Storytelling Wie man eine Präsentation aufpeppt

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Das Resultat überraschte selbst die Manager: Die Mitarbeiter schrieben eine um die andere Geschichte – und das so generierte Wissen stieg exponentiell. Wie die Motivation zum Mitmachen. Denn mancher Kollege gelangte infolge seiner eigenen Story sogar zu einiger Berühmtheit. In nur zwei Jahren konnten die Servicezeiten und der Ersatzteilverbrauch um zehn Prozent gesenkt werden, die Lernkurve der Mitarbeiter schnellte um 300 Prozent nach oben.

Auch wenn Seminarleiter solche Beispiele nur allzu gerne erzählen – die meisten Teilnehmer reagieren zunächst zögerlich. „Ich kann meinem Chef, meinen Kunden oder Aktionären doch keine Geschichten erzählen...“, sagen etwa die Leute, die die Seminare von Sigrid Hauer besuchen.

Die Münchner Unternehmensberaterin fragt in solchen Fällen keck zurück: „Wieso nicht – wenn die Botschaft dieselbe ist, dafür aber einprägsamer und hübscher verpackt?“

Erlernbare Kunst

Um derlei Vorurteile abzubauen, vermeidet Sigrid Hauer auch schon mal ganz bewusst das Wort „Geschichte“. Stattdessen lernen die Teilnehmer dann, das Ziel ihres Vortrags zunächst als Frage zu formulieren, für deren Beantwortung sie anschließend eigene Erfahrungen suchen, diese schließlich in Metaphern kleiden und daraus einen roten Faden spinnen. „Geschichtenerzählen mag eine Kunst sein“, sagt Hauer, „aber eine erlernbare ist sie eben auch.“

„Und wie lang darf eine gute Geschichte sein?“, fragt einer der Kursbesucher.

„Je kürzer, desto besser“, sagt Hauer.

„Und woher nehme ich die passende Geschichte?“, fragt ein anderer.

„Schreiben Sie sich gute Geschichten, die Sie irgendwo aufschnappen, sofort auf. Sammeln Sie.“

Mit Metaphern Konflikte konkretisieren

Nicht nur in der ausgereiften Story steckt Potenzial. Schon die Vorform, die Metapher, kann Managern helfen. Wer sie einsetzt und viele Bilder verwendet oder langweilige Dialoge als packenden Schlagabtausch oder Schachspiel beschreibt, kann nicht nur das Publikum begeistern, sondern so auch Konflikte in Teams aufspüren. „Wenn es in der Abteilung knirscht“, sagt Dagmar Schwickerath, „dann fordere ich regelmäßig dazu auf, den Kollegen als Gegenstand zu beschreiben.“

Mit dem Ergebnis wird besagter Kollege anschließend konfrontiert. Wer als „Kühlschrank“ betitelt wird, dürfte schnell einsehen, dass er bei den Kollegen nicht allzu herzlich rüberkommt.

Welchen Gestaltungsspielraum Storytelling bietet, zeigt auch das Beispiel der Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik in Stuttgart. Das Unternehmen wollte sich neue Leitlinien geben, abstrakte Leitsätze waren den rund 600 Mitarbeitern aber zu unkonkret und wenig greifbar.

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