
Sie wollen nicht ins Vorzimmer, sie wollen in die Chefetage: Junge Frauen planen ihr Leben nach einer repräsentativen Studie des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung viel selbstbewusster als früher. Die große Mehrheit der Frauen will dabei kompromisslos beides - Kinder und Karriere. Der demografische Wandel, der weniger gut ausgebildete Männer ins Berufsleben starten lässt, bietet dieser neuen Frauengeneration Chancen wie noch nie: Sie werde gebraucht und sie wolle Verantwortung. „Das ist keine Generation Null Bock, das ist eine Generation Voll Bock“, sagte Jutta Allmendinger, wissenschaftliche Leiterin der Studie.
Für die Studie hat das Zentrum mehr als 1000 Frauen zwischen 17 und 19 sowie 27 bis 29 Jahren befragt. „Frauen auf dem Sprung“, heißt der Titel, an dem Allmendinger anfangs Zweifel hatte. Hat sich wirklich so viel bewegt seit den 80er Jahren? Die Ergebnisse sprechen nach Ansicht der Bildungssoziologin mehr als dafür. „Ich weiß, dass ich gut bin“, sagen 99 Prozent der befragten Frauen. Für 85 Prozent ist es wichtig, mit einem eigenen Einkommen unabhängig zu sein - auch mit Kindern.
Nach Angaben von Allmendinger ist vor allem die Menge der Frauen, die arbeiten will, etwas Neues. „Früher waren das in Westdeutschland nur 20 bis 30 Prozent, der Rest war Rhetorik“, sagte sie. Heute zeigen sich die befragten jungen Frauen in Ostdeutschland noch ehrgeiziger als ihre Altersgenossinnen im Westen der Republik: Ein Beruf, viel selbst verdientes Geld und Kinder sind ihnen sehr wichtig. Die traditionell hohe Erwerbstätigkeit ostdeutscher Mütter spielt dabei sicher eine Rolle - als Vorbild.
Die Statistik zeigt bereits einen Wandel im Bildungsverhalten junger Frauen: Heute machen laut Allmendinger drei- bis viermal so viel Mädchen Abitur wie früher. Sie sind dabei, die Jungen in der Schule zu überflügeln - und sie wissen darum. Die Wirtschaft werde ohne diese jungen Frauen nicht auskommen und müsse sich auf ihre Wünsche einstellen, auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, heißt es in der Studie, die für die Zeitschrift "Brigitte" erstellt wurde. Die jungen Frauen seien anders als die Männer von heute. Sie seien nicht bereit, sich für ihren Job zu zerreißen und ihrem Arbeitgeber beständig zur Verfügung zu stehen. Viele Männer glauben nach Angaben der Soziologin dagegen weiterhin, dass Frauen am liebsten heiraten und versorgt sein möchten. „Männer müssen da gewaltig umdenken“, sagte Allmendinger. Frauen seien auch in Partnerschaften nicht mehr so kompromissbereit wie früher. Sie verlangten von Männern Mitarbeit bei der Kindererziehung und Eigeninitiative.