachwuchses.

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