Fast die Hälfte der Beschäftigten arbeitet aus dem Homeoffice, wenn sie krank sind. Das ist das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK), die diese Woche veröffentlicht wurde. Damit ist das Phänomen des so genannten „Präsentismus“, also des Arbeitens im Krankheitsfall, beim Arbeiten von zu Hause stärker ausgeprägt als im Büro. Krank zur Arbeitsstätte gehen nämlich nur gut ein Viertel der Beschäftigten.
Für den größten Teil der 1233 Befragten, die im März 2022 an der Umfrage teilnahmen, ist die Sorge entscheidend, dass es keine Vertretung gibt. Viele wollen außerdem wichtige Termine nicht verpassen und den Kollegen und Kolleginnen keine zusätzliche Arbeitslast aufbürden.
Krank zu arbeiten, verstärkt das schlechte Gewissen
Hinter dem Präsentismus im Homeoffice steckt laut einer Untersuchung von Prisca Brosi, Professorin für Personalwesen an der Kühne Logistics Universität, und Fabiola Gerpott, Professorin für Führungslehre an der Otto Beisheim School of Management, das schlechte Gewissen. Denn bei der morgendlichen Entscheidung „Soll ich krank arbeiten?“ kommen sich unterschiedliche Wünsche in die Quere: Auf der einen Seite möchte man seine Kollegen nicht im Stich lassen, gleichzeitig möchte man schnell wieder gesund werden.
„Bei der Abwägung entscheiden sich dann viele für die schlechteste aller Möglichkeiten“, erklärt Prisca Brosi. Denn krank zu arbeiten, löst das schlechte Gewissen nicht auf. Stattdessen fühle man sich schlecht, weil man nicht so effizient arbeitet, wie normalerweise. Und die Schonung, die notwendig wäre, erlaube man sich so auch nicht, so Brosi.
Dabei sind nicht alle Menschen gleich anfällig, in diese Zwickmühle der schlechten Gewissen zu geraten. „Menschen unterschieden sich darin, wie schnell sich ihr schlechtes Gewissen meldet“, so Brosi. „Normalerweise ist es eine positive Eigenschaft, weil diese Menschen auch mehr helfen und häufiger Führungspositionen übernehmen.“ Im Krankheitsfall geht diese Eigenschaft allerdings auf Kosten der eigenen Gesundheit.
Acht Tipps zum Stressabbau
Versuchen Sie, die Situation, die Ihnen Frust bereitet, ganz bewusst von oben beziehungsweise von außen zu betrachten. So bauen Sie eine innere Distanz zum aktuellen Geschehen auf. Zum Beispiel: „Der Stau, in dem ich gerade stehe, ist eine Tatsache, die ich nicht ändern kann. Wenn ich mich aufrege, verschlimmere ich die Situation nur.“
Quelle: Deutsche Herzstiftung
Sport zählt laut der Deutschen Herzstiftung zu den besten Möglichkeiten, um Stress loszuwerden. Bereits eine halbe Stunde Bewegung, sei es Walking, Schwimmen oder Tennis, kann das Stresslevel deutlich senken.
Zwar lassen sich die Ursachen von Stress nicht immer beheben, etwa bei einem schwierigen Chef. Bei Stress in der Beziehung können gezielte Gespräche helfen.
Hier gilt: Nicht schon aufgebracht ins Gespräch gehen, sondern lieber ein paar Tage warten und alle Argumente und Gegenargumente auch sacken lassen.
Yoga, autogenes Training und Co. werden immer wieder angepriesen – doch nicht jedem sind sie eine Hilfe. Während manche Menschen alleine und in völliger Stille entspannen, bevorzugen andere etwa die Anleitung in einer Gruppe.
Die gewählte Technik sollte unbedingt regelmäßig geübt werden, damit sie in akuten Stress-Situationen dann auch abrufbar ist.
Unter dem „Gegenentwurf“ versteht man die ständige Pflege persönlicher Interessen, seien es Chorsingen, Fußballspielen oder Briefmarkensammeln. Also Aktivitäten, die uns anregen, ein Kontrastprogramm zum (beruflichen) Alltag bieten, uns positiv herausfordern – und so vom negativen Stress ablenken.
Fernsehen mag zwar entspannend erscheinen, doch man ist dabei passiv und erreicht keine nachhaltige Stress-Reduktion. Wertvolle Zeit, in der man den Ärger des Tages verarbeiten und abschütteln kann, geht so verloren.
Es kann helfen, sich einen Plan zu machen, an welchen Tagen man den Fernseher auf jeden Fall auslassen und stattdessen etwa ein altes Hobby wieder aufleben lassen oder ein Treffen mit Freunden verabreden kann.
Gerade wer viel zu tun und das Gefühlt hat, dass der Tag nie genug Stunden haben kann, achtet oft nicht ausreichend auf seine Ernährungsweise. Es wird dann oft das Falsche, zu hastig und insgesamt zu viel gegessen und häufig auch zu viel Alkohol getrunken.
Zusammen mit Bewegungsmangel kann das zu Übergewicht führen, was Unzufriedenheit und Frustgefühle noch verstärken kann. Man sollte sich am Besten ein Repertoire an schnellen und gesunden Mahlzeiten zulegen, etwa aus der Mittelmeerküche, die sich auch gut vorbereiten lassen.
Arzneien, die Beruhigung versprechen gibt es zwar – sie sollten aber stets nur unter Kontrolle eines Arztes zum Einsatz kommen, und nicht einfach auf eigene Faust im Internet bestellt werden.
Als Beispiel nennt die Deutsche Herzstiftung Benzodiazepine, die für langfristige Stressbewältigung ungeeignet sind, weil sie schon nach kurzer Zeit abhängig machen und zudem erhebliche Nebenwirkungen (Konzentrationsschwierigkeiten, Benommenheit) haben können.
Führungskräfte müssen es richtig vormachen
Diesen Unterschied sieht man auch in den Ergebnissen der TK-Umfrage: Beschäftigte mit Führungs- oder Personalverantwortung arbeiten trotz Krankheit häufiger als Beschäftigte ohne zusätzliche Verantwortung. Führungskräften empfiehlt Brosi daher, das Thema Krankheit im Homeoffice spezifisch zu adressieren und die Vorbildfunktion nicht zu unterschätzen. Wer selbst krank aus dem Homeoffice arbeite, dürfe sich nicht wundern, wenn das Verhalten von Mitarbeitern automatisch übernommen werde.
Auch das schlechte Gewissen könne man abstellen, verspricht die Ökonomin. „Man muss im Team die Norm schaffen, dass man sich gegenseitig hilft und andersherum ja auch bei anderen einspringen würde. Das ist ein Nehmen und Geben.“
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