




Für manche Arbeitnehmer ist dieser Tag der schlimmste in ihrem gesamten Berufsleben: Sie ordern Snacks und Getränke, die Kollegen besorgen einen Blumenstrauß, der Chef hält eine Rede zu ihren Ehren. Ein warmer Händedruck, ein letztes Mal anstoßen. Dann endet die Karriere endgültig, und die neue, finale Lebensphase beginnt. Aber ist der Ruhestand wirklich so schlimm?
Mitnichten, resümieren zumindest Wissenschaftler der Utah-State-Universität in einer neuen Studie: Die Angst der angehenden Rentner ist nicht nur übertrieben, sondern auch unberechtigt. „Ruhestand macht weder einsam noch krank“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Aspen Gorry. Im Gegenteil: Er verbessert die Gesundheit und erhöht die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.
Für die Erhebung wertete Gorry die Daten einer seit 1992 dauernden Langzeituntersuchung aus. Darin machen 20 000 Teilnehmer regelmäßig Angaben zu ihrem körperlichen und seelischen Wohlbefinden, außerdem analysieren Forscher ihre gesundheitlichen Probleme, von Arthritis über Herzkrankheiten bis hin zu Diabetes. Und siehe da: Schon innerhalb der ersten vier Jahre nach der Pensionierung sind die Befragten mit ihrem Leben zufriedener. Mehr noch: Auch ihr körperlicher Zustand verbessert sich.
Typische Irrtümer von Riester-Sparern
Sie übersehen, dass die Verzinsung variabel ist. Die Bank kann also die Zinsen jederzeit senken. Nur Lebens- und Rentenversicherungen müssen laut Gesetz mindestens 1,25 Prozent Zinsen garantieren, ab 2017 sind es nur noch 0,9 Prozent. Für Banksparpläne gilt dieser Garantiezins nicht beziehungsweise erst, wenn das Sparguthaben in eine Rentenversicherung überführt wird. Dann sind die Versicherungsbedingungen zu diesem Zeitpunkt gültig. Garantiezins, Sterbetafeln, etc. können sich also während der Ansparphase noch deutlich zu Ungunsten des Sparers ändern.
Ihnen ist nicht klar, dass ein vorzeitiger Ausstieg aus dem Sparvertrag oder eine vorgezogene Rentenphase die Auszahlung drastisch schmälert. Denn es fehlen nicht nur Einzahlungsjahre, sondern auch die Rentenbezugsdauer steigt gleichzeitig. Es ist also weniger Geld für mehr Rentenjahre im Topf.
Die Riester-Rente lockt Sparer mit zwei Garantien: Der Auszahlung einer lebenslangen Rente, selbst wenn der Kapitalstock aufgebraucht ist, und der Garantie, dass die Einzahlungen, staatlichen Prämien und die bis zum Rentenbeginn aufgelaufenen Zinsgewinne für die Rente bereit stehen. Das bedeutet aber nicht, dass der Sparer die volle Summe nach zu Lebzeiten ausgezahlt bekommt. Es ist nur eine Garantie dafür, dass der Kapitalstock durch Investition in die falschen Anlagemärkte Verluste erleidet und dahinschmelzen könnte.
Sparer gehen häufig von einer halbwegs realistischen Lebenserwartung aus. Die Anbieter müssen jedoch so kalkulieren, dass sie auch bei Erreichen eines weit überdurchschnittlichen Alters noch eine Rente zahlen können, ohne das Geld anderer Sparer oder ihr eigenes Kapital aufzuwenden, sprich ohne Verluste zu machen.
Sie verwechseln Prognosen und Anlagevorschläge der Anbieter mit Garantien. Dabei gibt es zahlreiche Faktoren, die erheblichen Einfluss auf die Rente haben können. Zum Beispiel ein allgemein sinkendes Zinsniveau, gesetzliche Rahmenbedingungen, Änderungen in den Versicherungsbedingungen, im Steuerrecht und in den Sterbetafeln.
Sie vertrauen auf ihre Bank und ihren Kundenberater. Dabei ist ein Riester-Vertrag eine komplizierte Angelegenheit, bei deren Berechnung auch schnell Fehler passieren. Eine gründliche Prüfung aller Vertragsunterlagen ist Pflicht, am besten durch einen unabhängigen Berater, der gegen Honorar und nicht für eine Verkaufsprovision berät.
Sie konzentrieren sich auf die staatlichen Zulagen und unterschätzen die Steuern in der Auszahlphase. Dabei wird der volle Steuersatz auf das gesamte Guthaben fällig, egal ob Verrentung oder Einmalauszahlung. Vorteilhaft ist diese sogenannte nachgelagerte Besteuerung nur, weil der persönliche Steuersatz mit Renteneintritt in der Regel deutlich sinkt.
Doch wie passt das zu den zahlreichen Studien, die in den vergangenen Jahren die negativen Folgen der Rente betonten – und zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen Frühverrentung und kürzerer Lebensdauer ausmachten?
Der Grund: Anders als bisherige Untersuchungen berücksichtigen die Forscher um Gorry keine Pensionäre, die aus gesundheitlichen Gründen aus dem Job ausgeschieden waren. Denn dieser vorzeitige Ruhestand ist häufig ein Indiz für ein bereits bestehendes Leiden – das sich wiederum auf die Zufriedenheit auswirkt: „Wie positiv Rentner ihren Abschied aus dem Berufsleben wahrnehmen“, sagt auch Eckart Hammer, Professor für Gerontologie an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, „hängt maßgeblich davon ab, wie freiwillig sie diese Entscheidung treffen.“





Kampf gegen die Langeweile
Inzwischen mehren sich in Deutschland die Hinweise auf ein glückliches Leben jenseits von Büro, Baustelle und Werkbank. In einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa bezeichneten sich vor wenigen Wochen 88 Prozent der über 60-Jährigen als lebensfroh. Die Altersstudie des Versicherungskonzerns Generali aus dem Jahr 2012 zeigte ebenfalls, dass der Großteil der 65- bis 85-Jährigen mit ihrem Leben sehr zufrieden ist. Vielleicht auch deshalb, weil sich die Generation durchschnittlich zehn Jahre jünger fühlt, als sie tatsächlich ist. Fast die Hälfte empfindet ihr Leben als abwechslungsreich. Genau darauf kommt es an: „Rentner brauchen ein Projekt, das über ein einfaches Hobby hinausgeht“, sagt Altersforscher Hammer, „Langeweile ist die größte Herausforderung.“
Vor allem Männer hätten damit Probleme, da der Beruf meist über Jahrzehnte ihre einzige Beschäftigung war und ihre sozialen Kontakte meist aus der Arbeitswelt stammten. Frauen hingegen hätten schon mehr Brüche gemeistert, etwa durch längere Kinderpausen und den Wechsel von Voll- in Teilzeit.
Glaubt man Asghar Zaidi, Altersforscher an der englischen Universität von Southampton, entscheidet über das Glück im Alter aber auch der Wohnort. Er untersuchte kürzlich die Lebensqualität der Senioren in verschiedenen Ländern. Am besten haben es die Rentner in der Schweiz, Deutschland liegt immerhin auf dem vierten Rang von insgesamt 96 Staaten.
Doch egal, wo man alt wird: Um das Leben nach dem Berufsleben mit Sinn zu füllen, raten Experten zu ehrenamtlichen Tätigkeiten. Wie sagte einst der renommierte deutsche Psychiater Klaus Dörner: „Jeder Mensch braucht seine Tagesdosis Bedeutung für andere.“