Studie Multitasking mindert die Konzentrationsfähigkeit

Schreiben, Mailen, Telefonieren - wer mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigt, kann sich schlechter konzentrieren und ist unproduktiver. Der Effekt scheint dauerhaft zu wirken, zeigt eine neue Studie.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Infostress

Gleichzeitig ein Konzept schreiben, E-Mails beantworten und Telefonieren gehört für viele zum Arbeitsalltag. Doch unter dem Multitasking leidet die Konzentrationsfähigkeit, stellten Wissenschaftler der Stanford Universität in Palo Alto (Kalifornien) in einer Studie mit 262 Studenten fest.

Sie berichten im Fachblatt PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences), dass bei heftigem Multitasking die Fähigkeit leidet, unwichtige Einzelheiten aus dem breiten Informationsfluss zu filtern und die entscheidenden Details im Gedächtnis abzuspeichern. “Wir haben untersucht, was Multitasker besser können und nichts gefunden”, sagt der Mitautor der Studie Eyal Ophir.

Multi-Tasker versagten in den Tests

Die Probanden wurden in zwei Gruppen geteilt und mussten drei Aufgaben erledigen. Im ersten Experiment wurden Ihnen zwei rote Rechtecke gezeigt, die von zwei, vier oder sechs  blauen Rechtecken umgeben waren. Die Testpersonen mussten entscheiden, ob sich die Position der roten Rechtecke unterscheidet.

Allerdings schaffte es die Gruppe der starken Multitasker nicht, die blauen Rechtecke zu ignorieren und schnitten in dem Test deutlich schlechter ab.

In einer zweiten Übung sollte geprüft werden, ob die Multitasker stattdessen Informationen besser verarbeiten konnten. Dazu wurde eine Reihe von Buchstaben gezeigt und die Studenten sollten merken, wann ein Buchstabe zum zweiten Mal auftaucht. Allerdings schnitten sie auch diesen Erinnerungstest schlechter ab.

Ein dritter Test sollte prüfen, welche Gruppe schneller von einer Aufgabe zu einer anderen wechseln konnte. Dazu wurden den Studenten gleichzeitig Buchstaben und Nummern gezeigt. Sie sollten sich jeweils auf eines konzentrieren und sagen ob die Buchstaben Vokale oder Konsonanten waren, beziehungsweise die Nummern gerade oder ungerade. Doch auch hier versagten die Multitasker.

Unfähig, Informationen auszublenden

Die starken Mulittasker würden immer von allen Informationen, die auf sie einströmen etwas verarbeiten, erklärt der Psychologe Ophir. „Sie können die Dinge im Kopf nicht getrennt halten.“

Das Fazit der Forscher: Multitasker können Informationen, die mit ihrer aktuellen Tätigkeit nichts zu tun haben schlecht ausblenden. Sie werden so von unwichtigen Dingen abgelenkt und arbeiten langsamer.

Neu sind solche Erkenntnisse nicht. Laut Gesundheitsreport des DAK leidet jeder dritte Büroarbeiter unter der Informationsüberflutung durch zu viele E-Mails. Allein in den USA verplempern Angestellte 28 Milliarden Arbeitsstunden, weil sie sich ständig ablenken lassen. 588 Milliarden US-Dollar koste das pro Jahr, sagen Experten der Beratung Basex, die „Information Overload“ zum „Problem des Jahres 2008“ ausrief.

Vor einem Jahr hatte der Autor Nicholas Carr mit einer Titelgeschichte im US-Magazin „The Atlantic“ gefragt: „Macht Google uns dumm?“ Dabei stellte er die These auf, dass die Internetnutzung und das dadurch ermöglichte schnelle Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Texten die Konzentrationsfähigkeit stört.

E-Mail schlimmer als Kiffen

Der  amerikanische Psychotherapeut Edward Hallowell diagnostiziert zunehmend als neue Managerkrankheit:das Attention Deficit Trait (ADT), eine Konzentrationsschwäche bei Kopfarbeitern. Nach Angaben des früheren Harvard-Arztes leiden bis zu 40 Prozent der Manager unter ADT:

Wie wenig Menschen dafür gemacht sind, über ein halbes Dutzend Kanäle gleichzeitig zu kommunizieren, zeigt auch die inzwischen oft zitierte Studie von Forschern des Londoner King’s College. Sie ließen zwei Versuchsgruppen dieselben Aufgaben erledigen. Die eine bekam parallel mehrere E-Mails zugesandt. Die andere Gruppe rauchte Joints vor der Arbeit. Das erstaunliche Ergebnis: Die Kiffer erzielten bessere Ergebnisse als die Probanden, die gleichzeitig mit ihren E-Mails beschäftigt waren.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%