Storytelling Wie man eine Präsentation aufpeppt

Seite 4/5

Also wurden Interviews geführt, in denen Mitarbeiter unterschiedlicher Abteilungen ihre positiven Erfahrungen mit dem Unternehmen zu Protokoll gaben. Ergebnis: der Wörwag-Roman –  ein 57-seitiges Taschenbuch mit dem wortspielerischen Titel „Das Wunder von Bernd“.

Bernd ist der integrative Protagonist, der seinen Lesern in einer fiktiven Geschichte vermittelt, wie entscheidend es ist, die innere Kultur eines Unternehmens zu pflegen. Viele Mitarbeiter haben das Buch bereits gelesen, es wird darüber gesprochen. Die Chancen, so die Verantwortlichen, stehen gut, dass sich der kreative Einsatz gelohnt hat und ein stärkeres Wir-Gefühl entsteht.

Detlev Blenk ist Coach im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Buchautor und hat sich gleich einen ganzen Bauchladen unterschiedlicher Erzählungen, Parabeln und Gleichnisse zugelegt und sie wie ein Grußkartenregal nach Anlässen sortiert: eine Geschichte für Teambildung, eine für Führungsprobleme, eine für Zeitmanagement. Denn das ist selbst für geübte Storyteller das größte Problem: die perfekte Geschichte zum aktuellen Thema zu finden. Wie wichtig die Aus- und Wortwahl ist, verdeutlicht Blenk gerne selbst mit einer Kurzgeschichte: 

True Stories als Grundlage

Ein Sultan hatte geträumt, er verliere alle Zähne. Gleich nach dem Erwachen fragte er den Traumdeuter nach dem Sinn des Traumes. „Ach, welch ein Unglück, Herr!“, rief dieser aus. „Jeder verlorene Zahn bedeutet den Verlust eines deiner Angehörigen!“ „Was, du frecher Kerl“, schrie ihn der Sultan wütend an, „Das wagst du mir zu sagen? Fort mit dir!“ Und er gab den Befehl: „50 Stockschläge für den Unverschämten!“ Ein anderer Traumdeuter wurde gerufen und vor den Sultan geführt. Als er vom Traum erfahren hatte, rief er: „Welch ein großes Glück! Unser Herr wird all die Seinen überleben!“ Da heiterte sich des Sultans Gesicht auf, und er sagte: „Ich danke dir, mein Freund. Gehe sogleich zum Schatzmeister und lasse dir 50 Goldstücke geben!“ Dort sagte der Schatzmeister zu ihm: „Du hast den Traum des Sultans doch nicht anders gedeutet als der erste Traumdeuter!“ Mit schlauem Lächeln erwiderte der kluge Mann: „Merke dir: Man kann vieles sagen, es kommt nur darauf an, wie man es sagt!“

Um solche Allegorien zu finden, kann man einschlägige Sammlungen durchschmökern – oder aufmerksam zuhören. Denn auch aus realen Erlebnissen lassen sich ebenso lebendige wie ergreifende Geschichten schöpfen – die „True Stories“, wie sie im Fachjargon genannt werden.

Mit fünf Elementen zum Erfolg

Damit eine solche wahre Geschichte funktioniert, brauche sie vor allem „fünf Elemente“, betont beispielsweise die Berliner Storytelling-Trainerin Susanne Hake:

eine emotional bedeutende Ausgangssituationeine (sympathische) Hauptfigureinen Spannungsbogen durch Ziele und Hindernisse, die die Hauptfigur überwinden musseine erkennbare Entwicklung als Vorher-Nachher-Effekt sowieein auf das eigene Leben anwendbares Fazit – die Moral von der Geschichte

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%